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Die Mauer: Feldzeitung — 1917 (Juni-Dezember)

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Hefte 18-21, Oktober 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2814#0140
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ihres Ernährers in ernste Berlegenheiten, so daß sie die Erb-
schost wegen Ueberschuldung auSschlagen. Der Nachlaß ein-
schließlich der Lebensversicherungssumme wird dann von den
Gläubigern zur Deckung der Schulden in Anspruch genommen-
Die Hinterbliebenen gehen somit völlig leer aus.

Der Krieger — selbstverständlich apch jeder andere Ver-
sicherte — jkann dieses verhüten, indem er den Versicherungs-
verträg gegenüber der Versicherungsgesellschast ausdrücklich un-
widernlflich zugunsten bestimmter Dritter (der Ehefrau, der
Kinder, der Eltern usw.) noch nachträglich ändert. Jn diesem
Falle können die Gläubiger auch nicht bei Lebzeiten des Ver-
ficherten die Versicherungssumme psänden, was besonders in
jetziger Zeit von großer Bedeutung ist.

Sind im Versicherungsschein allgemein die Erben be-
zeichnet, dann fällt die Versicherungssumme den gesetzsichen
Erben zu, sofern ein besonderes Testament zugunsten einzelner
Personen nicht gemacht ist.

Dieser Umstand ist besonders bei kinderlosen Eheleuten
zu beachten. Der Ehemann will meistens, daß die Versicherungs-
summe ungeteilt seiner ' Ehefrau zufließe, da ja durchweg sie
mit für die Aufbringung »der Prämien gearbeitet hat. Sind
nur die „Erben bezeichnet".. dann erhält die eigene Ehefrau
nur die Hälste der Bersicherungssumme, denn die andere Hälste

erhalten gemäß § 1931 B. G. B. die überlebenden Eltern deS
Versicherten bezw. deren Abkömmlinge.

Um ganz sicher zu gehen, empsielt es sich, daß der Krieger
folgendes Schreiben verfaßt und alsbald unter Beglaubigung
der Unterschrist durch den Gerichtsoffizier seines Truppenteils
absendet:

» , Jm Felde den........

An

die Lebensversicherungsgesellschaft

^ in...._

Hiermit erkläre ich, daß der von mir mit Jhnen abge-
schlossene Versicherungsvertrag ausdrücklich unwiderruflich zu-
gunsten meiner (Ehefrau, Kinder, und zwar namentlich auf-
zuführen) zu gelten hat. Jch bitte um Bestätigung dieses
Schreibens.

Unterschrist

Es empfiehlt sich, vor Absendung des Schreibens sich
durch einen bei der Darppe befindlichen Juristen näher belehren
zu lassen. Die maßgsbenden Vorschriften befinden sich in den
§§166,167 Versicherungsvertrags-Gesetzesund§§330,331 B.G.B.

A. Finhold, .

Direktor der Kriegerdank-Treuhand-Gesellschaft, Braunschweig, Münzstr. S,ll.

H e i t e r e s.

Der Ma»« vom Dorf. Jn der Zahnstation eines Reseroelazaretts
sttzt auf dem Schinderstuhl mit zurückgelehntem Haupt ein alter Land-
sturmmann und läßt stch seine im Felde beschädigten Kauwerkzeuge wieder-
herstellen.

Der Zahndoktor, ein sehr würdiger Herr, hat seine Arbeit beendet
und gibt daS seinem Patienten zu verstehen.

Der biedere Krieger bleibt ruhig in seiner bequemen Stellung liegen,
trotz der Aufforderung deS ArzteS: „Sie sind fertig!"

Der Alte stiert an die Decke und sagt keinen Ton.

Dem Arzt wird die Sache nun doch zu dumm, und er fragt in
militärischem Tone: „Wollen Sie denn noch waS?"

„Sie können mir gleich noch den, Bart abnehmen, Herr Doktor,"
arUwortä der Feldgraue lakonisch. (Lust. Bl.)

Kiadernmnd. Jn der Kinderbewahranstalt spielen wohlhabende
und arme Kinder miteinander und kommen darauf, zu raten, woher die
Kinder kommen. Ein Mädchrn meint: „Mich hat der weiße Storch ge-
Lacht." Ein andereS sagt: „Mich hat mein Papa in eincm großen Spiel-
warenladen gekauft." Worauf der arme Tischler-Seppel sagt: „Mei Voater
iS arm, der macht alles selber."

