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IL DIE JOHANNESKIRCHE JUSTINIANS

A. VORBEMERKUNG

Schauplatz der Ausgrabungen an der Johanneskirche zu Ephesos ist der sogenannte Hügel
von Ajasoluk1) am südöstlichen Rande der Kaysterebene, nahezu 3 km nordöstlich vom Mittelpunkt der grie-
chisch-römischen Siedlung, dem Marktplatz der Lysimachischen Stadt. Es ist der Hügel, welcher auf seiner
obersten spitzen Kuppe nicht ganz 100 m über dem Meere das byzantinische Kastell von Ephesos trägt und
dessen sanft abfallendem Südhang die byzantinisch-seldschukische Siedlung vorgelagert war. Heute befindet
sich hier das bescheidene Türkendorf Seldschuk. Der Abhang wird auf dieser Seite in etwa zwei Dritteln der
Gesamthöhe von einer Plattform unterbrochen, welche im Westen und Osten steil zur Ebene hin abfällt.
Hier liegen die Ruinen der Johanneskirche. In der Ostwestrichtung füllen sie die Plattform bis zum Steil-
hang hin völlig aus. Nach diesen Seiten fehlt daher eine unmittelbare bauliche Nachbarschaft auf dem Hügel Taf. II1
selbst. Doch findet sich an seinem Fuß auf der Westseite in nächster Nähe die große Isamoschee, etwas weiter Taf. II2, III1 u. 2
in der Ebene sodann der bescheidene Rest des Artemisions; im Osten aber schmiegen sich ärmliche Häuser
des modernen Ortes Seldschuk an den Steilhang an.
Von Süden her bildet den Z u g a n g zur Plattform der Johanneskirche die Ruine des sogenannten Tores
der Verfolgung2), eines festen Torbaues im Zuge der frühmittelalterlichen Umwehrung der Hügelplatte. Durch
dieses Tor führt auch heute der Hauptweg zur Kirchenruine vom Ort Seldschuk herauf. Zwischen dem Torbau
und dem eigentlichen Grabungsbezirk liegt hier noch die frühere neugriechische Kirche, die jetzt als Museum
für Plastik und Kleinfunde aus der Johanneskirche dient. Unmittelbar vor dem anspruchslosen Gebäude ragt
vereinzelt eine Zypresse auf, in ihrer Einsamkeit weithin nach allen Seiten sichtbar und gleichsam das Wahr-
zeichen des denkwürdigen Grabungsfeldes, das sonst höheren Baumbestandes entbehrt. Taf. IV 1
Gegen Norden hin setzte sich auf dem kurzen Abschnitt des Hügelrückens, welcher die Plattform von
dem durch das Kastell bekrönten Gipfel trennt, eine kleine elende Siedlung von Mohadschirs, mohammedani-
schen Einwanderern aus Mazedonien, fest. Dadurch rückten die Ausgrabungen in unmittelbare Nähe mensch- Taf. II2, III1
licher Behausung, was ihrer Schonung und Erhaltung nicht zugute kommt.
1) Entstanden aus »Άγιος θεολόγος«, wie der Evangelist Jo- welche Szenen aus dem Leben des Achilles darstellen, u. a. die
hannes in der morgenländischen Kirche genannt wird. Schleifung Hektors, wobei man diesen als christlichen Märtyrer
2) So benannt nach wiederverwendeten antiken Reliefs, deutete.

Forschungen in Ephesos IV/3

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