Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 4

Meldcreiter im Sundgau / Krtcgsz>.itung der 8. Landwehr-Division

Nr. 15

demokratische Staatsform. Nicht in letzter
Reihe sei auch die Verhetzung der Prefse daran
schuld, die durch englisches Geld bestochen sei.
Auch WilsonS Wunsch auf Wiederwahl spiele
dabei eine Rolle. Sehr zu begrüßen sei auf
der andern Seite, daß sich in Amerika viele
gewichtige Stimmen und Proteste, so auch im
Kongreß, gegen diese scheinheilige und ge-
winnbringende Neutralität gefunden hatten.
Mit Recht sei auch von amerikanischen Rechts-
lehrern diese Blutschuld verurteilt worden, die
gegen das Sittengesetz verstoße. Denn nicht
alles, was erlaubt sei, sei auch ehrenhaft. Es
sei gegen jedes Sittengesetz, gleichzeitig für die
Beendigung des Kricges zu beten und zugleich
die Mittel zu seiner Verlängerung zu liefern.
Die amerikanische Regierung habe also nicht,
wie ihr Präsident vor kurzem behauptete, auf
dem Herde das heilige Feuer der Gerechtigkeit
behütet, sondern den Götzen des Mammons
und der Heuchelei geopfert.

rvichtigfürAngehörigedeutscherArieg--
Gefangener in Zrankreich.

Der Hamburgische Landesvercin vom Roten
Kreuz, Ausschuß für deutsche Kriegsgefangene,
mit dem die »Hilse für kriegsgefangene
Deulsche" in Berlin in Arbeitsgemeinschaft
steht, gibt soeben eine zweite, verändecte Auf-
lage seiner Karte der wichtigsten französischen
Gefangenenlager, Arbeitskommandos und
Hospitäler (Lazarette) heraus. Die vorliegende
zweite Auflage verzeichnet 405 Gefangenen-
lager, Arbeitskommandos und Lazarette,
während die erste Auflage nur 223 enthielt.
Außerdem sind die Bestimmungen über den
Postverkehr den neuesten Vorschriften ent-
sprechend geändert worden, sodaß es jedem
Besitzer der ersten Auflage zu empfehlen ist,
sich auch diese Karte anzuschaffen. Der Preis
beträgt nur 60 Pfennige. Die Karte liegt in
Berlin zum Kauf aus in der „Hilfe fttr
kriegsgefangene Deutsche", Berlin W. 30,
Habsburgerstraße 11, wo auch Auskunft über
Gefangene erteilt wird.

ibeüere; aii; unreiei Vivirlonj

Verloren und wiedergefnnden

oder:

-er Regimentskutfcher in Nöten.

Wohnungswechsel! — Auszug aus dem
liebgewordenen Heim! — Ein gelinder Schreck
ergreift den fürsorglichen Hausherrn, wenns
der holden Gattin bei den alten Penaten nicht
mehr gefällt, und er sich an ein anderes
Schlüsselloch gewöhnen muß. Jn unseren
lustigen Geschichten haben zwar Weiber nichls
dreinzureden, denn „Mir san mir" und selbst
ist der Mann! Der Stab unseres lieben
. . . . Regiments wurde auch vor die Tat-
sache gestellt, das liebgewonnene M. zu ver-
lassen und sich anderswo häuslich niederzu-
lassen. Das Schwerste war geschafft, alles
ging wie am Schnürchen. Es galt noch, die
vierbeinigen Mitglieder des Stabes — drei
nudeldickerunde Schweinchen — in ihr neues
Heim zu bringen. Diese Aufgabe hatten außer
einem Pforzheimer Schwaben noch zwei andere
schwäbische Pforzheimer zu bewältigen. Die
Regimentsschweinchen wurden sorgfältig im
Hinterteil des Wagens verstaut und — heidi —
los ging die Fahrt. Der „Bräunl" und der
Tagsdorfer „Franzosenrapp" *) griffen tüchtig
ans, und bald rasselte das Gefährt U. zu.
Unsere drei Schwoben pappelten sich gegen-
seitig Löcher in den Bauch, sodaß sie nicht
merkten, was die ihnen anvertrauten Borsten-
tiere für Allotria trieben. Am Bestimmungs-
ort wartete schon der „schwarze Fritz" auf
die Schweinchen, welche sich unter seiner kun-
digen Hand bald in Blut- und Leberwürste
und delikaten Schwartenmagen verwandeln
sollten. Freund Fritz guckt, — zählt — nimmt
dre Finger zu Hilfe — es geht nicht mit
rechten Dingen zu. Endlich stottert er heraus:
„Jo, wo isch denn die dritte Sau?I" Die

