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II.

Die Tafelbilder Lucas Cranachs bis zu seinem
50. Lebensjahre (1522).

Dem Versuche, Lucas Cranachs Tafelbilder auf ihre Echtheit zu
prüfen und sie chronologisch zu ordnen, stellen sich weit grössere
Schwierigkeiten entgegen, als dies bei den Holzschnitten und Kupfer-
stichen der Fall war. Viele Werke lassen sich nur dann als echte,
eigenhändige Schöpfungen Cranachs erkennen, wenn man ihnen den
Platz wieder zu weist, den sie einmal in der Entwickelung des Künstlers
eingenommen haben. In den ersten io Jahren seiner Wittenberger
Thätigkeit hat aber Cranach von seinen Tafelbildern leider nur verschwin-
dend wenige bezeichnet, noch weniger mit einer Jahreszahl versehen, im
Gegensatz zu dem gegenüber seinen Holzschnitten und Kupferstichen
beobachteten Verfahren.

Es muss also die allererste Sorge des Forschers sein, die Ent-
stehungszeit aller der Bilder, die mit Lucas Cranach irgendwie in Be-
ziehung stehen, so genau wie möglich zu ermitteln. Ist dies geschehen,
dann gilt es, die Echtheit jedes Werkes zu prüfen. Oft wird beides
Hand in Hand gehen müssen.

Man kann die Tafelbilder Lucas Cranachs rein äusserlich einteilen
in solche, die einzeln bestellt und gemalt worden sind und für sich
allein wirken sollten, wie z. B. Bildnisse und Marienbilder, und in solche,
die von vornherein als Teile eines grösseren Ganzen, eines Altarwerkes,
einer Folge, geplant waren und demnach ausgeführt worden sind. Die
meisten Einzelbilder befanden sich früher in den Wohnräumen der
Besteller und sind von da in unsere Sammlungen übergegangen. Die
meisten Altarwerke befanden sich und befinden sich jetzt noch in den
Kirchen. Aber nicht jedes Galeriebild ist deshalb ein Einzelbild, nicht
jedes Kirchenbild Teil einer Folge. Immer müssen wir uns fragen:
wozu war das Bild ursprünglich bestimmt?

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