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VII. PLASTIK UND KLEINFUNDE

A. RELIEFS

i. DEKORATIVE FLACHRELIEFS

Es handelt sich hier hauptsächlich um marmorne Verkleidungsplatten, Bogenstücke und Schrankenteile
von den Säulenhallen und Emporen, vom Ambo, Ziborium, Synthronon und Johannesgrab. Eine ganze Anzahl
Taf. LVII i—6 dieser Stücke wurde bereits von Sotiriu gefunden und veröffentlicht (a. a. O. S. 173 ff.), eines sogar schon von Wood.
Ich gebe zunächst die Beschreibung der wichtigsten von den älteren Funden nach Sotiriu:
1. Hälfte einer Marmorscheibe mit dem Monogramm Christi in der Mitte (Abb. 64, 2. R. r.); Durchmesser
32.6 cm, Dicke 3.0 cm. Das Bruchstück befand sich in der Mitte einer gitterförmigen Verkleidungsplatte, wie
solche in Resten gleichfalls mehrfach zutage traten. Die Rückseite ist flach gerillt, der kreisrunde Rand einmal
gekerbt; der geradlinige Abschluß zeigt die Abarbeitung der schuppenartigen Gitteransätze. Das Stück gehört
nach Sotiriu zur Gattung der sogenannten Netzgitter (transena), die nach der Mitte des 6. Jahrhunderts ver-
schwinden1). Später ist die Platte einfach durchbohrt ohne Profile. Auch davon fand Sotiriu Proben, ebenso
wie von der am Ausgang des 6. Jahrhunderts verbreitetsten Form mit pflanzlichem Randschmuck (a. a. O. S. 174,
Abb. 47), die dann bald wieder verschwindet.
2. Bruchstücke von Verkleidungsplatten mit dem Monogramm Christi inmitten eines Kranzes, dessen
Bänder sich ausbreiten, gekrümmt und auslaufend in ein Efeublatt mit lateinischem Kreuz darüber. Solche
Platten werden bekanntlich im 5. und 6. Jahrh. typisch und sind damals allgemein verbreitet2).

*) Bekanntlich war diese Art von dekorativen Ver-
kleidungsplatten seit den ältesten Zeiten des Christentums in
Gebrauch, übernommen von ähnlichen römischen Erzeugnissen,
deren Abbild wir in der Apsis des Konstantin (Unterbau;
315 n. Chr.) zu Rom, der porta Marzia zu Perugia (etwa 4. Jahr-
hundert)und anderswo noch finden. Solche altchristlichen Ver-
kleidungsplatten kommen, außer ganz frühen Gitterfunden in
der confessio römischer Katakomben, im 5. Jahrhundert noch
in der Basilika zu Olympia vor, im 6. Jahrhundert an den
Emporen der Sophienkirche zu Istanbul und in Bellehem (Sotiriu).
Vgl. auch E.Weigand, die Geburtskirche von Betlehem, Leipzig
1911, S. 63.

2) Der Lorbeerkranz mit Bändern ist ein hellenistisches
Muster. Die altchristliche Kunst übernahm ihn aber sehr früh
und verband damit den symbolischen Begriff vom Triumph
des Kreuzes, indem sie in die Mitte das Christuszeichen setzte.
In dieser Form findet es sich schon im 3. und 4. Jahrhundert
an Schreinen und Sarkophagen (vgl. die Beispiele bei Cabrol,
Dictionnaire d’arch. ehret.,8.1486, 1501 und 1525-,Dallon, Byz.
art. and arch., Abb. 8; Ebersolt, Mission archeol. de Constanti-
nople, Paris 1921, Tafel 135 ff.). Im 5. Jahrhundert finden wir
das Muster vorherrschend, wobei mit der Zeit der Kranz zu
einem einfachen Kreisring und die Bänder zu Stengeln werden,
die in Efeublättern enden (vgl. die ausführliche Behandlung
 
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