*) Ist eine« der Pferde, die im Gesechte bei Tagr-
borf am 19. August 1914 erbeulei worden sind.

drei Transporteure, welche soebcn ihr Garn
abgesponnen hatten, schauen entsetzt nach dem
Hinterteil des Wagens, wo ihnen aber auch
nur zwei Schweinsäugelpaare recht spöttisch
entgegen klotzen. Jetzt ging unserm „Biwack"
ein Seifensieder auf. „'S Säule isch furt!"
Nichts wie kehrt Marsch — und wie die
wilde Jagd gings wieder nach M. zurück.
Dem Schweinevieh hatte nämlich der Domizil-
wechsel gar nicht behagt und es war mit einem
kühnen Satz vom Wagen wieder auf Mutter
Erde gelandet, um dann grunzend und quiet-
schend in den heimischen Stall zurückzukehren.
Doch hatte es die Rechnung ohne die wackeren
Pioniere gemacht. Einige dieser Marsjünger
waren gerade auf der Wiese beschäftigt, als
das Schweinchen angetippelt kam. „Was
kommt dort von der Höh', was kommt dort
von der Köstlacher Höh'", rezitierte der Eine,
und flugs hatte er das Biest beim Ringel-
schwänzchen. Denn auch unsere Brüder
Pioniere sind nicht dämlich in der Wahl des
Sonntagsbratens. Aber schon kam unser
„Bimack" angefeuert und hatte mit Sherlock
Holmesnnse gewittert, wo die Sau sein
köniite. Den zulänglichen Beweisen konnten
sich die Pioniere nicht verschließen, und gaben
den „Raub der Sa—u—binerin" wieder gut
willig, aber doch mit Schmerz im Herzen
unserem frohen „Biwack" zurück. Als er
wieder Z). erreichte, führten die drei Schwaben
und der glückstrahlende schwarze Fritz einen
Freudentanz um die wiedergefundene „treu-
lose Schöne" auf und brachten sieim Triumph
zu ihren beiden Artsgenossen.

Doch die Moral von der Geschichl':

Hast Du Schweinchen zu transportieren

„Biwack", — tu nicht so viel diskutieren!

Utffz. 8cli.

Das Kriegstelegramm vom 16. 2. 16 mar
bei einem Truppenteil mittels Schreibmaschine
wie folgt weitergegcben:

Kriegsbericht.

„Westen: Die Engländer griffen drei-
mal ergebenst die von uns eroberte Stellung
südöstlich Ppern an. Jhr Gefangenenverlust
betrug im Ganzen rund 100 Mann." — —

Wahrscheinlich würde die Zahl der Ge-
sangenen noch größer gewesen sein, wenn die
Engländer „ganz ergebenst" angrgriffen hätten.

Nach Verlesung des Kriegsberichts in obiger
Fassung unterbrach übrigens einer der Zu-
hörer die Heiterkeit iin Unterstand dnrch die
biedere Bemerkung: „Das soll jedenfalls „ver-
gebens" heißen, was mit allgemeinem Bravo
und ernenter, noch größerer Heiterkeit begrüßt
wurde.

Lieber Melöereiter!

Vor Kurzem mußte unser Zug eine schrift-
liche Mkldung einreichen über die an Krahnen
ausgebildeten Mannschaften. Beim Appell
heißt's: Leute vortreten, die im Zivilberuf
Krahnen führen oder mit Krahnen umzugehen
wissen. Einige Leute treten vor.

Feldwebel: Woran sind sie auszebildet?

1. Kanouier: An Schiffskrahnen.

Feldwebel: Sie?

2. Kanonier: An Hand- und Riaschinen-
kruhnen.

Feldwebel: Na und sie?

3. Kanonier <ein behäbiger dicker Bierwirt
aus Köln): Ain Bierkrahnen, Herr Feldwebel.

Obgfr. j.

Lin Schlänle.

Bei Prüfung der Mannschaftspaketpost ftn-
det sich in einer alten Weste, die neben den
anderen üblichen Wichtigkeiten nach Hause
geschickt wird, ein Verzeichnis des Paket-
Jnhalts, nebst Grüßen an die Familie.

Offenbar um ganz sicher zu sein, daß seine
Mitteilungen auch wirklich in ihrem Dersteck
entdeckt werden, fügte der Absender dem
Schreiben noch bei:

„Der Brief liegt im Schillesäckli." Ltn. 8.

