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Plattner, Georg A.; Quatember, Ursula; Hanslmayr, Regina; Aurenhammer, Maria; Universität Wien [Hrsg.]
Die Skulpturen von Ephesos: Bildwerke aus Stein (Band 10,2): Die Skulpturen von Ephesos: Die Hermen — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48538#0098
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98

B Körperhermen

Fundkontext und Überlegungen zur originalen Aufstellung
Die kolossale Erosherme B9 wurde 1926 bei der Ausgrabung des sog. Straßenbrunnens gefun-
den625. Der Pfeiler war in sekundärer Verwendung in eine Mauer verbaut, welche die Rückwand
des baufällig gewordenen Nymphäums stützen sollte. Der Brunnen, wie das Traiansnymphäum626
eine Stiftung des Tiberius Claudius Aristion, ist heute von der modernen Straße nach Meryemana
überbaut.
Über den originalen Aufstellungskontext liegen keine Anhaltspunkte vor627. Während die
Hermeroten in Newby Hall, Kopenhagen und Rom auch ohne Pendant aufgestellt gewesen sein
können628, darf man für den ephesischen Eros aufgrund seiner Verwendung als Pfeilerfigur eine
entsprechende spiegelbildliche Herme voraussetzen629. Ein derartiges Ensemble könnte beispiels-
weise einen Tordurchgang flankiert630 oder eine Fassade631 geschmückt haben, wobei der Kopf
sicher in Richtung des Tors gewendet war und der erhobene Arm die Komposition nach außen
hin abschloss.
Die agonistischen Bezüge lassen, wie auch bei den Heraklespfeilern auf der Kuretenstraße
(B7a und b), an eine Verwendung in einem der ephesischen Bad-Gymnasium-Komplexe den-
ken632. Aufgrund der Nähe zum Straßenbrunnen könnte man eventuell an die Palästra des Ost-
gymnasiums denken, die in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. angebaut wurde, also
etwa zeitgleich mit dem Hermeroten entstand633. Da, wie bereits erwähnt, keine konkreten Hin-
weise vorliegen, müssen derartige Überlegungen zum ursprünglichen Aufstellungsort der kolos-
salen Erosherme aber Hypothese bleiben.

neue Amazone und andere Skulpturen aus dem Theater von Ephesos, ÖJh 43, 1956-1958, 7-14 Abb. 1-6;
K. Gschwantler in: Kat. Wien 1978, 63 f. Kat. 47-49; R. Boi in: Beck - Boi - Bückling 1990, 578 f. Kat. 99 a-c
(mit weiterer Lit.). - Die Barbarenpfeiler der Domitiansterrasse wurden zuletzt von A. Landskron in spätflavische
Zeit datiert: A. Landskron, Die Pfeilerfiguren der Domitiansterrasse in Ephesos, in: Brandt - Gassner - Ladstätter
2005, 187-195 (mit Forschungsgeschichte und Bibliografie).
625 Keil 1926, 276; zum sog. Straßenbrunnen: Alzinger 1970, 1605 f; H. Thür in: Scherrer 1995, 74 Nr. 15 (mit wei-
terer Lit.); zuletzt U. Quatember, Der Brunnen an der Straße zum Magnesischen Tor in Ephesos, ÖJh 77, 2008,
219-256.
626 Lit. zum Traiansnymphäum s. Kap. D.2.
627 Palagia 1989, 126 Amn. 26 nahm fälschlich an, dass der Hennerot zur Ausstattung des Nymphäums gehörte.
628 Der genaue Aufstellungskontext der Hennen in Newby Hall und in der Villa Hadriana ist unbekannt. Vgl. generell
zu den Fundorten der Statuen aus der Villa Hadriana: Raeder 1983, 243 f. Die Statuette in Rom scheint aus einem
sepulkralen Zusammenhang zu stammen, vgl. o. Amn. 594). Der Fundort der Henne in Kopenhagen ist unbekannt
(vgl. o. Amn. 593).
629 So bereits Wrede 1985, 22.
630 So auch Schmidt 1982, 135. Vgl. beispielsweise die beiden spiegelbildlich aufeinander bezogenen Pfeilerfiguren
gefesselter Barbaren der Porta Boianum in Saepinum: P. Zänker, The City as a Symbol. Rome and the Creation
of an Urban Image, in: E. Fentress (Hrsg.), Romanization and the City. Creation, Transfonnations, and Failures.
Proceedings of a Conference held at the American Academy in Rome to celebrate the 50,h anniversary of the exca-
vations at Cosa, 14,h—16,h May, 1998, JRA Suppl. 38 (Portsmouth, RI 2000) 32 Abb. 8.
631 Vgl. die Fruchtkorb tragenden Pane, die vermutlich vom Skenengebäude des Pompeiustheaters in Rom stammen.
Rom, Kapitolinische Museen, Palazzo Nuovo, Cortile 757 und 758: Fuchs 1987, 5 AH.2.
632 Eine Verbindung zu den Amazonen- und Satyrpfeilem aus dem Theater ist aufgrund der Pfeilerform, der Maße
und stilistischer Details nicht wahrscheinlich (vgl. Lit. in Amn. 624).
633 Steskal 2003, 323. Lit. zum Ostgymnasium in Amn. 467.
 
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