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Sette 4

Meldereiter im Sundgau :: Kriegszettung der 8. Landwehr-Dioision



Nr. 41


die Straßen von Basel ziehen und dabei
einen Hund auf den Schultern tragen; zum
Schluß dann den Bischof aufsuchen, sich drei-
mal vor ihm niederwerfen und um Verzeihung
bitten. Während den Gräfinnen verstattet
ward sich davon loszukaufen mußte das Ge-
folge und die Bürgerschaft der Stadt Altkirch,
unter deren Mauern der Ueberfall geschehen
war, zur Bußprocession nach dem nahen
Bischofsfitz. Friedrich und seine Söhne nahmen
die für einen unabhängigen Edelmann über-
aus schimpfliche Strafe auf sich. Nur einer
fügte fich nicht: der älteste Sohn Ludwig,
seiner rohen, ungehobelten Lebensart wegen
schon früher im Volksmund „Grimmel"
(grimmig) genannt. Auch in die Abtretung
des strittigcn Gebietes — es handelte sich um
die Dörfer Wolschweiler und Dietweiler —
willigte er nicht ein. Bedingung des Bischofs
war jedoch die Zustimmung aller Söhne,
widrigenfalls für die gesamte Familie die
Exkommunication unausbleiblich sei. Man
versuchte Ludwig umzustimmen. Vergebens.
Er blieb starrsinnig. Bruder stand wider
Bruder und die Brüder standen wider den
Vater.

Es war kurz nach Neujahr des Jahres 1233.
Spät in der Nacht saßen im Rittersaal auf
Hohenpfirt Friedrich I. und seine beiden
älteren Söhne Ulrich und Ludwig. Rede
folgt auf Gegenrede. Jn hitziger Leidenschaft
geraten die drei aneinander — da war auch
das Furchtbare schon geschehen: indes Grimmel
im Dunkeln den alten Grafen zu würgen
sucht, stößt Ulrich den Dolch in des Vaters
Brust.

Grimmel, von Entsetzen über die Untat ge-
packt, verläßt noch in der Nacht Pfirt und
flieht auf das Pruntruter Schloß. Ulrich
war so verworfen, daß er jenen als den
Mörder bezeichnete. Man glaubte ihm all-
gemein — schien doch die Flucht des älteren
Bruders diese Angabe nur zu bestätigen und
sein bisheriges Leben sprach ebenfalls nicht
gegen die Möglichkeit der Begehung eines
solchen Verbrechens. Exkommuniciert war er
schon, nun ging er auch des Anrechts auf
die Grafenwürde verlustig und wurde teil-
weise enterbt. Unstät irrte Ludwig einige
Jahre lang in der Welt umher, um am
Schluß seines Lebens doch Frieden mit der
Kirche zu schließen, die er als Erbin fast
aller seiner Güter einsetzte. — Erwähnt sei
noch, daß die beiden anderenSöhneFriedrichsll.
gerade das Gegenteil ihrer Brüder waren:
Albert, Vogt von Masmünster und Berlhold,
später Bischof von Basel. Sie hielten die
Ehre des Geschlechtes hoch. Ulrich von Pfirt
indeffen war durch Mord und Verleumdung
regierender Graf geworden. Gefr. IV. O.

(Fortsetzung folgt).

llo« aen tznegrrchsiipläkren -

Die kleine Schiefzscharte.

Durch eine Schießscharte hat man nicht
allzuviel Aussicht, das weiß jeder, der einmal
im Graben war. Ganz zunächst ein kleines
Stück vom eigenen Drahtverhau, die Wirrnis
verrosteter Stacheldrähte überwuchert oon
wildem Gras, an das keine Sense kommt.
Jm Draht wedelt irgend ein verwaschener
Fetzen einer Franzosenhose vom letzten An-
griff her. Zwischen rotem Mohn und
gelbem Senf hindurch sieht man jenfeits
einen weißen oder braunen Fleck, der den
feindlichen Graben vorstellt. Und der Posten
an der Schießscharte hat nichts zu tun, als
tagaus tagein bedächtig durch das kleme
Schlüffelloch zu spekulieren, ob von da drüben
Nichts rüber kommt. Mancher brave Jn-
fanterist verwaltet so getreulich seit Kriegs-
beginn seine Schießscharte und zuweilen will's
ihm bedünken, als ob er das Geschäst nun
allgemach verstünde und in dem Handwerk
jetzt genuA gelernt HStte.

