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Fraenger, Wilhelm
Hochzeit zu Kana: ein Dokument semitischer Gnosis bei Hieronymus Bosch — Berlin, 1950

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https://doi.org/10.11588/diglit.29112#0013
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Erstes Kapitel

VERKNÜPFUNGEN
Die »Hochzeit zu Kanu« ist das ikonographisch rätselhafteste Ge-
mälde, das BosA nach einem biblisch fest umrissenen Thema
schuf. Die Szene zeigt ein festliAes Gemach, an dessen Tafel über ein
Dutzend Hochzeitsgäste in regelmäßigen Gruppierungen beisammen-
sitzen. Jedoch so übersichtlich und symmetrisch das Gesamte wirkt,
so undurchsiAtig sAeint der innere Zusammenhang des Bildes. Wie
schon der erste Blick auf den Personenzettel und die Szenerie erweist,
ist die im Evangelium Johannis überlieferte GesAiAte denkbar frei
behandelt. BosA hat die dort als HoAzeitsgäste angeführten Jünger
weggelassen und setzte einen zweifelhaft gemisAten Gästekreis aus
seiner eigenen Zeitgenossenschaft an ihre Stelle. Das in der Bibel
niAt beschriebene HoAzeitshaus hat er zu einem goldstrotzenden
Domizil des Reichtums aufgemöbelt, zugleiA jedoA zu einem Tempel
der Idolatrie entstellt. Im Hintergrund ist ein erdfarbener Altar er-
riAtet, der abgöttisAe Bildsäulen und Kultgeräte trägt. Auch sAwärzte
er so anrüAige Zeremonien und Zaubereien in die evangelisAe Er-
zählung ein, daß stA der HoAzeitssaal zum SAauplatz einer Aus-
einandersetzung zwisAen dem Wundertäter und sAlimmheiligen
Magiern dramatisiert.
Ein jüdisAes HoAzeitsfest vor einem heidnisAen Altar gefeiert, Jesus
und seine Mutter unter Götzendienern, ein Brautpaar, das in sAweig-
samer Enthobenheit mehr bei siA selbst, als bei den Gästen weilt,
dazu ein Kunterbunt von bürgeriiAen, klösterliAen und hebräisAen
TraAten: diese Extravaganzen weisen darauf hin, daß es dem Maler
weniger auf eine Darstellung des Bibeltextes, als auf dessen Nutz-
anwendung auf ganz bestimmte zeitgenössische Zusammenhänge an-
gekommen war.
In den bisherigen Würdigungen des Gemäldes ist diese Doppel-
bödigkeit wohl schon empfunden worden, am ehesten von CAdrfer Je
To/tMy, der ein Paulus-Wort als Textgrundlage in Erwägung zog:
"/hr ^önnr nzAt zngfefA trinken der Herrn Xefcl? nnd der Tenje/r
He/A. /hr ^dnnt niAt zng/eiA tedA^fg rein der Herrn TdAer Knd
 
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