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Meriç, Recep; Ladstätter, Sabine [Hrsg.]; Metaxas, Susanne [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Späthellenistisch-römische Keramik und Kleinfunde aus einem Schachtbrunnen am Staatsmarkt in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 9,3: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52071#0024
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18

Einleitung

Füllung A (späthellenistisch-augusteisch): 17,50 bis 17,00 m (Abb. 3)
Aus den tiefsten Lagen unter dem Wasserspiegel (ca. 17,00 m), die wir noch ohne Ge-
fahr ausleeren konnten, kamen hellenistische Funde des 2. bzw. 1. Jhs. v. Ohr. zutage, die
wohl zur Nutzungsphase des Brunnens gehören. Dabei handelt es sich um Firniskeramik
(K4-5, 16-17, 22-24), Keramik im ,Westabhangnachfolgestil‘ (K41), Firniskeramik mit
aufgesetzten Reliefs (K36-37), hellenistische Reliefbecher (K44, 45, 48, 49), eine Kopie ei-
ner attischen Lampe (LI), eine Ephesos-Lampe (L2), den Großteil der Terrakotten (TK1,
7-20) und um ephesische Münzen (1982/307, 308, 309 A-D) der hellenistischen Zeit bzw.
des 1. Jhs. v. Chr., die freundlicherweise von St. Karwiese bestimmt wurden (Abb. 4)2 3.
Das Fehlen von Westabhangware, einigen Formen von Firniskeramik sowie Schäl-
chen mit Wandknick und Fischtellern deutet darauf hin, daß die hellenistischen Funde
nicht vor dem 2. Jh. v. Chr. in den Brunnen gelangt sind. Der älteste Fund aus den tief-
sten Schichten (17,50-17,25 m), das Fragment einer italischen schwarzen Sigillata (K153),
datiert 40-25 v. Chr., womit mit etwa 20 v. Chr. der Beginn der Verfüllung fixiert werden
kann. Diese Datierung wird zusätzlich durch eine ,Pompeianisch-rote‘ Platte (K479) aus
der Zeit 50-20 v. Chr. gestützt. Zu diesen älteren Funden gehören Fragmente italischer
Sigillata (K154), frührömischer ESA (K129, 131-133, 141), früher ESB I (K173, 176-177,
184-185, 188, 213-214), das Fragment einer italischen Lampe (L59) u. a., die allerdings
nicht jünger als augusteisch sein können, weshalb die Füllung A allgemein „späthelleni-
stisch bis augusteisch“ datiert werden kann. Als Grenze zwischen Füllung A und B ist der
Wasserspiegel bei ca. 17,00 m angenommen worden.
Füllung B (1. Viertel des 1. Jhs. n. Chr.-flavische Zeit): 17,00 bis 9,50 m
(Abb. 3)
Hier scheint der Brunnen nicht mehr benutzt und mit nach und nach hineingefallenem
Material und Kleinfunden verfüllt worden zu sein. Die unterste Partie der Füllung könnte
allerdings noch der Nutzungsphase angehören, bedingt durch die klimatischen Schwan-
kungen des Grundwasserspiegels. Diese ziemlich hohe und fundreiche Einfüllung, deren
untere Grenze der Wasserspiegel bei 17,00 m bildet, wird bei 9,50 m durch die fast fundleere
Füllung C begrenzt. Anhand der relativ gut datierbaren Münzen, der Lampen, der Glasge-
fäße und der Keramik kann Füllung B in drei Untergruppen unterteilt werden (Abb. 3).
Füllung Bl
Der Großteil der ESB I, der ESA, der italischen Sigillata und der ,ephesischen‘ bzw.
italischen Importlampen, der westlichen Amphoren sowie der monochromen formgepreß-
ten Glasgefäße stammt aus dieser Füllung. Es ist möglich, daß die vielen Ganzgefäße wie
z. B. Platten, Schalen und Becher gemeinsam mit dem Kopfphallosgefäß (TK35; Taf. 111)
aus dieser Füllung als Speisegeschirr für ein öffentliches Symposium gedient haben3. Die
Datierung dieser Gattungen weist diese Schicht in das 1. Viertel des 1. Jhs. n. Chr. Die
beiden Münzen, von welchen die jüngere (310A) unter Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) in
Ephesos geprägt wurde, sind wiederum von St. Karwiese bestimmt4 5 worden (Abb. 5).
Die für die Datierung der Brunnenstratigraphie sehr wichtige italische Sigillata3 trat
in der Tiefe 17,00-14,00 m zahlreich auf. Anhand ihrer Datierung (K155-163b, 168-169)

2 Karwiese 1983, 149.
3 Lang-Auinger 2000, 134.
4 Karwiese 1983, 149.
5 Die Bestimmung der italischen Sigillata wurde von S. Zabehlicky-Scheffenegger durchgeführt.
 
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