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I 11

1523 erfolgte die Einweihung der gänzlich erneuerten Kirche, die da-
durch auch dem Gottesdienst übergeben wurde. Wie es scheint, fehlte
aber auch damals noch sehr viel von der inneren Ausstattung, soweit
sie nicht für die Zwecke des Gottesdienstes unbedingt erforderlich war,
also namentlich manches kostbare Werk der Malerei und Plastik, das

die Kirche später besass und das dann dichterisch verherrlicht

worden ist. Die Statuen an den Pfeilern, Christus mit den Aposteln und den
drei Titelheiligen der Kirche, Moritz, Magdalena und Erasmus, sind
wohl erst 1525 fertig geworden (wenigstens trägt der h. Moritz diese
Zahl an der Konsole), die Kanzel gar erst 1526. Nach einem 1525
angelegten Verzeichnis befanden sich aber in diesem Jahre schon eine
grosse Anzahl von Tafelgemälden in der Kirche (vergl. v. Terey, Kardi-
nal Albrecht von Brandenburg S. 80 — 81), doch werden es kaum

alle gewesen sein, die die Kirche überhaupt geschmückt haben, solange
sie den Zwecken des Kollegiatstiftes diente. Jedenfalls ist der Kardinal
Albrecht (die Kardinalswürde erhielt er am 1. August 1518), als einer
der kunstsinnigsten Fürsten jener Zeit, auch noch weiter bemüht ge-

wesen, die Kirche mit allerhand Kunstwerken auszustatten.

Freilich konnte er sich nicht lange seiner neuen Stiftung erfreuen.
Die Reformation brach auch in Halle siegreich ein, vergebens von ihm
bekämpft, und die Stadt, die ihm anfangs so lieb gewesen, wurde ihm
verhasst wiekeine. Er sah sich 1541 gezwungen, das Kollegiatstift auf-
zulösen; am 7. Dezember 1541 liess er auch die Stiftskirche schliessen,
nachdem er die kostbaren Reliquien und Kunstschätze teils nach Mainz,
teils nach Aschaffenburg hatte bringen lassen. Er selbst zog sich in sein
Mainzer Erzbistum zurück und ist bis zu seinem 1545 erfolgten Tode
nicht wieder nach Halle gekommen.*)

Die Tafelbilder, die nach Aschaffenburg gebracht worden waren,

*) Für die vorliegende kurze Darstellung, die in einigen wesentlichen Punkten
die bisher in der kunstgeschichtlichen Literatur verbreiteten Ansichten berichtigt, habe
ich in der Hauptsache nur zwei Werke benützt: Gust. Hertzberg, Ge-

schichte der Stadt Halle an der Saale, 2. Band, Halle 1891 und J. May, Der
Kurfürst, Kardinal und Erzbischof Albrecht II. von Mainz und Magdeburg, München
1869 — 75. Völlige Klarheit wird über diese Dinge aber erst eine Arbeit
meines Freundes Paul Redlich bringen, die auf reichem urkundlichem Mateiiai
aufgebaut, unter dem Titel „Kardinal Albrecht von Brandenburg und das neue Stift
zu Halle, 1520—1541“, demnächst im Verlag von Franz Kirchlreim in Mainz er-
scheinen wird. Alle Freunde Cranachs und Pseudogrünewalds seien schon jetzt auf
dies Buch hingewiesen.
 
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