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I. GESCHICHTE DER AUSGRABUNG

Als während der vorübergehenden Besetzung Westkleinasiens in den Jahren 1921/22 sich die Nachricht
verbreitete, daß die Griechische archäologische Gesellschaft sofort die Ausgrabung der Johanneskirche von
Ephesos1) begonnen habe, mochte die Frage naheliegen, warum das Österreichische archäologische Institut das
doch zweifellos hochbedeutsame Denkmal der christlichen Stadt in seine seit 1898 laufenden Ausgrabungen
niemals einbezogen hatte. Der Grund hierfür war nicht ein Zweifel an der Lage der Kirche — die gewaltigen
zutage stehenden Trümmer konnten solchen Zweifel nicht aufkommen lassen —, noch weniger etwa eine
Geringerbewertung der altchristlichen Denkmäler — die Ausgrabung und Publikation der Konzilskirche würde
das Gegenteil bewiesen haben — und schließlich auch nicht ein Zurückschrecken vor einer zweifellos große
Geldmittel fordernden Unternehmung, sondern lediglich die grundsätzliche Ablehnung der damaligen türki-
schen Regierung, ohne Zustimmung der Besitzer, die nicht zu erhalten war, die Erlaubnis zu einer Ausgrabung
auf dem der lokalen Kirchengemeinde gehörigen Territorium zu erteilen.
Als das Österreichische archäologische Institut dank großzügiger Widmungen des Herrn John Rocke-
feiler jun. und der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, beide durch Adolf Deissmann vermittelt,
seine Arbeiten in Ephesos im Herbst 1926 wieder aufnehmen konnte, hat die Grabungsleitung es für ihre Pflicht
gehalten, die von den griechischen Archäologen erfolgreich begonnene, aber durch die Wiederherstellung der
türkischen Herrschaft abgebrochene Ausgrabung in Zusammenarbeit mit der türkischen Regierung zu Ende
zu führen mit dem Ziele, nicht nur den Bau der justinianischen Zeit, dem die Trümmermassen angehörten,
vollständig freizulegen, sondern auch allen an Ort und Stelle etwa noch vorhandenen vorjustinianischen Resten
nachzuforschen und so eine möglichst lückenlose Entwicklungsgeschichte aller an der heiligen Stätte des
Johannesgrabes errichteten christlichen Anlagen zu gewinnen.
Über die Durchführung der Arbeiten, an denen als Vertreterdertürkischen Regierung bis 1929 Herr Aziz Ogan,
als Vertreter der Treuhänderschaft Ephesosgrabung bei der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft Adolf
Deissmann, letzterer nur vorübergehend, teilnahmen, habe ich in den Jahresheften des Österreichischen
archäologischen Instituts (Bd. 24, 1928 Beibl. 52ff.; Bd. 25, 1929 Beibl. 5 ff.; Bd 27, 1931 Beibl. 61 ff. und

x) Αρχαιολογικόν Δελτίον [τοϋ υπουργείου των έκκλησιαστικών καί τής δημοσίας έκπαιδεύσεως], Bd. VII, 1921—22. — Athen 1924·
 
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