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XIII

manns zu halten. Denn als Ganzes ist er das — kommen doch auch
Personen darin vor, die lediglich Geisteskinder des Dichters sind. Nur
das Verzeichnis der Pilger, das mit hineinverwoben ist, ist nicht er-
funden, sondern geht sicher auf einen zeitgenössischen Bericht zurück.
Dass Lucas Cranach in seiner Jugend sich auch einmal in München
aufgehalten hat, ist möglich, wie so vieles in der Welt möglich ist.
Irgend einen anderen Grund zu dieser Annahme giebt es aber nicht.
Es ist deshalb nur zu begreiflich, dass die Nachforscnungen nach Lucas
Cranach, die die Beamten des Geheimen Staats- und Hausarchivs in
München für Fräulein Michaelson angestellt haben, ganz vergeblich ge-
wesen sind.

Nach dem, was Fräulein H. Michaelson bis jetzt veröffentlicht hat,
dürfte noch manche interessante Entdeckung auf dem Gebiete der
deutschen Kunstgeschichte von ihr zu erwarten sein. Vielleicht nimmt
sie sich auch einmal Dürers an. Da möchte ich sie denn schon jetzt
auf eine Quelle aufmerksam machen, die auch noch nicht ausgebeutet
worden ist: Franz Sternbalds Wanderungen von Ludwig Tieck. Ich
glaube, der allmählich in immer grössere Exaktheit versinkenden
deutschen Kunstforschung könnte auf diese Weise wieder neues Leben
zugeführt werden.

Braunschweig, im Februar 1900.

Dr. Ed. Flechsig.
 
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