Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Mauer: Feldzeitung — 1917 (Juni-Dezember)

DOI Heft:
Hefte 9-12, August 1917
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2814#0076
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
weite gerade diese Zahl zu wiihlen, die doch auf den ersten
Blick durch nichtS begründet erscheint. Die Ursache, weshalb
unsere Ejsenbahnen diese Spurweite haben, reicht zurück bis in
die ersten Tage des Eisenbahnbaues überhaupt.

Als im Jahre 1825 George Stephenson seine erste Lokomo-
tive baute, nachdem er es nach langen Mühen durchgesetzt
hatte, daß ihm die Erlaubnis zur Ausführung einer Eisen-
bahnstrecke erteilt wurde, dachte er zunächst daran, mit der Bahn
ausschließlich Personen zu befördern. Jn der Tat dienten bei
seinem ersten Eisenbahnzuge zur Personenbeförderung einige
alte Postkutschen, die er ün seine Lokomotive angehängt hatte.
Auf den Gedanken, als Eisenbahnwagen Postkutschen zu nehmen,
war er dadurch gekommen, daß man ihm bei der Konzession
zum Bau seiner Eisenbahn engherzigerweise die Vorschrist ge-
macht hatte, daß die Spurweite derselben nicht mehr betragen
dürfe, als die für die damaligen englischen Postkutschen vorge-
schriebene Breite zwischen beiden Rädern, nämlich fünf eng-
lische Fuß. Stephenson versuchte zunächst, seine Lokomotiven
nach dieser Vorschrist zu konstruieren. Während aber bei un-
seren deutschen Lokomotiven die beiden Zylinder außerhalb der
Riider liegen, lagen sie bei der Stephensonschen Lokomotive
innerhalb der Räder. wie dies bei den englischen Lokomotiven
heutzutage noch immer der Fall ist.

Jn den engen Rahmen der vorgeschriebenen fünf eng-
lischen Fuß vermochte aber Stephenson zwei Zylinder nicht
unterzubringen. Es wmde ihm schließlich gestattet, die Spur-
writ« so weit zu vergrößern, daß er innerhalb des Rädergestells
seiner Lokomotive zwei Zylinder anordnen konnte. Stephenson
kam hierbei auf. eine Spurweite von fünf englischen Fuß und

achteinhalb Zoll, und deshalb setzte er auch die als Personen-
wagen dienenden Postkutschen aus ein Rädergestell, das diese
Spurweite hatte. Die englische Eisenbahn wurde also aus den
erwähnten Gründen mit einer Spurweite von fünf Fuß und
achteinhalb Zoll ausgeführt, und die gleiche Spurweite hatten
felbstverständlich alle weiteren Lokomotiven, welche aus der
Stephensonschen Jabrik hervorgingen. Als nun die ersten Eisen-
bahnen auf dem Kontinent gebaut wurden, hatte man noch
keinerlei Erfahrung im Lokomotivenbau, und man bezog damals
jahrelang alle Lokomotiven aus England, wie auch das zu ihrer
Wartung und Bedienung notwendige Personal aus England
kam. Die von dort gelieferten Lokomotiven aber hatten alle
die Spurweite von fünf Fuß und achteinhalb Zoll, was nach
unserem heutigen Maß 1435 Millimeter ergibt.

Als man auf dem Kontinent endlich begann, selbständige
Lokomotiven zu bauen, waren schon einige Strecken von eng-
lischen Jngenieuren hergestellt, mit englischen Lokomotiven be-
fahren und mit dieser Spurweite versehen worden, und es blieb
somit nichts anderes übrig, als die an dieselben sich anglie-
dernden Anschlußstrecken mit derselben Entfernung der Schienen
voneinander weiter zu bauen, üm einen Verkehr zu ermöglichen.
So hat sich bis auf den heutigen Tag für Spurweite aller
europäischen Eisenbahnen die sonderbare Breite von 1435 Milli-
metern erhalten, mit Ausnahme der russischen Eisenbahnen,
die eine größere Spurweite haben. Während infolgedefsen auf
dem ganzen europäischen Kontinent die Wagen eines Staates
auf den Schienensträngen aüer anderen Staaten laufen konnten,
war beim Verkehr nach Rußland ein ständiges Umsteigen der
Passagiere und Umladen der Güter nötig. „K.Z." der 4. Annee.