Aber fo einfach ist die Sache nicht. Die
kleine Schießscharte ist mehr als ein Loch im
Grabenaufzug. Der wackere Aufpaffer braucht
bloß mal statt geradeaus nach rechts oder
links zu schauen, da sieht er in nächster Nähe

neben sich wieder einen Posten und dann noch
einen und das geht fo fort bis hinunter ans
Meer und hinauf bis ins Gebirge. Und wenn
er die Kriegskarte ansieht, die man ihm von
zu Hause geschickt hat, so findet er, däß unser
deutsches Vaterland im Westen, Osten und
Süden durch dicke rote Striche von der Wclt
abgesperrt ist. Dic roten Striche sind die
Schlachtfronten und sie bedeuten, daß da keine
Maus durchkommt, weder von hüben noch
drüben.

Wer dann endlich aus der Zeitung weiß,
daß uns die Engländer im Norden das Meer
abgeriegelt haben, der kriegt einen Begriff
davon, daß hier feindliche Mächte am Werke
sind, die es auf mehr abgesehen haben als
auf eine bloße Erprobung des Kriegsglücks:
Planmäßig wollen sie von allen Seiten zu-
gleich uns ankommen, uns erdrosseln, uns die
Rippen eindrücken/ .daß uns Atem und Leben
vergeht. Es handelt fich um nichts weniger
als um alles- Und alles ist es, wasdas
deutsche Volk dagegen einsetzt. Die zuhause
arbeiten mit verdoppelter Kraft, um die unter
den Waffen in Wirtschaft und Werkstatt zu
ersetzen; sie schränken sich ein und scharren
ihre Sparpfennige zusammen, um denen
draußen das zum Durchhalten Nötige hinaus-
zuschicken. Der Mann im Schützengraben
versteht diesen Opfersinn zu schätzen; denn er
weiß, daß seine schwere Pflicht ein Teil ist
jener Herkulesarbeit, die man dem deutschen
Volke aufgezwungen hat, daß sein Platz hinter
der kleinen Schießscharte eine Ver-
trauensstellung darstellt, wie sie ihm
zuhause im bürgerlichen Leben nicht alle Tage
angeboten wird, eine Vertrauensstellung,
in die ihn sein Vaterland eingesetzt hat.

i,,«Hii; aer belmat«*--

Unsere Ariegsfürsorge.

Jn der jetzigen schweren Zeit können sich
unsere wackeren Kämpfer draußen an dem
Bewußtsein stärken, daß daheim mit allen
Kräften daran gearbeitet wird, ihren Familien
und später ihnen selbst zu Hilfe zu kommen.
Staat, Provinzen, Gemeinden und private
Kreise finden sich im Wirken für dieses Z>el
zusammen.

Die Grundlage für die Kriegsfürsorge im
engeren Sinne bildet das im Laufe des Krieges
wesentlich erweiterte Gesetz betreffend die U n-
terstützung vonFamilienin den Dienst
getretener Mannschaften. Die staatliche Für-
sorge für bedürftige Familien Einberufener,
die darin zum Ausdruck kommt, ist aber durch
die Gemeinden vielfach noch erheblich aus-
gedehnt worden. Es werden bedeutende Zu-
schläge auf die reichsgesetzlichenMindestsätze
— in zahlreichen Fällen bis zu 100°/» und
darüber hinaus — gezahlt, und hierzu kommen
an vielen Orten M ietb e ih ilfen der Ge-
meindenund Fürsorgemaßregeln fürdiejenigen,
die durch den Krieg erwerbslos geworden sind.

Auch der K riegsbeschä d igt enfürso rge
haben sich die großen Gemeinwesen durch Be-
rufsberatung, Unterricht und zweckmäßige
Ausbildung angenommen, hier wie in anderen
Beziehungen unterstützt durch die Landesver-
sicherungsanstalten und sonstigen Prooinzial-
behörden, die sich in der für viele Kriegsbe-
schädigte so bedeutungsvollen Ansiede-
lungsfrage wiederum mit der staatlichen
Fürsorge begegnen; es sei hier nur an das
jüngst in Kraft getretene Kapitalabfin-
dungsgesetz erinnert.

Außerordentlich umfangreich ist auch der-
jenige Teil der Kriegsfürsorge, der auf dem
opferwilligen Eintreten privater
Kreise beruht. Hat man doch berechnet,
datz allein von deutschen industriellen Unter-
nehmern in den ersten 14 Kriegsmonaten an
FeldzugSteilnehmer und deren Angehörige
freiwillige Unterstützungen in Höhe von min-
destens 300 bis 320 Millionen Mark gewährt
worden sind, und datz demnach diese Unter-
stützungen für die nunmehr zweijährige Kriegs-
dauer kaum hinter einer halben Milliarde
zurückbleiben werden.