Peinlich. ^Die Frau Doktor ist mit den Kindern in die Sommer-
frische gereist, und die Sorge um den Herrn Gemahl, einen vielbeschäftigten
Arzt, hat die erst seit kurzem im Doktorhause tätige Köchin übernommen.
Der einfache Landaufenthalt, den man der Kriegszeit wegen dem Seebade
vorzog, bietet in den nahen Wäldern eine überreiche Fülle von Himbeeren.
Damit im Kriege nichtS ungenützt bleibe, streifen die Kinder Tag für Tag
hinauS auf die Beerensuche, und Frau Doktor schickt den sauber ausge-
lesenen Segen heim mit der Weisung, daß Lina, die Köchin, die Früchte
einkochen sowie zu Sast und Marmelade verarbeiten soll. Bei der Rück-
kehr freut man sich, den Ertrag der so fleißig verbrachten Ferien in
schmackhaster Form wiederzusehen. Da die Stärke der Köchin in der'Saft-
bereitung liegt, findet Frau Doktor in der Vorratskammer lange Reihen
fauber geordneter, verschiedenartiger FläschcheN voll deS schönsten roten
SasteS. Banger Ahnung voll stagt fie: ' .

„Wo haben Sie denn alle die vielen kleinen Flaschen her?"

„O, die brochten immer die Leut' am Vormittag, und de» Abends
standen ste im Herrn Doktor seinem Zimmer leer herum. Da hab' ich ste
alt genommen." (Berl. Jllustr.)

Die gekränkte Unschuld. Ssuchomlinow: „Es gibt keine Gerechtig-
keit mehr: mich sperren sie lebenslänglich ins ZuchthauS, und der Grey
wurde zum Lord gemachtl"

* »

Leutnant (zum Vizefeldwebel, der sich verabschiedet, um nach zwölf-
jähriger Dienstzeit in den Zioildienst überzutreten): „Sie bekommen eine
Zioilstellung hier in der Stadt?"

Feldwebel: „Jawohl, Herr Leutnant." '

Leutnant: „Na, da sehen wir unS wohl nochmal dann und wann —
übrigens — äh — was werden Sie denn?"

Feldwebel: „Gerichtsvollzieher, Herr Leutnant."

» »

> «

Herr Hans Johannsen, Lehrling bei Jacobsen L Co., Export, Ham- '
burg, beginnt Englstch zu lerncn, weil im Export alles Englisch können
muß. Aus der ersten Seite der Grammatik findet er „sure"-^daS s wird
ausgesprochen wie in stanzösisch „jour". Er kauft einc stänzösische Gramma-
tik und findet dort, „das j wird ausgesprochen wie daS italienische gi
aber ohne den d-Vorschlag". Er kauft eine italienische Grammatik und
findet dort: „gi. Dieser Laut entstand unter arabischem Einfluß und wird
ausgesprochen wie das arabische gim." Er schreibt jetzt an einen Orienta-
listen, wie „gim" im Arabischen ausgesprochen wird und erhält die Ant-
wort postwendend: „Es ist falsch, zu glauben, ,gim° werde im Arabischen
anderS ausgesprochen als in Türkisch, Persisch und Hindustani; es gibt
nur einen einzigen arabischen Dialekt, in welchem es fich verhärtete." —
Auf dies hin kniff Hans Johannsen bei Jacobsen L Co. aus, weil er er-
kannte, dsß der Export nicht sein Beruf sei.

Rätsel-Ecke.

Auflösung der Rechenaufgabe aus Nr. 20:

Lehmann gibt Müller 2 Marken zu 20 Pfg. und S Marken zu
3 Pfg. — SS Pfg. und erhält dagegen von Müller 7 Marken zu 7'/, Pfg-

Pfg-

Silbenratsel.

AuS den nachfolgenden Silben sind 7 Wörter zu bilden, deren An-
fangsbuchstaben, von oben nach unten gelescn, ein deutsches Gebirge nennen:
an — burg — en — es — fo — ge — gi — man — när — ne — nen
— nie — nor — or — or — pe — tan — ri — sin — te — tels —
to — ve — zi.

Die Worte bezeichnen l. Dienstgrad, 2. Stadt in Ostpreußen, 3. Blume,
4. Sprache, 6. Konzert, 6 Pflanze, 7. Volksstamm. Sergt. E.

(Auflösung in nächster Nummer.)
 
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