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Meriç, Recep; Ladstätter, Sabine [Hrsg.]; Metaxas, Susanne [Hrsg.]; Österreichisches Archäologisches Institut [Mitarb.]
Späthellenistisch-römische Keramik und Kleinfunde aus einem Schachtbrunnen am Staatsmarkt in Ephesos — Forschungen in Ephesos, Band 9,3: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52071#0146
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5. BEINOBJEKTE (TAF. 88-89; 105)

Es wurden zahlreiche Knochenabfälle und Objekte aus Bein in den späthellenistisch-
römischen Füllungen (A-D) geborgen. Die Beinobjekte setzen sich aus diversen Haus-
haltsgeräten, Scharnieren für Truhen und Schränke, Zierstücken für Möbel u. ä. sowie
Spielmarken und einem Würfel zusammen.
Unter den Haushaltsgeräten sind Löffel, Nadeln, Messer, Griffe (?) und eine Büchse zu
erwähnen. Die ovalen Löffel Bl-3, ligulae50*, sind ohne große Formänderung von späthel-
lenistisch-augusteischer bis in hadrianische Zeit zu verfolgen. Der Griff Bl (Taf. 105) ist
wohl verziert gewesen, wie aus dem erhaltenen Blütendekor am Griffansatz zu erschließen
ist. Aus der flavischen Füllung Dl stammt eine kleinere, runde Löffelform (B4). Beide Löf-
felformen sind in Korinth und Knossos aus der Kaiserzeit bekannt508 * 510. Das einzige Messer
B5 stammt aus der flavischen Füllung Dl511. Die Beinnadeln sind in Näh- (B6-7) und
Haarnadeln (B8) zu unterteilen. Die runden Nähnadeln, die beide aus der flavischen Fül-
lung Dl stammen, haben relativ große Öhren. Die Haarnadel, die einen kugeligen Kopf
aufweist, stammt aus der traianischen Füllung D2. Solche Nadeln treten in Knossos erst
in hadrianischen Kontexten auf512. Ein Vergleichsbeispiel aus Korinth wird in das 1. oder
2. Jh. n. Chr. datiert513. Die Nadel mit halbkugeligem Kopf B9 aus der Füllung Bl ist von
oben zu einer Seite hin durchbohrt. BIO ist ein kantiger Nadelröhrling und wurde in der
neronischen Füllung B3 geborgen. Solche Röhrlinge erklären die Arbeitsstufen zur Her-
stellung der Beinnadeln in Ephesos ähnlich wie in Pergamon und Knossos514 515. Das Frag-
ment Bll gehört wahrscheinlich zu einer Nadel. B12-14 (Taf. 105) sind eventuell als Griffe
für Messer, Handspiegel usw. anzusehen815 und stammen aus den Füllungen Bl und B2.
Die kleine Büchse B15 aus der neronischen Füllung B3 ist fast identisch mit Nr. 965 aus
Korinth516. Die Beinscharniere B16-20, die für Truhen und Schränke verwendet wurden,
waren besonders in der Füllung A zahlreich vertreten. Aus den Füllungen B2 und Dl ist je
ein Scharnier bekannt (B21-22), über deren Verwendung und Funktion in letzter Zeit
nützliche schematische Darstellungen publiziert wurden517. Die ziemlich dünnen und glat-
ten Zierplättchen B23-26 sind wohl für Kastendeckel oder bei Spielbrettern als Furniere
eingelegt worden; sie stammen aus den Füllungen Bl und B3. Die runden Spielmarken
B27-28 (Taf. 105) aus den Füllungen B2 und B3 sind in Athen, Korinth und Knossos aus
römischen Kontexten bekannt518. Schließlich ist noch der Würfel B29 aus der Füllung Bl
zu erwähnen. Solche Würfel sind auch in Athen und Korinth reichlich vertreten519.

508 Davidson 1952, 189 Anm. 90.
510 Davidson 1952, 189 Nr. 1393-1399 Taf. 84; Sackett 1992, 382 Taf. 316, 1-6; vgl. nur für ligulae Robinson
1959, Mill und J68.
511 Vgl. ein ähnliches Messer aus der Kaiserzeit in Knossos: Sackett 1992, Taf. 316, 14.
512 Sackett 1992, 381 Taf. 315, 4-5.
513 Davidson 1952, 279. 284 Taf. 118.
514 von den Driesch - Boessneck 1982, 568 Abb. 4, 9a-d; Sackett 1992, Taf. 319.
515 Vgl. Sackett 1992, 383 Taf. 318, 5. 11.
516 Davidson 1952, 136 Taf. 69.
617 von den Driesch - Boessneck 1982, 568 ff. Abb. 5; A. McWhirr, Roman Crafts and Industries (1982)
Abb. 15-16.
518 Robinson 1959, 87 M27 Taf. 56; Davidson 1952, 217 f. Taf. 99, 1679-1683; Sackett 1992, 383 Taf. 318, 20.
519 Robinson 1959, L68-72. M251; Davidson 1952, Nr. 218 1739-1748.
 
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