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- Ueber die Beschiehung von Kirchen herr-
schen, wenigstens in nichtmilitärischen Krei-
sen, immer noch unklare Vorstellungen,
aus dcnen es dann 'zu törichtenVorrvürfen
kommt. Wir Feldsoldaten nehmen nicht
an, daß die Franzoscn Kunstmerke und
Gotteshäuser aus purem Mutmillen und
blinder Zerstörungswut zusammenschießen.

Noch gewisser aber ist es uns, daß unsere
Artillerie nur dann Lkirchen unter Feuer
nimmt/ wenn die harte Notwrndigkeit dieS
zur einfachen Psticht macht. Dieser Fall
tritt z. B. ein, wenn die Kirche», genauer: die Kirchtürme vom Feind
als Beobachtungsstellen benützt werden. So war es bei der Kirche,
von der wic hier drei durchs Scherenfernrohr gesehene, und naturgetreu
gezeichnete Bilder wiedergeben. > - » .

Bild 1 ist am 8. Februar d. I. gezeich-
net vor der Beschießung. Bild 2 am 11.
Februar, dem 2. Tag unserer Beschießung,
nach welcher die Franzosen die Turmlücke
schnell mit Brettern zu verkleiden und sie
weiterhin als Beobachtungsstelle für ihre
Artillerie zu benützen suchten. Da blieb
nichts anderes übrig, als ihnen das vollends
Unmöglich zu machen und den Turmhelm
wegzuputzen wie Bild 3 zeigt, auf dem wir
die Kirche nach beendigter Beschießung am
, 14. Februar sehen. Wir bringen diefe, von

Herrn Major H. dem „Meldereiter" freundlich zur Verfügung ge»
stellten Bilder, auf denen die Treffer genäu zu erkennen sind, damik
die Leser sich durch den AügenscheiN überzeugen, wie sicher unsere
Artillerie arbeitet. ! - 8.

irm,

ich sagte ihnen, es wäre eine Abteilung der
Garnison Belsort, die mit einem bestimmten
Auftrag marschiere und die diese Nacht in
ihrer Stadt bleiben würde, ohne jemand lästig
zu fallen oder Schaden zu tun. Jch blieb
bri ihnen auf drr Hauptwache, während der
Hauptmann hinabstieg, um mit seinen Sol-
daten zusammen in Reih und Glied und unter
Trommelschlag einzuziehen. »o , >

Wir wollten uns nun nicht unseren Reise-
paß, den wir vom Gouverneur von Belfort
hatten, zu sehr zu Nutzen machen — er hatte
Uns die Erlaubnis gegeben, die Soldaten aus
Gutscheine in ÄürgerqUartiere zu legen —,
sondern wir kegten sie alle in das Rathaus,
mit einerWache vorderTür, umeinUmher-
stkeifen zu verhindern. Doch hatten trotz
unserer anständigen Manieren der Amtmann
Und der Bürgermeister nicht den Anstand,
üNseren Soldaten ein Stück Brot zu geben;
dä ich rmn die Reisekasse hatte, so ließ ich
ihnen reichlich zu trinken und zu effen geben,
und logierte alle Offiziere in dem besten Gast-
hof ein, wo ich ihnen ein Effen gab. Hinter-
her ging ich in mein eigenes Quartier zur
Nacht, wo mein Freund mir ausführlich er-
zählte, eine wie ungeheure Furcht die Altkircher
bei unserer Ankunft gehabt hätten; so sagte
er mir, daß mem Quartserwirt Keller noch
mehr als alle anderen erschrocken gewefen
wäre, sodaß er die Sprache verloren hätte;
dann, datz alle Frauen, Mädchen ünd Kinder
sich eiligst in die Keller verkrochen hätten,
daß also eine allgenieine Verzweiflung in der
ganzen Stadt geherrscht hätte.

Am folgenden Tage zogen wir mit Trom-
meln und Pfeifen aus Altkirch. Unfere Sol-
daten, die sich bis dahin ganz verständig auf-
geführt hatten, begannen bäld von dieser er-
zwungenen Haltung zu lassen, und kaum
waren wir in Wittersdorf, einrm Dorf eine
halbe Meile von unserem Nachtquärtier, dä
warfen sie sich mit einer Wut auf die Hühner,
datz sie mehr als hundert davonschleppten.
Jn Tagsdorf machten sie es genau fö; ich
konnte sie anschreien, sie bitten und die Qsfi-
ziere desgleichen, es nützte alles nichts. , : s

