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Meriç, Recep; Ladstätter, Sabine [Hrsg.]; Metaxas, Susanne [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Späthellenistisch-römische Keramik und Kleinfunde aus einem Schachtbrunnen am Staatsmarkt in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 9,3: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52071#0031
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1. KERAMIK

1.1. Einfache Firniskeramik (Taf. 1-3)
Im Brunnen wurden fast ausschließlich Randfragmente gefunden, die wir anhand der
Form und des Materials generell in drei Gruppen einteilen können. Die größte Gruppe
(Kl-13) aus den Füllungen A-Bl bilden Fragmente von Schälchen und Tellern, die meist
nach schwarz gefirnißten attischen Vorbildern lokal hergestellt worden sind. Der in Ephe-
sos und in der Umgebung sehr oft auftretende, dagegen andernorts seltene Teller mit ge-
drechselter Lippe (K14-21) kann vorläufig als eine kleinasiatische, wenn nicht sogar als
ephesische Form angesehen werden. Die zweite Gruppe bilden die pergamenischen Be-
cher (K22-25) aus den Füllungen A und Bl, die wohl als Importware anzusehen sind und
die dritte Gruppe die ,Knidischen‘ Schalen (K26-35), ebenfalls Importe, die besonders in
der Füllung Bl zahlreich gefunden wurden.
1.1.1. ,Ephesische1 Firnisware
Der Großteil der Randfragmente sowie einige Böden sind aufgrund des Materials als
lokale Produktionen zu betrachten. Der Ton ist meist braun oder beige, glimmerhaltig
und meistens mit Kalk und kleinen Steinchen gemagert. Der Überzug ist oft braun oder
grau bis schwarz und matt, auf der Außenseite befinden sich herabgeronnene Farbreste.
Alle Stücke sind mittelhart bis hart gebrannt, gute Qualität ist jedoch selten. Diese Eigen-
schaften passen genau zu der jüngeren Version der Firniskeramik aus der Basilika am
Staatsmarkt und dem Hanghaus 1 sowie zu den augusteisch-frühtiberischen Echinusscha-
len der Tetragonos Agora25. Deswegen können zumindest die Funde der wohl späthelleni-
stisch bis augusteisch-tiberisch datierbaren jüngeren Version als ,Ephesische1 Firnisware
bezeichnet werden26. Die Formen bestehen hauptsächlich aus Schälchen (Kl-12) und Tel-
lern (K13-21). V. Mitsopoulos-Leon unterscheidet bei der Firniskeramik sieben Formen27,
von denen nur drei im Brunnen vertreten sind: Schälchen mit gerundeter Wand, Teller
mit fein gedrechselter Lippe und Teller mit breiter Lippe. Es fehlen also Schälchen mit
Wandknick, Fischteller und Teller mit verdickter Lippe, die in den hellenistischen Vor-
gängerbauten der Basilika am Staatsmarkt hingegen reichlich vorhanden sind. Das Feh-
len dieser Formen sowie der Böden mit Stempeldekor im Brunnen legt nahe, daß diese zu-
mindest in der späthellenistisch-augusteischen Zeit (Füllung A) nicht mehr üblich waren.
Die Masse der Schälchen mit gerundeter Wand und die Teller mit gedrechselter Lippe
stammen aus den Füllungen A und BL Aus der Füllung B2 kommen lediglich ein Schäl-
chen mit gerundeter Wand und ein Teller mit gedrechselter Lippe28.
Formen
Schälchen mit gerundeter Wand und einwärts biegender Lippe
Die zahlreichen Fragmente dieser Schälchen (Kl-12) stammen aus den Füllungen A
und Bl. Dieser weit verbreitete Schälchentyp ist seit dem 3. Jh. v. Chr. in Verwendung29.

25 Fr. Mitt. S. Zabehlioky-Scheffenegger.
26 Mitsopoulos-Leon 1991. 17. 26; Outschar 1996, 34 Anm. 157. 60.
27 Mitsopoulos-Leon 1991, 17 ff-
28 Vgl. auch Mitsopoulos-Leon 1991, 18. 23.
29 Zur Entwicklung siehe Rotroff 1997, 161-164.
 
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