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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

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Kühne, Lothar: Sozialistische Konsumtionsweise und ästhetische Gestaltungskonzeption
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https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0014
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Kollektivgeltung zu realisieren.

Bei der näheren Verfolgung des zuletzt umri6senen Funktions-
zusammenhanges darf selbstverständlich nicht übersehen werden,
daß dieser in dieser Reinheit nur durch eine typologische
Idealisierung zu erfassen ist. Die realen Konsumtionsbedingun-
gen sind unter dem Gesichtspunkt der hier gefaßten Individual-
geltung vielfältig verunklärt. Das bezieht sich zum Beispiel
auf Aneignungen, die auf dem Wesen des Sozialismus nicht ent-
sprechende Weise vollzogen wurden. Aber es kann immer davon
ausgegangen werden, daß diese hier gefaßte Geltung subjektiv
reflektiert wird und das teilweise auch dort, wo ihr nicht
entsprechende ideelle Reaktionen erfolgen. Zum anderen besteht
eine Aufgabe der Gestaltung der entwickelten sozialistischen
Gesellschaft darin, die Bedingungen für die weitere Ausprägung
dieser kommunistischen Sachgeltung weiter auszubilden.

4. Konsumdruck und sozialistische Persönlichkeitsentwicklung

Im Sozialismus ist die individuelle Konsumtion im bestimmten
Maße noch direkt an die Arbeitsleistung der Individuen gebun-
den. Das ergibt sich notwendig einmal aus dem Grad der Produk-
tivkraftentwicklung und zum anderen aus der Tatsache, daß aus
objektiven und subjektiven Gründen die Arbeit noch nicht hin-
reichend durch die Bedürfnisse der Arbeitenden nach derselben
vermittelt ist. Die Verbindung von Arbeitsleistung und Konsum-
tionsmöglichkeit ist zuerst ein Moment der notwendigen Pression,
um die Allgemeinheit der Arbeit durchzusetzen. Diese Pression
bildet keine Beziehung von Herrschaft und Unterordnung als
gesellschaftliches Klsssenverhältnis, weil sie im Rahmen der
gesellschaftlich festgelegten Zeitmaße für die Gültigkeit der
Pflicht zur Arbeit für alle Individuen gilt . Indem die Konsum-
tion in dieser Beziehung ein Faktor der Stabilisierung des ge-
sellschaftlich erforderten Arbeitsverhaltens ist, erweist sie
sich bereits hierin als ein Faktor, welcher die Persönlich-
keitsentwicklung befördert und der bei einem bestimmten Niveau
dieser Entwicklung der Menschen in seiner Selbständigkeit nicht
mehr wahrgenommen wird.

Die Grundfunktionen der individuellen Konsumtion im Sozialis-

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