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Deutsche Kriegszeitung — 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.29017#0029
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Nr. 5-2. Februar 1919 Preis 15 Pfenntg

JllirftrLerte Woc^en^AuKycrbe

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Sertrnee Koknt Anzeiyer

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klus grofzer Zeil

von einem nlten preuftischen Gffiziec.

L(? XXXIII.

Das Entstehen und Wirken des Regi-
ments Reinhard.

eider wnren viele Nnpoleuns und der
^ Soldnten so überdrnssig, dnß sie
selbst das Vnterland opserten, um von
ihnen besreit zu merden ... und während
mnn dergleichen dnchte. mnchte mnn uns
den Wnssenstillstnnd betnnnt, nnch dem
die Preußen nnd Englnnder die Pnriser
Barrieren besetzen sollten, während sich
die französische Armee hinter die Loire
;urnckziehen mußte. .. Bleich wie Tote
standen die alten Ofsiziere dn! . . . Wir
Dnren noch nnter dns Nichts gesunken: —
wir wnren ein erobertes Volk." — So
läßt Erckmnnn-Chatrinn seinen Kon-
skribierten nnch dem zweiten Sturze Na-
poleons sprechen, und es bedarf nur des
Ersntzes des Nnmens Nnpoleon durch
einen nnderen, der Preußen und Eng-
länder durch die Engländer, Frnnzosen,
Ameriknner nnd Belgier, der Loire durch
den Rhein und der „Pnriser Vnrrieren"
durch das linke Rheinufer, und wir
hnben unser eigenes Geschick in den
Worten des Franzosen vom Jnhre 1815
geschilderl,

Aber unter den deutschen Ossizieren
gab es solche, die sich nufrüttelten aus
der surchtbnren Erstnrrung, in die sie dns
unverdienle Geschick der unbesiegten Ar-
mee versetzt hatte, Männer, die fest ent-
schlossen mnren, vom Vnterlnnde noch ain
Rande des Abgrundes mit Anspnnnung
nller Kräste zu retten, wns zu retten war,
und unter ilmen mird für alle Zeiten der
Naine des Obersten Reinhard genannt
werden, der, im festen Vertrauen nuf sein
ü. Garde-Regiment zu Fuß, das treu an
seinem knmpferprobten Führer hing, seit
dem Einrücken der Truppen in Berlin

Serbien - Sulgarien - Türkei

Die soeben erschlenene vierfnrbige „Wöchentliche
Döllerlriegstarte" W14- 1919 Rnmmer 223 vom
Verlag Kriegshilfe München Nordweft enthält
sechs Karten zur geschichtlichen Entwicklung dieser
drei Länder nebft textlicher Übersi'cht. Einzel-
preis 33 pfennig. Monatliüi i,AZ Mark. Bezug
durch alle Buchhandlungen, auch im »eutralen
Auslande, und durch die Z)oft.

der Regierunn mit seinem Rnt zur Seite
stand, bereit, nlles zn wngen, um dem
wnchsenden Annrchismus in der Reichs-
hnuptstadt ein Ende zu mnchen. Am
25. Dezember 1918 wurde Oberst Rein-
hnrd vom Kriegsministerium mit dem
Kommando der Truppcn in Berlin be-
iraut, um bnld zu erkennen, dnß er dnzn
verurteilt sei, die Rolle einer Strohpnppe

lichen Schwierigkeiten zurückschreckt. Jhm
wnr klnr, dnß die Aufstellung einer zu-
verlässigen Trnppe Vorbedingnng für die
Ausübung des von ihm übernommenen
' Amtes sei, und er ließ sich dnher von
dem dnmnligen Kriegsminister Scheüch
mit der Vollmncht, eine solche Waffe ins
Leben zu rusm, versehen. Exzellenz

^ Lüttwitz, der für den Notfnll mit dem

Gberst Neinharck unci Ossjzierstelloectreter ^uppe

vom Zreiwilligen-lleginient lleinhncck in IZerlin.

zu spielen. Es wnr in der Tnt bei wnch-
sender Spnrtakusgefnhr keine Trnppe
zur Verfügung, mit der mnn die wichtigen
Staatsgebäude, wie die Reichsknnzlei,
dns Auswärtige Amt und dns Reichs-
knnzlerpalnis hätte verteidigen können.