Gute Gedanken firr stille Stunderr.

Aussprüche des deutschen Denkers
Joh. G. Fichte

1762 geb. ul« Svhn ei»e« Leiiieivebers nus der Lausii,.
Er ivurde Prvfessvr der Philvsvplsie in Iena und zulc»!
an derBerliner ttniversirsii. Ilnier seinen zablreichenWer-
ken sind ani beriibiniesten dic .Redeii nn die deuische Na-
livn", die cr im Winler 1607/66 bielt, als Deutschland
darniederlag, Berlin von sranzösischcn Truppen beseyr
war und bisweilen der Tromnielscblag ibrer vvrüber-
zrebcnden Bataillone die «rimnie des RedncrS über-
tvnle. In diesen Neden verknndet er das selscnsefte
Bcrtrauen auf eine siegreiche Inkunsl deS deutschen
VvlkeS. 1616 tat er als freiwilliger einracher Land-
ivebrinann Diensr 1814 psiegte seine ihni gleich bvch-
gesinnle Ira» inphurkranke Soldalen in cinein Berliner
Lazarctt und lvurde selbst vvn der Leuche befallen.
Sie genas wieder, aber Iichte wurde angesteckl und
starb. Nvch sciue leyren Phantasien beschästiglcn sich
mil dem Balerlande und dem Bvrdringen der deulsche»
Heerc. Auf scinem «sirabslein stehen die schvncn Wvrte
a»s deniPrvpheien Daniel: „Die Üchrer werden leuchlen
wie dc« Hiinmel» «silanz und die, sv viele zur tsierech»
rigkeil weisen, wie die Slerne immer und ewiglich."

Die wahre Tngend besteht im Handeln. iin
Handeln für die Gemeinde, wobei man sich
selbst gänzlich vergesse.

Dnrch das bloge Sich bcgraben lassen komint
man nicht in die Seligkeit.

Daß Gott allen, die zn ihm sich nahen, ein
neues Herz schafft, ist sein ewiges, großes
Wunder.

Ter Tod tötet nicht, dcr Tod ist Gebnrt.

Alles Große und Gute, ivorauf unserc
gegenwürtige Existenz sich stützt, ist lediglich
dadurch wirklich geworden, daß edle und
kräftigc Mcnichen allen Lebensgenuß für Jdeen
aufgeopfert haben, und wir selber mit allcm,
was wir sind, sind das Resultat der Auf-
opferung aller früheren Generationen und
besonders ihrer würdigsten Mitglieder.

Die übersinnliche Welt ist unser Geburtsort
und unser einziger fester Standpunkt; die
sinnliche Welt ist nur der Widerschein der
ecsteren. Du glaubst nicht an Gott, weil du
an die Welt glaubst. Du erblickst vielmehr
eine Welt lediglich darum, weil d» an Gott
zu glauben bestimmt bist.

Krieg ist nicht nur, wenn Krieg geführt
wird, sondern die allgemeine llnsicherheit aller
vor allem und die daraus erfolgende immer-
währende Bereitschaft zum Kriege ist auch
Krieg.

Der deutsche Geist wird neue Schachte
eröffnen, Lichl und Tag einführen in ihre
Abgründe und Felsmassen von Gedanken
schleudern, aus denen die künftigen Zeitalter
sich Wohnungen erbancn.

Es siegt immer und notwendig die Be-
geisterung über den, der nicht begeistert
ist. Nicht die Gewalt der Arme, noch die
Tüchtigkeit der Waffen, sondern die Kraft des
Gemüts ist cs, welche Siege erkämpft.

Wir müssen ernst werden in allen Dingen
und nicht fortfahren, bloß leichtsinnigerweise
und nur zum Scherzc da zu sein. Wir
müssen uns haltbare und »ncrschüttcrliche
Grnndsätze bilden. Wir müssen, um es mit
einem Worte zn sagen, uns Eharakter an-
schaffen, dcnn C har a kter haben und dcntsch
sein, ist ohne Zweifel gleichbedeutcnd.

Endlich muß doch alles einlaufen in den
sicheren Hafen der ewigen Ruhe und Seligkeit;
endlich muß doch heraustreten das göttliche
Reich und seine Gewalt und seine Kraft und
seine Herrlichkeit.

Auflösung des Silbenrätsels in Nr. 14.

Angerapp, Rechtsgalopp, Troppau, Jm-
perator, Legationsrat, Laus, Eidechse, Radium.
Jphigenie.

Artillerie-Meßtrupp.
 
Annotationen