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Nr.7

Sonntag, den 2. Ianuar


Zur Iahreswende!

„Sei uns das Ewige nur immer recht gegenwärtig, so leiden wir nicht an der vergänglichen Zeit." DaS
sagt Goethe irgendwo, und mit diesem Wort eines großen Deutschen grüßt Euch, Kameraden, der Meldereiter zur Jahreswende. Wenn
uns in der Flucht der Tage, in dem Kampf ums Dasein, in dem Ernst des Krieges „das Ewige immer recht gegemsärtig ist,* das Un-
sichtbare: die Liebe zur deutschen Heimat, der Glaube an dcn lebendigen Gott, die Hingabe an die heilige Pflicht — dann schreiten wir
aufrecht, geduldig und zuversichtlich über die Schwelle des Jahres. Dann haben wir den Fuß wohl noch in Ungewittern, aber das Haupt
in Sonnenstrahlen.

Es trifft sich allemal gut, daß dem Jahreswechsel das Weihnachtsfest dicht vorausgeht. Denn von dort füllt ein heller, reiner Licht-
schein der Ewigkeit in dieses dunkle, vecworrene Erdendasein. Und von dorther, von dem, der den Heldenweg ging, den Opfergang und
SiegeSlauf — von Jhm kommt die Gewißheit, die allem Vergänglichen überlegen ist, und die wie sonst nichts in der Welt uns Feldsoldaten
Tatkraft und Tragkraft zu verleihen vermag: „Jch bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges unS scheiden
kann von der Liebe Gottes."

Helm ab, Kameraden, und gesprochen zur Jahreswende, wie der General Uork, der Tiserne, vor 100 Jahren gesprochen hat im
Kreise der Offiziere seines Stabes am Morgen der Schlacht:

Den Anfang, Mitt' und Ende,

Herrgott zum Besten wende. 8.

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-K«; iinrerer vlvlrlon » «-

Der Drachenballon in Not.

Am 7. vorigen Monats nachmittags riß unter
dem herrschenden Sturmwind das Haltekabel
des Sundgauer FesselballonS und dieser trieb
frei aü. Aus diesem Anlaß wurde vielfach
die Frage gestellt, ob und wie in diesem Falle
am Ballon vorgesorgt sei. Nachfolgendes mag
kurz die Frage beantworten:

Daß man in einem runden, einem „Kugel-
ballon" frei fliegen kann, ist altbekannt. Bei
der merkwürdigen, zylindrischen Form des
Fesselballons scheint dies Manchem zweifelhaft
zu sein, ist aber grundlos dieser Zweifel;
denn durch die Gasfüllung, die leichter als
die Luft ist, wird jede Form der Hülle
frei getragen. Diese Form spielt auch
keine Rolle hinsichtlich des Luftwiderstandes;
denn jeder Ballon treibt ja ohne Widerstand
mit dem Wind. Für den Korbinsassen des
frei fliegenden Drachenballons gelten also
führertechnisch die gleichen Regeln und Gesetze,
wie für den Führer im Kugelballon.

Der Drachenballon ist für eine „Abreißfahrt"
eingerichtet: er hat eine Ventilleine, durch
die ein Ventil gezogen, dem Ballon Gas ent»
zogen und dadurch das Aufsteigcn in zu
große Höhen vermieden werden kann. Ferner
ist eine Leine vorhanden, durch die die Hülle
teilweise aufgerissen und ein sehr plötzliches
Ausströmen des Gases bewirkt werden kann,
was bei der Landung sehr wichtig ist. Wird
nämlich die Reißleine vor dem Aufsetzen des
Korbes auf der Erde, etwa in Baumhöhe,
gezogen, dann entleert sich der Ballon so
rasch, daß er später am Boden zusammenfällt
und nicht unter Wind, wie ein Segelschiff,
endlos weitergetrieben und der Jnsasse zu
Tode geschleudert wird.