Aber Oberst Reinhnrd war nicht der
Mann. der vor sck,t»!nbar unüberwipd-

Kommando der gegen Berlin hernnzu-
führenden Trnppen betraut war, stimmte
dem Plane nm nächsten Tage zu. —
Nun snß in seinem Depot Unter den
Linden ein echt dentscher Mnnn, wie
Oberst Reinhnrd dnrnuf bedacht, für das
Wohl des Landes und der Hnuptstndt
nlles ,m> tnn. wns in seinen Kräften stnnd.

Es wnr dies ser Osfizierstellvertreter
Suppe, der mit seinem kleinen Korps
zwnr zur Soldntenmehr gehörte, nber
von dieser nicht nnerknnnt wnrde, weil
er Renktionär nnd seine Truppe Gnrde-
truppe sei. Suppe ging sofort nuf des
Obersten Reinhards Vorschlng ein, sich
mit seinen Leuten nn der Bildnng eines
sür die Wiederherstellnng der Ordnung
eintretenden Regiments zn beteiligen.
und gewnnn nuch selne Unteroffiziere für
diesen Plnn.

Fn der Knserne des 4. Gnrde-Regi-
ments z. F. stellte Oberst Reinhnrd nus
Snppes Lenten und dem Rest seines nlten
4. Gnrde-Regiments zu Fuß dns „Frei-
willigen-Regiment Reinhnrd" nuf, dns
nm 24. Jnnnnr die Kopfstürke von 2800
Mnnn erreicht hntte.

Die Gründung dieses Regiments knm
nicht nm einen Tng zu früh. Durch die
Schwäche der Regierung wnren Trup-
pen der Gnrde-Knvnllerie-Schützen-Divi-
sion, die nm 24. Dezember erfolgreich in
Berlin gekämpft hntten, nnch Verhand-
Inngen nus Berlin zurückgezogen worden.
Der Spnrtnknsweizen blühte. Dns Ge-
bände des „Vorwärts"nnd W.T.B. fielen
in die chnnd der Spnrtnkisten, und am
6. Jnnnnr glnubten sich diese svgnr stnrk
genug, nnnmehr einen Hnnptschlng, den
Angriff nuf die Reichsknnzlei, zu
wngen.

Am 2. Fnnnnr nber hntte dns Regi-
ment Reinhnrd nach Abzng der letzten
Teile der Gnrde-Knvnllerie-Schützen-Di-
vision die Verteidignng Berlins über-
nommen nnd konnte sich dnher bei dieser
Gelegenheit zum erstenmnl mit dem
Spnrtnknsansgebot messen. Der Ans-
gnng des Knmpfes hütte den Anhängern
Liebknechts wohl znr Lehre dienen kön-
nen. Am Abend des 6. Fnnnnr setzien
die Spnrtnkisten znm Hnnptnngrisf gegcn
die Neichsknnzlei nn, der nnter dem flnn-
kierenden Schntz von nm llntergrnnd-
bnhnhof Wilhelmsplntz nnfgestellien Mn-
schinen-Gewehren nns der Leipziger
Strnße hernus erfolgte. Die Wnche des
Negiments Reinhnrd nnter dem Kom-
mnndo von Snppe wnr nber nnf dem
Posten und erwiderte, nnchdem die von
den Angreifern zu früh geworfenen
lßnndgrnnnten wirkungslos verpufft
waren, rnit einem Mnschinengewehrfener,
dns die nngreifenden Bnnden mit einem
Verlnst von 25 Toten nnd etwa 60 Ver-
wundeten in die Flncht schlng. Der Mnt
der Bnnden wnr aber noch nicht gnnz ge-
! brochen, wie zwei weitere kleine Vorstöße.
 
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