Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grabgemiilde Ramses' III. Greif.

99

wenn Cypern darum auch nicht das Ursprungsland des Motivs
gewesen zu sein braucht.

Die Darstellung des Greifen auf der andern Kastenseite ist
zeitlich von diesem Bilde nicht zu trennen. Daß der Greif nicht
ägyptischen Ursprungs ist, wurde schon oben (S. P3) hervor-
gehoben. Der Typus kommt aber seit der 19. Dynastie in Ägypten
häutiger vor: ein Armband1) zeigt zwei Greifen zu Seiten eines
Irisstraußes wie die Böcke auf der soeben genannten Kästchen-
seite; auf einer Prunkvase der 19. Dynastie erscheinen zwei Greifen-
köpfe.-') Noch öfter kommt der Greif gerade unter Ramses III.
vor: einer auf einem Panzer in seinem Grabe,3) ein Greifenkopf
als Vasenaufsatz4) und einer als Rhyton5) aus derselben Zeit.
In allen Fällen trägt er noch einen Kamm, doch sind die Locken
im Xacken verschwunden; die Flügel treten größer hervor. Ohne
Xackenlocken mit großen Flügeln kommt der Greif auf der kyp-
rischen Silberschale aus Kurion vor, die auch ein Bild der anti-
thetisch gruppierten Ziegenböcke enthält; sie ist schon von der
assyrischen Kunst beeinflußt, und daher weicht in anderen Punkten,
in dem kräftigeren Körper und in Einzelheiten der Flügelbildung,
der Greifentypus wieder von dem der Zeit Ramses' III. ab. Wenn
die Darstellungen der beiden Greifen auf einer Bronzeplatte aus
dem Kuppelgrab in Kavusi der kretischen Ubergangszeit6) nicht
so klein und undeutlich wären, so würden sie wohl am ersten
dem Ramsesgreifen entsprechen, wenn Gillieron in der Zeichnung
auch keinen Kamm hat finden können. Die Greifen auf spät-
minoischen Sarkophagen7) haben jedenfalls mit dem Greifen des
Ramsesgrabes keine nahen Berükrungsjrankte mehr. Die Dar-
stellungen im Ramsesgrab haben also keine Parallele mehr in
der eigentlichen mykenischen Kunst und können daher nicht als
Abbildungen von echten Erzeugnissen der mykenischen Zeit an-
gesehen werden, auf die höchstens noch der landschaftliche Hinter-
grund des Greifenbildes hinweisen könnte.

1) Prisse d'Avennes, Histoire, Atlas V 20 nr. 14; ein ebensolches Me-
moires de l'Institut franyais du Caire II, Vernier, La Bijouterie 1907
pl. 7 fig. 2. 2) Prisse d'Avennes V 26 (links unten).

3) Rosellini, Monumenti civili II 121 nr. 27.

4) Prisse d'Avennes V 12 (unten); Wilkinson, Manners II1 p. 348
fig. 249, 1. 5) Prisse d'Avennes V 12 (oben).

6) A. I.A. 1901, 148 fig. 11. 7) B. S. A. VIII pl. 18; Mon. Ant. XIXtav. 3.

7*
 
Annotationen