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dersLm-Mu

KriW-ZelluW

Bezugspreis für Mannschaften der Division
1ü Pfennig monatlich, fiir Offiziere 50 Pfg.
Durch die Post 50 Pfg. ohne Zustellgebiihr

Erscheint wöchentlich Man bestellt bei der
8. Landwehr-Division, Armee-Abt. 8 W>
Herausgegeben von der 8. Landw.-Dioision

Ar. 60

Sonntag, den 7. Ianuar


Weaenznoten.

Noch zittert in der kriegsdurchtobten, waffen-
starrenden Welt die gewaltige Erregung nach,
die das Friedensangebot der Zentralmächte
ausgelöst hat, da gibt die Note, die der Prä-
sident dcr Vereinigten Staaten von
Amerika am 21. Dezember dem Auswärtigen
Amt in Berlin aushändigen ließ, einen wei-
teren Anstoß znr Aufrollung der Friedens-
frage.

Unter Berufung auf die fchweren Schäden
für die Vereinigten Staaten und die übrigen
neutralen Mächte, die aus einer Weiterfüh-
rung des Krieges erwachsen müssen, über-
mittelt der Leiter des mächtigsten nicht am
Kriege beteiligten Staatswesens allen krieg-
führenden Mächten den Vorschlag, durch
„Meinungsaustausch der Bedingungen" den
Weg zu einer Konferenz zu ebnen, die den
Krieg beenden soll. Nach Vorgang der
Schweiz unterliegt es keinem Zweifel, dah
die wichtigsten der übrigen neutralen Staaten
sich dem Schritt der Vereinigten Staaten
anschließen.

Schon am 26. Dezember erfolgte die
deutsche Antwort auf die amerikanische
Note. Die deutsche Regierung schiebt darin
den Wagen wiederum ein Stück vorwärts,
indem sie einen positiven Vorschlag macht,
durch den das auch von Amerika und den
andern Neutralen angestrebte Ziel, der Friede,
zu erreichen ist. Von dem Standpunkt aus-
gehend, daß ein unmittelbarer Gedankenaus-
tausch zwischen den Kriegführenden der geeig-
netste Weg zu diesem Ziel ist, schlägt sie den
Zusammentritt vonDelegiertenderkrieg-
führenden Mächteaneinemneutralen
Ort vor.

Zweifellos wird die schnelle und in einem
brauchbaren Vorschlag gipfelnde Antwort
Deutfchlands, die sich mit den gleichzeitig über-
gebenen Noten seiner Verbündeten deckt, bei
den Neutralen und allen wahren Friedens-
freunden den besten Eindruck machen, hat
doch die Reichsleitung innerhalb Monatsfrist
zum zweiten Male ihre Bereitwilligkcit zu
erkennen gegeben, -en Krieg zu beendigen.
Es bleibt jetzt abzuwarten, was unsere Feinde
auf das Wilsonsche Angebot antworten werden.
Die Stimmen, die — zunächst inoffiziell —
auf das Friedensangebot des Reichskanzlers
von seiten unserer Feinde antworteten, lassen
leider alles andere eher erwarten, als cine
gleich gute Aufnahme der Wilsonschen Anre-
gung zu Friedensschritten, wie sie von unserer
Regierung erfolgt ist. Unversöhnlichkeit und
Gehässtgkeit haben im feindlichen Lager alle
Brunnen vergiftet, und die ausdiesen Brunncn
trinken, sehen oder wollen in unsercrFriedens-
bereitschaft nur ein Eingeständnis unserer
Schwäche sehen. Man wird sich jenseits der
Kampffrontenerst von derTatsache überzeugen
müssen, daß bei uns und unserenVerbündeten
weder das Friedensbedürfnis so überragend
ist, daß wir einen Frieden in Kauf nehmen
müßten, der uns die geforderten Sicherheiten
für unsere nationale und wirtschaftlicheFort-
entwicklung oersagt, noch daß uns die Mittel

fehlen, den Krieg, wenn cs sein muß, ebenso
erfolgreich fortzuführen, wie wir ihn in den
zweieinhalb Kriegsjahren geführt haben.

Bei der Volksstimmung in den Ländern
unserer Feinde und bei der Kläglichkeit ihrer
bisherigen Erfolge ist es wohl möglich, daß
die Regierungen das vermittelnde Angebot
der neutralcn Regierungen nicht kurzerhand
ablehnen, vielmehr eine ausweichende Antwort
geben werden. Auch ist nicht ausgeschlossen,
daß sie planmäßig auf eine Sprengung der
einmal eingeleiteten Verhandlungen zu einem
ihnen geeignet erscheinenden Zeikpunkt hinar-
beiten. Jn jcdem Falle werden es unsere
Feinde noch einmal mit den Mitteln versuchen
müssen, die sie bisher vergeblich angewendet
haben, mit der Aushungerung oder blind-
wütendem Anlauf auf allen Fronten unter
neuen Massenopfern. Die Hand am fiegge-
wohnten Schwert, können ul..» Möz-
lichkeiten ruhig entgegenfe'heni

Deutschland und seine Verbündeten haben,
gestützt auf ihre günstige Lage, die Friedens-
hand geboten, um Opfer zu vermeiden, die
am Ergebnis dieses Krieges doch nichts ändern
können. Stößt der Feind frivol oder berech-
nend diese Hand zurück, so mag er kämpfen,
bis das Schwert kraftlos seinem Arm ent-
fällt. Ein anderes gibt es dann für ihn nicht.