Nach dem Abreißen des Ballons, das der
Jnsasse oft gar nicht verspürt und diesem erst
durch das Telephon (Verbindung besteht vom

Korb zur Erde) rasch mitgeteilt wird, schnellt
der Ballon rasch in große Höhe. Durch
Ventilzug wird diese beschränkt, hierdurch
gleichzeitig auch dem Platzen der Hülle unter
dem geringeren Lustdruck vorgebeugt. Dann
beginnt der Fall und damit die Sache ge-
fährlich zu werden. Die Geschwindigkeit des
Falles nimmt mit jedem Meter zu, kann aber
durch Abgabe von Ballast in Form von Sand —
im Korb sind stets ein bis zwei Sack vor-
handen — oder von AuSrüstungSgegenständen
und Jnstrumenten des Korbes abgebremst
werden. AllerdingS ist die verfügbare Ballast-
menge sehr gering und die Landung kann zu
einem sehr kräftigen Aufschlag mit Beschä-
digungen des Ballonmaterials und deS Korb-
insassen werden. Fallbremsend wirkt auch
noch daS am Ballon hängende abgerissene
Stück des Fesselkabels, das sich bei der Lan-
dung meterweise am Boden auflegt und da-
durch der Hülle Gewicht abnimmt. So wirkt
das Kabel günstig, hingegen sehr mißlich,
wenn dasselbe über Starkstromleitungenschleift.
Dann wird der Ballon in Brand gesetzt.

Bei Abreißfahrten, bei denen der Wind
gegen die feindliche Linie treibt, ist natürlich
kräftigstes Zugreifen des Korbinsassen nötig,
gegebenenfalls durch Anreißen der Ballonhülle
in großer Höhe mittels der Reißleine, um
das Ballonmaterial innerhalb der eigenen
Linie noch zu bergen und der schmählichen
Gefangenschaft zu entgehen. Jn diesem Falle
wird der ganze Vorgang vom Abreißen bis
zur Landung sich in 5 bis 8 Minuten abzu-
spielen haben. _ Hptm.

Dicht halten!

Dielleicht wird's noch einmal Sprichwort,
daß man einem, der über irgend ein Gerücht
gern nähere Auskunft hätte, den Rat gibt:
„Da mußt Du die A—er*) fragen!" Wenn
wieder etwas in der Luft hing, wenn plötzlich
von einer Verlegung die Rede war und man

*) Die Zivilbevölkerung.

wußte nicht genau: geht'S nach Serbien oder
an die Dardanellen oder — in die sogenannte
„Ruhe", dann kam allemal der letzte und
sicherste AuSweg: man muß nur die A—er
fragen! — Und die haben fast immer mehr
gewußt als wir.

DaS kommt daher, weil es immer Leute
gibt, die nicht dicht halten können.

Durch einen Zufall oder durch eine dienst-
liche Beziehung hat einer die Neuigkeit erfahren.
ES wäre ganz selbstverständliche Soldaten-
pflicht, kein Wort davon einem andern gegen-
über zu verlieren. Wenn's eben keine Neuig-
keit wäre! Das ist das Derflixte dran. Um
eine Neuigkeit für sich zu behalten, muß einer
schon sehr stark sein. Die drückt und zwickt
einem so lange, bis sie raus ist. Die lüßt
einem keine Ruhe, bis man sie einem andern
„unter dem Siegel tieffter Verschwiegenheit*
(selbstverständlich!) erzählt hat; den quält sie
dann genau so, bis er sie unter derselben
Bedingung (selbstoerständlich I) weiter gegeben
hat. Und am selben Abend oder schon etwaS
vorher weiß eS das ganze Dorf.

Dazu hilft noch ein anderes: ein biffel
renommieren tut jeder gern! 's ist doch eine
feine Sache, wenn im Wartesaal oder imZug
oder auf der Straßenbahn alle Blicke und
alle Ohren auf einen gerichtet sind und die
„Zivilisten* mit Mund und Nase die Neuig-
keit von der Front verschlingen.

Aber „renommieren* ist ein Fremdwort. Und
daS ist gut so. Denn man bezeichnet damit
eine Art, die deutschem Wesen fremd ist, fremd
sein sollte. Wer wir auch sein mögen, vom
General biS zum letzten Landwehrmann, wir
tragen mit unserm feldgrauen Rock ein großes,
grenzenloses Vertrauen. Daß unser Volk das
zu uns hat, ist unser großer, heiliger Reich-
tum, und seiner wert zu sein, ist unsre große
heilige Pflicht. Und diese Pflicht umschließt
nicht nur Kampf, Verwundung und Tod,
sondern sie fängt wie alles Große mit dem
Kleinen an. Zu diesem Kleinen, das als
Ursache große, unabsehbare Wirkungen haben
 
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