Metadaten

Plattner, Georg A.; Quatember, Ursula; Hanslmayr, Regina; Aurenhammer, Maria; Universität Wien [Hrsg.]
Die Skulpturen von Ephesos: Bildwerke aus Stein (Band 10,2): Die Skulpturen von Ephesos: Die Hermen — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48538#0015
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Keine Bearbeitung
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
A.3 Kopien und Wiederholungen des Hermentypus Curtius C (Kat. A1-A5)

15

So ist es nicht verwunderlich, dass die Stückzahl der angeführten Repliken in der neueren
Forschung - zu nennen sind hier vor allem die Arbeiten von C. Vorster und E. Krämer - abge-
nommen hat, obwohl z. T. neue, L. Curtius noch unbekannte Hermenköpfe hinzugekommen sind.
E. Krämer gliederte die >Curtius-Typen< in weitere Untergruppen. Sie unterschied beispiels-
weise bei Typus A zwischen zwei Replikensträngen. Das Original des Typus New York-Madrid
setzte sie um 430 v. Chr. an. In Anlehnung daran, aber mit zusätzlichen Lockenmotiven, wurde
ihres Erachtens der Typus Neapel-Villa Albani in spätrepublikanischer oder frühaugusteischer
Zeit geschaffen* * 26. Ebenso teilte sie den Typus Curtius D in zwei Überlieferungsstränge: in den
Typus Athen-Venedig-Sorrent, der ein klassisches Original wiedergeben soll, und in den Typus
Madrid-Kapitol, bei dem es sich laut E. Krämer um eine römische klassizistische Neuschöpfung
handelt.
Ihre Kritik an der Replikenzuweisung und die daraus folgende Aufspaltung der >Curtius-
Typen< ist rein wissenschaftlich betrachtet in vielerlei Hinsicht berechtigt, jedoch gehen die
ikonografischen Zusammenhänge der bärtigen Hermen, ihre allgemeinen motivischen Charak-
teristika bei dieser minutiösen Unterteilung verloren. Es stellt sich zudem die Frage, ob eine
Unterscheidung schon bei geringfügiger motivischer Veränderung in mehrere Untertypen zum
Verständnis der kulturellen Bedeutung bärtiger Götterhermen - sei es in griechischer oder römi-
scher Zeit - beitragen kann.
Die von L. Curtius für seine Typen A-H erarbeiteten Merkmale sind im Wesentlichen immer
noch gültig und haben sich mittlerweile als allgemein akzeptierter Code etabliert, sodass auch
hier bei der Gliederung und Benennung der ephesischen bärtigen Hermen vor allem die Bezeich-
nung >Typus Curtius A-H< beibehalten wird. In Klammer folgt dann die von E. Krämer ver-
wendete - ungleich kompliziertere und für Verwechslungen anfälligere - Nomenklatur nach den
Museen oder Aufbewahrungsorten der maßgeblichen Repliken.
A.3 Kopien und Wiederholungen des Hermentypus Curtius C (Typus Galleria
delle Carte Geografiche) (Kat. A1-A5)
A1-A5 wiederholen den Hermentypus Curtius C (Galleria delle Carte Geografiche). A1-A3
können als Repliken angesprochen werden, wobei man bei dem Fragment A3 einschränkend
hinzufügen muss, dass das Replikenverhältnis nur für die Barttracht zweifelsfrei feststeht, da
die Frisur nicht erhalten ist27.
Kat. Al und A2 Repliken des Typus Curtius C (Galleria delle Carte
Geografiche)
Typologische Einordnung
Die Kennzeichen des Typus seien anhand der Herme Al (Taf. 1; 3 a. c; 4 a. c) erläutert.
Das in der Mitte gescheitelte Haar ist in Wellen zurückgenommen und über den Schläfen
unter die Binde gesteckt, sodass die darunter hervorquellenden Löckchen vor den Ohren zu
liegen kommen. Das Kalottenhaar strahlt, wie bei Hermen üblich, vom zentralen Wirbel am
Oberkopf radial aus und legt sich zusätzlich noch in Wellen konzentrisch um den Kopf, wobei es

Einbeziehung der Forschungsgeschichte s. M. Söldner, Untersuchungen zu hegenden Eroten in der hellenistischen
und römischen Kunst (Frankfurt a. M. 1986) 282-290 (Exkurs IV - Terminologie).
26 Krämer 2001, 179-187. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass gleiche Tennini in verschiedenen
Publikationen unterschiedliche Bedeutungen haben können. E. Krämer definierte mit dem Begriff der »Variante«
ein Bildwerk, das sich vom originalen Typus in einzelnen motivischen Details unterscheidet. Sie bezog sich dabei
auf Definitionen von V. M. Strocka und P. Kamastassis (Krämer 2001, 184 mit Anm. 1233-1234). T. Hölscher
bezeichnete dieses Verhältnis einer Wiederholung zum Original als »Umbildung«, s. Hölscher 2002, 179.
27 Vgl. dazu einen Hennenkopf in Paris (Louvre Inv. MA 463), der zwei verschiedene Vorbilder eklektisch kombiniert
(Haartracht: Curtius Typus B [Vatikan-Thermenmuseum]; Bart: Typus Ephesos): Krämer 2001, 217-220. 229 f.
 
Annotationen