Von hier aus gewannen wir die große !
Stratze, die über eine Höhe führt und des-
halb „hoch stratz" genannt wird; sie ist mehr ^
als zwei starke Meilrn lang bis zu. einem
Fichtenwald. Wie wir noch eine Viertel-
Meile voN ihm ab waren, sagte ich unserm
Hauptmann, er solle seine Soldaten die Waffen
in die Hand nehmen lassen, weil man hier
vielleicht in einen Hinterhalt fallen könnte.
Er billigte meinen Vorschlag und sogleich
beim Trommelzeichen nahM ein jeder seine
Büchse, die er am Bandelier trug, ab und im
Augenblick waren alle Lunten angezündet,
nachdem man ein wenig Pulver darauf ge-
schüttet hatte; dann marschierten wirin jenen
Fichtenwald herein, ständig verteidigungs-
bereit, die Reiter an der Spitze und als Nach-
hut. Wir hielten einen Augenblick in Nieder-
ranspach, einem elenden Nest, von wo wir
nach Häsingen zogen, einem schönen Markt-
flecken; man quartierte die Soldaten in dem
Schloß, das grotz und bequem ist, ein; es
war verlassen und deshalb ausgeräumt. Der
Grund, der die Offiziere bestimmte. dieses
Quartier zu wählen, war folgender: der
Rhein nämlich fließt in einer Entfernung von
kaum einer Meile, und man mußte sich vor-
sehen vor Abteilungen Kaiserlicher, die ihn
oft überschritten; andererseits verlockte die
schweizer Grenze, die auch nicht weit entfernt
ist, unsere Soldaten zur Fahnenflucht. Diese
Vorsicht verhinderte aber nicht, daß am fol-
genden Morgen einer desertterte. Jch meiner-
seits verlietz die Bedeckungsmannschaft und
schlief in Basel, wohin ich unsern Unterleut-
nant mitnahm ; beoor ich wegging, gab ich
meinem Fuhrmann Befehl mich an einem
Gasthof zu erwarten, deu ich ihm Näher be-
zeichnete. Dann durchritt ich Burgfelden und
benachrichtigteRochet, einen meiner Ängestellten
und zugleich Aufseher des königlichm Gutes,
daß er Mch auch in der Wirtschaft von
Schnabel, wo ich wohnte. aufsuchm sollte?
Rach..'meimn-Ankunft: ging ich W Herrn
Fattet, emem Bankier, .zeigtr ihm: meine»
Wechsel:. auf Sicht vor; , er-) acceptievte. ihn,
aber mir ließen . die Auszahlung kis. zUm
uächfim: Morgen.: Den Rest deS Tagcs ging

! ich mit dem jungen llnterleutnant spazieren,
weil er Basel noch nie gesehen hatte.

Am folgenden Morgen begab ich Mich zN
meinem Bankier, der mir das verlangte Geld
zeigte, in zwei sesten Kisten in Säcken zu je!
tausend Talern. Jch hielt es nicht für nötig
eine so grotzeSumme zu zählen; ich glaubte,
daß, um die Sache kurz zu machen, es genügte,
auf gut Glück einen der Säcke herauszünehmen
und das Geld zu zählen. Jch tat es und
fand ihn in Ordnung. Lhne weitere Zeit zu
verlieren, ließ ich das ganze Geld in emem
Fasse unterbringen, von dem der Boden aus-
geschlagen war; man lud es quf unsern kleinen
Wagen, der vor der Tür des Kaufmanns
stand, dann gab ich ihm eine Quittung über
14000 ReiWtaler. Darauf kehrte ich in
Meine Wirtschast zurück, wo gerade Rochet,
mein Angestellter, mit unserm Hauptmann
einträf. Wir atzen zu Mittag, machten dann
einen Rundgang durch die Hauptstraßen der
Stadt, stiegen zu Pferde. und ritten zum
Hause des Herrn Fattet, wo unser Wägelchen
inzwischen gehalten hatte. Er ließ uns durch
einen seiner Kassierer hinaus begleiten, um-
uns das langweilige Durchsuchen und Fragen
am Tore durch die Zollaufseher zu ersparen..
Jn Burgfelden trafen wir unsere Bedeckungs-
mannschaft. Unsere Soldaten sagten uns,
daß sie in Häsingen ausgezeichnet verpflegt
worden wären, die Einwohner wären von
selbst gekommen und hätten Lebensmittel im
Ueberfluß gebracht, ja, der Pfarrer und zwei
Gemeinderäte hätten sogar mit den Offizieren:
zu Abend gegessen. So wohlgesinnte Bauern
trifft man sonst selten. Rochet begleitete uns
noch bis auf eine halbe Meile oon seinem
Hanse. Auf dem Rückweg zogen wir durch
dieselben Orte wie bei unsrrm Hinmarsch.
Nachdem wir den Fichtemvald durchquert
hatten, da erinnerten unsere Soldaten sich
daran, daß fie beinahe hrei Meilen auf diesec
hohen Straße gezoge» waren, ohne Häuser z«
finden; ste,,sagten. qlso, :NUN:MoMeN fi«. aus-
ruhen.! - - Di-esttL» Gefallknlümnhte . Man . »ihnen
tun.:(,Sofort warstn jfich?alle in den Schattrn
hin. nnter drt ekstenBäume des Waldes, hier
undx'dmt; die- einrm rauchten, dir andeüu
 
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