Der Bebmiker. Ein drolliger Vorfall mird dem Höchster Kreisblatt
berichtet. Zu einer Verkäuferin, die auf dem Wochenmarkt einen dicken,
gelben IkürbiS im AuSschnitt verkaust, tritt ein Herr° heran. „WaS kostet
diese« Stück da?" fragt er und die Antwort lautet: „Ferzig Fennigl" —
„Dann, bitte, geben Sie eS her!" — DaS geschieht und der Käufer zieht
ab. Nach «iner Mertelstundc aber kommt er in Eilschritten wieder: „Ja,
sagen Sie mal, waS haben Sie mir denn da verkaust? DaS ist ja gar
kein Käse!"

Der arme Zacker. Neulich laS ich eine Katte von einem Kameraden
auS Bayern. Da stand unter anderem: „Der Kaffee, den wo mir hier
ktttgrn, is so stark, rin Stück Zucker, wenn man hineinschmeißt, nachher
schreit e« um Hilfe." , ,

Bei uns ist LiebeSgabenverteilung gewesen. MeS ganz nette, nütz-
lich« Sächelchen: Pfttfen, Hofertträger, Btteftaschen, Zigaretten, Spiel-
karten usw. Und um jedeS Teil fein und säuberlich immer ein bunteS
Taschentuch gedreht. Tiptop. AlleS zuftteden, sintemal die LiebeSgaben
in letzter Zttt immer seltener werden. AbendS im Unterstand in den
„Betten" unterhalten wir unS über die unverhoffte Gabe. Und schließlich
meint einer, daS müffe doch wohl etwaS zu bedeuten haben, daß um jedeS

Stück ttn Tafchentuch gttchlagen sei. Ja, daS müffe waS bedeuten-

Aber waS? Niemand weiß eS. Endlich kommt aber doch auS der Ecke
link» oben, von der „Beletagc", wo der „KöbcS", ein Kölner, liegt, deS
Rätsel« Lösung: „Dat hät nix andersch zo bedögge, alS dat se wesse, dat

m'r de Na« voll han --"

» »

Neben einer auf Neuseeland schon sttt längerer Zttt wittenden
protestantischen MisfionSstatton ließ stch in ziemlich gettnger Entsernung
«ine katholische nieder. Die Konkurrenz fürchtend, vettestten die protestan-
ttschen Mffsionär« an ihre Täufling« ztttwttlig Tabak.

Darauf machten die Katholiken «ine Eingabe an die Kolonial-
behörde. in der sie auf da« unchttstliche ttneS derattigen MissionSbetttebeS

hinmiesen. Auf Weisung der Behörde iverden Tabaisvetteilungen ttnge-
stellt, und alSbald macht sich eine auffallende Verminderung deS Bibel-
stundenbesuchs vernierkbar.

Eines Morgens begegnet der MissionSvorsteher dem Häuptling des
nächsten DorfeS und fragt bekümmert nach dcni Grund der Lauheit seiner
Stammesgenoffen. Die Antwott beschränkte sich aus die Wotte: „Nix
Tabak, nix Halleluja."

Der „Dienstweg". Dieser Tage hörte ich meinen oielgcplagten Wacht-
meister seufzend auSrufen:

„O Herrgott, ich glaube, heute wättt Du noch nicht mit der Er-
schaffung der Welt ferttg, wenn Du dazu die .Matettalien' hättest auf dem
Dienstweg anfordern müffen!"

Jn eineni Straßenbahnwagen auf dem westlichen KttegSschauplatz,
nicht weit von der Front, sitzen dichtgedrängt die Feldgraurn. Ein ziem-
lich lauter Schreiber behauptet mit der Sicherheit eine«, der eS wiffen muß,
daß wir keinen Wintetteldzug mehr erleben werden.

„Wat," läßt sich darauf ein waschechter Berliner vernehmen, „dann
hani we woll det janze Jahr Sommer?"

*

Wir stehen in drangvoll fürchterlicher Enge, um unsere neuen Brot-
karten in Empfang zu nehmen. Beim Nachschieben natürlich große Drängeltt,
wobei eine weibliche Stimme au« dem Hintergrund rttönt: „Drückt doch
ntt eso, dat sinn mer ja jarnich mehr gewönnt, seit uns' Männer im
Feld stönn!" (Jugend.)

Rätsel-Ecke.

Auflösung der Aufgabe aus Nr. 11:

Jn etwa 4 Stunden, 44 Minuten.

Rätsel.

Auf einem Dache sitzen viel« Dögel, da kommt ein Vogel zugeflogen
und spttcht: „Guten Tag ihr Hundert!" Einer oon den vielen fpttcht:
„Wir sind keine hundert; wenn wir noch einnial so viel wären und noch
die Hälfte und den oierten Teil dazu und du Vogel zähttest auch noch mit,
dann wären eS hundert." Wieviel Vögel saßen aus dem Dache?

(Auflösung in nächster Nummer.)
 
Annotationen