Wir erinnern auch an die in vollem Aus-

bau begriffene Nationalstiftung für
die Hinterbliebene n der im Kriege Ge-
fallenen, die für Linderung der durch den
Tod dcs Versorgers entstandenen wirtschaft-
licherr Schäden zu sorgen trachtet. Die staat-
liche, in Reütengewährung bestehende
Hinterbliebenenfürsorge wird auch sonst durch.
dieaußeramtlicheWohlfahrtspflege
mit Rat und Tat nach Kräften erweitert, so>
daß die Hinterbliebenen bei eigener Bereit-
schaft zu tätiger Mitarbeit auchim schlimmsten
Falle vor Not geschützt sein werden.

Auch für die he i m k e'h r e n de n Vater-
l and s v e rt eidi ger selbst wird vorgesorgt
sein. Während sich für die Arbeiter im
engeren Sinne des Wortes nach dem Kriege
bald wieder Beschäftigung in Fülle finden
wird — es wird nach den Gutachten Sach-
verständiger zweifellos ein gewaltiger Auf---
schwung auf allen Gebicten einsetzen, so daß
man eher von Arbeiter-als von Arbeitsmangel
wird reden können —, werden viele Angehörige
des gewerblichenMittelstand e s Hilfe
von außen nicht entbehren können, und dazu
ftnd entsprechende Vorarbeiten in allen
größeren Einzelstaaten bereits in vollem Gange.
So hat in Preußen die Rheinprovinz mit
bereitwilliger UnterstützungdesFinanzministers
den Anstoß zu einem Vorgehen der Provinzen
in Bezug auf Gewährung von Darlehen
zur Fortführung oder Wiederaufrichtung.
gewerblicher Betriebe gegeben, und auch private
Körperschaften, wie Kreditvereine, Berufs-»
vertretungen usw. werden es an geeigneter
energischer Mitwirkung nicht fehlen lassen.

Für einen großen Teil der Heimkehrenden
wird auch die Ansiedelung in Wohn- und
Wirtschaftsheimstätten, zu deren
Förderung sich gemeinnützige Gesellschaften
bilden, in Frage kommen.

Es ist, wie man sieht, ein recht weites Ge-
biet, auf das sich die Fürsorgetätigkeit der
Heimat erstreckt. Die Dankbarkeit des Vater-
landes, die sich darin offenbart, wird auch
bei den Kämpfern an der Front ein freudiges
und zuversichtliches Echo finden.

belterer

aus anderen Ariegszeitungen.

Offenheit. „Na, Jungs, wo wollt ihr denn
hin?" „Wir gehen in den Park, Holz holen.*

„Jhr brecht doch aber keine Zweige von
den Bäumen ab?"

„Nee, mir haben so 'ne kleene Säge mit,
mtt der geht's viel beffer."

Liller Kriegszeitung,

Gemütlich. Herr (beim Bader): „Was,
der Junge rasiert auch schon?" Bader: Ja,
aber bloß Feldgraue . . . (leise) wissen' S',
die könne mehr aushalten."

— *

Guter Rat. „Wer weiß ein gutes Mittel
gegen das Einschlafen der Füße im Schützen-
graben?" —

„Man ziehe Strümpfe rnit schreienden
Farben an, dann können die Füße nicht

einschlafen." „Die Wacht im Osten".

-r-

Die Konseguenzen. Ein Feldwebel sagt
zu seinen Leuten, die damit beschäftigt sind,
einen neueroberten Graben besser auszubauen:
„Wenn ihr den Unterstand nicht besser und
dichter eindeckt, könnt ihr versichert fein, datz
jedes Artilleriegeschoß hindurchgeht. Also
gebt euch lieber Mühe dabei. Sonst müßt
ihr die Konsequenzen tragenDarauf meinte
einer: Herr Feldwebel, können wir denn die
Konsequenzen nicht gleich mit einbauen?"

KriegSzeitung der 10. Armee.

rrätsel.

Zwölf Geschwister sind wir zwar,

Doch immer ich der schönste war;
Drum bringt mir jeder Huld'gung dar.
Verdrehst du mich mit einem Fuß,

Bin ich ein sehr bekannter Fluß,

Den man in Deutschland suchen muß.

Auflösung des Rätsels in Nr. 40:
Bisel, Basel. Der Tod von Basel.
 
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