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Plattner, Georg A.; Quatember, Ursula; Hanslmayr, Regina; Aurenhammer, Maria; Universität Wien [Hrsg.]
Die Skulpturen von Ephesos: Bildwerke aus Stein (Band 10,2): Die Skulpturen von Ephesos: Die Hermen — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48538#0100
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C Kleinformatige Schulterhermen mit flacher Rückseite

aus vielen Museen Europas sowie des Mittelmeergebietes, welcher das jeweilige Bildmotiv nennt
und Literatur anführt642.
Grundlegend für die Beschäftigung mit dieser Gattung sind die zahlreichen kleinformatigen
Schulterhermen aus den Vesuvstädten. Diese sind - sofern sie einen Tischfuß dekorieren - in der
Dissertation von C. F. Moss berücksichtigt643. Daneben existieren zahlreiche weitere Monografien
und Ausstellungskataloge, welche Vertreter dieser Gattung einzeln oder in ihrem antiken Kontext
vorstellen644.
Die Publikationslage für das östliche Mittelmeergebiet ist bedeutend schlechter. Abgesehen
von den kleinformatigen samischen Schulterhermen, welche G. Hiesel bekannt machte645, sind
nur vereinzelt Stücke aus Pergamon646, Athen647, Megara648 und Kos649 publiziert650. Eine große
Zahl kleinformatiger Schulterhermen mit flacher Rückseite aus dem gesamten Römischen Reich
katalogisierte H. Gregarek651.
Neben Hermenbüsten und -köpfen (C1-C32, Taf. 40-54 a-c) wurden in Ephesos auch drei
Schaftfragmente (C33-C35, Taf. 54 d-f; 55; Taf. 79 a) dieser Gattung gefunden sowie ein Tisch-
fuß mit angearbeiteter Büste (C17, Taf. 46 c). Bei zwei Objekten handelt es sich möglicherweise
um Tischfüße, in welche Hermenbüsten eingesetzt waren (T1-T2, Taf. 79 b-f).
Die durchschnittliche Höhe der Hermenbüsten beträgt etwa 20 cm, wobei CI (Taf. 40 a. b)
und C9 (Taf. 43 c. d) mit etwa 15 cm den unteren und C22 (Taf. 49 a-c) mit 24,8 cm den oberen
Wert markieren. Die Breite schwankt zwischen 9 und 16 cm, die Tiefe zwischen 9 und 5 cm652.
Das am häufigsten verwendete Material ist - wie generell bei ephesischen Skulpturen - grob-
körniger, hellgrauer Marmor. Daneben kommt auch fein- bis mittelkörniger, weißer Marmor (CI,
Taf. 40 a. b; C9, Taf. 43 c. d) sowie feinkörniger, hellgrauer, blaustichiger, von dunkleren Adern
durchzogener Marmor (C2, Taf. 40 c. d) vor.
Aus einem speziellen Material sind die Hermen CH (Taf. 44 d-f), C12 (Taf. 45. 78 b), C24
(Taf. 50 a-c), C25 (Taf. 50 d-f; 78 c) und C35 (Taf. 55 d-f; 79 a) gefertigt. Es handelt sich um
einen feinkörnigen, mergeligen Kalkstein, der je nach Eisen- oder Tonanteil verschiedene Färbun-
gen aufweist: bei erhöhtem Eisenanteil gelb und rosa, bei erhöhtem Tonanteil grau653. Das Mate-
rial zeichnet sich durch eine matt schimmernde Oberfläche aus und bricht scharfkantig. Hermen

642 Rückert 1998b, 221-235 Materialsammlung in Form einer Liste; Pefia Jurado 2002.
643 C. F. Moss sammelte alle italischen Hennentischfüße: Moss 1988, 26-30. 540-624 Kat. A190-A278.
644 Literaturauswahl: Gnoli 1971, 139. 172 f. Abb. 44-47; Jashemski 1979, 93 Abb. 146 und passim; Dwyer 1982, 25
Nr. i Taf. 3 Abb. 7. 8; 78 Nr. xxiv Taf. 31 Abb. 117. 118 und passim; Jashemski 1993, 40 f. Abb. 44; 52 f. Abb. 62
und passim; Rediscovering Pompeii. Ausstellungskatalog New York 1990 (Rom 1990) Kat. 186; Domus 1992, 116
Kat. 27. 28; Seiler 1992, 128 f. Kat. 5 Abb. 541-543; Kat. 6 Abb. 544. 547. 548 und passim; Nuccio - Ungaro
2002, Kat. 75. 77-82. 85-90. 97.
645 Hiesel 1967, 27-30. 35-49. Streng genommen handelt es sich nur bei Kat. 38-40 um kleinfonnatige Hennen-
büsten mit flacher Rückseite, die übrigen Dionysoshennen sind in einem mit den Tischstützen gearbeitet.
646 Winter 1908, 357 f. Kat. 456-458 (vgl. zu Kat. 456 Stephanidou-Tiveriou 1993, 34 Taf. 95); W. Radt, Pergamon
Vorbericht 1976, AA 1977, 310 f. Abb. 11.
647 Harrison 1965, 171 f. Kat. 226. 227 Taf. 60.
648 Stephanidou-Tiveriou 1993, 33. 303 Abb. 94 (mit älterer Lit.).
649 Laurenzi 1955/56, 133 Nr. 166-168. 170.
650 S. Feuser schloss die Hennentischfüße in seiner Untersuchung zu den figürlichen Tischfüßen Kleinasiens wegen
ihrer großen Verbreitung aus (Feuser 2013, 1 f).
651 Gregarek 1999, 85-88 Kat. D9-D60. D92-D119 und passim.
652 Für die Höhen- und Breitenangabe wurden selbstverständlich nur jene Hennenbüsten berücksichtigt, deren Erhal-
tungszustand dementsprechendes Maßnehmen zuließ. Die Abmessungen der ephesischen kleinfonnatigen Schul-
terhennen stimmen mit den Maßen der spanischen Miniaturhennen überein, s. dazu Rückert 1998b, 176 Amn. 2.
653 Für die Bestimmung danke ich R. Sauer (Wien). Vgl. W. Maresch - O. Medenbach, Gesteine 2(München 1996)
168. - Zur Verwendung von buntem Kalkstein in Ephesos vgl. Aurenhammer 1990, 19 Amn. 27; E. Rathmayr,
Skulpturen aus buntem Stein aus dem Hanghaus 2 in Ephesos, in: Brandt - Gassner - Ladstätter 2005, 281.
283 f. - Auf Rhodos wurde ein roter und grünschwarzer mergeliger Kalkstein für Skulpturen verwendet, s. dazu
Gregarek 1999, 53 f.
 
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