Hus unserer vwislon

Ltwas von Schwarzwald und
vogesen, Iura nnd Alzien.

Wer bei klarem Wetter von eincr Berges-
warte des Sundgaues in die Lande Ausschau
hält, vor dem tut sich eine manigfaltige und
wundersame Gebirgswelt auf: Jm Nord-
westen die Vogesen, im Osten der Schwarz-
wald, im Süden und Südosten aber die
blauen Ketten des Jura und, diese übcr-
ragend, die schimmernden Zinnen der
Alpen. Eine unendliche Fülle wcchselnder
Formen fcsselt das Auge. Des Schwarzwalds
und der Vogesen Art gibt sich uns in breit-
gelagerten Rücken und gerundeten Kuppen,
in sreundlichen Hängen und friedvoll ge-
betteten Mulden zu erkennen. Jura und
Alpen dagegen redcn eine andere Sprache.
Hier bcherrschen langgestreckte Höhenzüge,
scharfkantige Gipfel, jähe Abstürze und wild-
eingerissene Schluchten das Landschaftsbild.
— Woher kommen wohl die mcrkwürdigen
Wescnsunterschiede der vier Gebirge? Wie
mag es überhaupt bei dem Aufbau der Berge
zugegangen sein? Um dicse Fragen beant-
worten zu können, müssen wir einen langen
Gang rückwärts tun in die Lcbensgeschichte
unserer Muttcr Erde.

Aus der Schule schon wissen wir, daß die
Erde vor Millionenjahren, also vor Zeit-
räumen, die menschlicker Geist nicht zu fassen
vermag, eine feuerflüssige Kugel war und
daß sie sich in der eisigen Kälte dcs Weltalls
allmählich abgekühlt hat; ähnlich, wie der
glühendflüssige Auswurf eines feuerspeienden!

Berges, die Lava, von außen nach innen er-
kaltet und schließlich erstarrt. Bei diesem
Vorgange ü^erzog sich die Oberfläche des
Erdballs nach und nach mit einer festen Kruste,
mit einem Panzer, der den feuerflüssigen Kern
umschloß.

Wäre der Wandel von der brodelnden Glut-
masse zur harten und kalten Erdrinde ohne
Zwischenfälle verlaufen, dann wäre die Erd-
oberfläche hübsch glatt geworden, sie wäre
aber auch, wie wir dies an ihren ungestörten
Teilen z. B. an der ruffischen Tiefebene sehen
können, höchst langweilig ausgefallen. Zu
unserem Glück brachte das Walten der Natur-
gesetze Wechsel in die drohende Einförmigkeit.

Wie jedcr erkaltende Körper sich zusammen-
zieht, so schrumpfte unter dem Zwange der
Abkühlung auch der feuerflüssige Erdkera
zusammen. Die Folge davon war, daß sich
zloisch'n ih— >wd k°iner feste» NmhMung
Hohlräume bildeten, über denc.- die erstarrten
Erdschollen gewölbartig ruhten. Diese Hohl-
räume füllten sich gleichzeitig mit den Gasen,
die vom glühenden Kern abgegeben wurden
und durch die festgefügte Decke zunächst
keinen Ausweg fanden. Allmählich entwickelte
sich in solch einem Gewölbe ein immer stärker
werdender Gasdruck, bis schließlich die Decke
nachgab und in die Luft gesprengt wurde.
Dann stürzten und rutschten die Gewölb-
schollen dem Gesetz der Schwere folgend in
die Tiefe, sich von Neuem dem Erdkern auf-
lagernd. Oft haben sich auch die Vorgänge
dank einer ruhigen Entspannung weniger ge-
waltsam abgespielt; dann glitten die Erd-
rindeschollen sanft und unmerklich nach unten.
An allen Oertlichkeiten aber, wo ein Ein-
stürzen oder Abreißen und Abgleiten von Erd»
rindenstücken eintrat, entwickclten sich Höhen-
unterschiede und mit ihncn Gebirge. Hand in
Hand mit dieser Art der Gebirgsbildung ging
indcs oft noch eine andere, die „Faltung".
Jhr Wesen machen wir uns am besten an
einem Versuch klar. Wenn man auf einen
Tisch ein Stück Tuch ausbreitet, dessen eine
Seite festhält und die andere wagrecht da-
gegenschiebt, so wird das Tuch eine Anzahl
neben einander herlaufender Falten schlagen.
Aehnlich mußte es einer Erdtafel ergehen,
die durch Seitenschub gegen einen Widerstand
gepreßt wurde. Sie mußte sich zu Falten
aufrichten d. h. nach einer bestimmten Richtung
zu nebeneinander laufcnden Gebirgszügen an-
stauen. Schwarzwald und Vogesen einerseits,
Jura und Alpen anderseits sind treffliche
Beispiele für die beiden geschildertcn Möglich-
keiten der Gebirgsbildung, durch Einsturz und
durch Faltung.

Der Schwarzwald und die Vogesen be-
standen ursprünglich aus einem Stück. Nnter
dieser einheitlichen Masse entstand ein Hohl-
raum, dessen Decke einbrach und in die Ticfe
stürzte. Die Pfeiler des Gewölbes aber
blieben stehen und erscheinen uns heute als
zwei selbständige Gebirge, zwischen denen
sich, durch Fluß- und Gletschergeschiebe teil-
weise wieder ausgefüllt, die „Rheingraben-
senkung" erstreckt. Aus dem gemeinsamen
Schicksal erklären sich auch die gemeinsamen
 
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