Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 3.1979

DOI article:
Wittwer, Bernhard: Einige neurobiologische Aspekte der Ästhetik
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30595#0124
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
erreicht und in einer für den Organismus günstigen Weise bewäl-
tigt, entsteht die bestätigende Emotion, ein sogenanntes positi-
ves Gefühl ... Infolge der höchstentwickelten Informationsverar-
beitungsfunktion beim Menschen erfahren die Emotionen sowohl
eine tiefgehende Widerspiegelung im Bewußtsein wie andererseits
eine Beeinflussung durch das Bewußtsein ... Emotion und Informa-
tion verschmelzen im Bewußtsein des Menschen miteinander/15/

Die Gefühle brauchen keineswegs in den Vordergrund des Bewußt-
seins zu treten, Um Gefühle erleben zu können, müssen sie die
Bewußtseinsschwelle überwunden haben, Diese Schwelle ist infolge
von Umständen nach oben oder unten verschoben, Bis zur Schwelle
kann lediglich das Vorhandensein eines Gefühls bemerkt werden,
der Inhalt ist jedoch noch unbewußt, Da die Gefühle nur während
des Informationsdefizits sinnvoll sind, sind sie auch nur dann
erlebbar, Durch Experimente stellt S i m o n o w die kompen-
satorische Funktion der Gefühle “von der übermäßigen Mobilisie-
rung der Energiereserven bis zur dominanten Reaktion auf Signale
mit einer geringen Wahrscheinlichkeit ihrer Bekräftigung* /16/
fest, Die Stärke der Gefühle hängt von den Bedürfnissen und von
dem Zustand ab, in welchem sich ein Bedürfnis gerade befindet,

4, Zur gegenwärtigen Situation in der Ästhetik

Die Schwierigkeit der Ästhetik besteht darin, daß sie rait Katego-
rien der Kunst, wie Schönheit, Häßlichkeit, Komik, Tragik, Erha-
benheit, Niedrigkeit, und besonders mit dem Prinzip der Dreiheit
von Schönheit, Gutheit, Wahrheit, vorbelastet ist, Ausweg aus
dieser Situation kann nur die klare Trennung zwischen Ästhetik
und Kunst sein, Beschleunigend werden die Einordnungsbemühungen
des Designs, eines noch jungen Bereichs, wirken, Dis Annahme von
einer ausschließlichen Determinierung der Ästhetik als einer
Wissenschaft vom Schönen entspricht nicht mehr den neueren Theo-
rien der Natur- und Gesellschaftswissenschaften, Begründeten
sich die entstandenen Schwierigkeiten besonders aus der einseiti-
gen Durchdringung des Problems von der gesellschaftlich-histori-
schen Seite, so muß für die Klärung der physisch-psychischen
Seite gesorgt werden, Unter den dabei möglichen Theorien besitzt
die neuropsychologische Gefühlstheorie für beide Seiten eine gro-
ße Oberzeugungsmöglichkeit.

122
 
Annotationen