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12 H. Folge d. Fundschicht, u. d. Entwicklungsstufen d. kret.-myk. Kultur.

neolithische Keramik von Knossos kennt noch keine gemalte
Ornamentik, sondern nur Riefelungen, Punktierungen und Ein-
ritzungen in die schwarze Tonoberfläche, die z. T. weiß ausgefüllt
sind.1) Im unteren Teil der knossischen Schicht bestehen die Frag-
mente aus grobem, grau-schwarzen Ton, im oberen zeigen sie in
der Regel eine schöne, schwarz polierte, glatte Oberfläche; die weiß
ausgefüllten Punktierungen und Einritzungen erscheinen neben den
glatten Vasen vom 5. Meter an aufwärts; sie beschränken sich
auf Punktreihen und einfache Streifen- und Zickzackbandmuster
mit punktierter Flächendekoration. Auffallend ist, daß in der
allerdings wohl verhältnismäßig jungen neolithischen Schicht von
Phaistos neben einigen ähnlichen Vasen mit roter oder brauner
Farbe in linearen Mustern bemalte Keramik vorkommt.2)

Die Dauer der neolithischen Kultur hat man in Kreta aus
der Höhe ihrer Anschüttung erschließen zu können gemeint.
Die Unsicherheit eines solchen Schlusses geht schon aus den
großen Unterschieden der in dieser Frage erzielten Resultate
hervor: Evans glaubt, nach Analogie der jüngeren Schichten die
Dauer in Knossos auf 6-—8000 Jahre berechnen zu können,3)
während Vollgraff nach Analogie von ägyptischen Fundschichten
die Dauer auf 1300 Jahre bestimmt, zugleich aber bemerkt, daß
nach Analogie von syrischen Fundschichten die Erhöhung des
Niveaus noch 21/, mal rascher vor sich gehen würde.4) Nach
Analogieschlüssen kann durchaus nicht ausgemacht werden, wie
rasch die Aufhöhung des Bodens vor sich gegangen ist, die von
vielen Zufälligkeiten abhängig war.

Die nordgriecliisclie Fundgruppe steht in jeder Beziehung
höher als die kretische. In Dimini und Sesklo bei Volo sind
Akropolen mit mehrräumigen Steinhäusern aus neolithischer
Zeit freigelegt worden.5) Die keramischen Überreste zeigen hier
wie in Phokis und Böotien6) zum großen Teil gemalte Orna-

1) Mackenzie, J. H. S. 1903, 158ff. pl, 4 fig. 6—31.

2) Mos so, Mon. Ant. XIX 14111', tav. I 4—17 (während des Drucks er-
schienen). 3) B. S. A. X 25. 4) Rhein. Mus. 1908, 319 f.

5) Taovvrag, AI TrgoiaTOQiv.al ccy.QoitoXcig Ai\lsr\vwv y.ai —iaxXov 1908
3ttv. 2 u. 3.

6) Sotiriadis, Ath. Mitt. 1905, 12011'. u. 134ff., 1906, 396ff. Eph. arch.
1908, 63ff. Bulle, Orchomenos I (Abh. Münch. Ak. 1907) S. 17. Die kera-
mischen Funde von Orchomenos sind noch unpubliziert.
 
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