Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fraenger, Wilhelm
Hochzeit zu Kana: ein Dokument semitischer Gnosis bei Hieronymus Bosch — Berlin, 1950

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29112#0124
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANMERKUNGEN

Zu Kapitel 1: Verknüpfungen
1. Dieses aus spanischem Privatbesitz des Grafen Marktes Chiloedes-Madrid
in die Sammiung F. Koenigs-Haariem übergegangene Altarfragment geht seit
seiner ersten öffentlichen Ausstellung im Ryksmuseum Amsterdam (1929) bis
heute unter einer Fehlbenennung und Vertauschung der zwei Flügelbilder,
deren Mitteltafel in Verschollenheit geriet. Da man die Innenseiten fälschlich
als »Die Sintflut« und »Die Hölle-}; titulierte und demgemäß die
»Sintflut« linkshin und die »Hölle« rechtshin anberaumte, gerieten die vier
Medaillons der Außenseiten in eine sinnwidrige Reihenfolge.
Ich stelle den authentischen Sachverhalt durch meinen Nachweis wieder
her, daß es sich bei der sog. »Hölle« um die Darstellung des vorsint-
flutlichen Geschlechts der Nephilim handelt, wodurch die
Innenseiten ihren ursprünglichen Standort und die Medaillons ihre einzig
sinnvoll in der Bekehrung gipfelnde Abfolge Ziutückerhalten. Auch
identifiziere ich das Altarwerk mit dem von G. v. Mander angeführten, als
verschollen angesehenen Altarwerk »Mett/ er-?? ??? <f?'cAttr Nee«, dessen dem
Evangelium entlehnter Titel das Werk als Ganzes zu etinem Sintflut-
Triptychon aus einem Gusse macht.
2. Im ersten Band meiner Bosch-Studien »D-?r T^reyryf/dAy-fge Rr/rA. Grund-
züge einer Auslegung«, München, Winkler-Verlag 1947, setze ich die
Geschichte der adamitischen »Homines intelligentiae« zu Brüssel eingehend
auseinander. Ihr Versammlungsort wird im Kameryker Protokoll (§ 17) fol-
gendermaßen beschrieben: »Bf??? extnt wäret B???xfR?'e??rfr et/ %??<?f<A?f??
/r/rrft rr-?A?'???' dfr/f oRR?V?', ff/fA?Y2???ftr?7? rtM <ro??ff??r?'f??A? fo%-
i-f????/???«. Vgl. Paul Freddricq: Corpus documentorum inquisitionis haere-
ticae pravitatis neerlandicae, Gent und s'Gravenhage 1889 ff., Bd. 1, S. 272.
3. Hosea war auf göttlichen Befehl mit einer im Dienst der Muttergöttin
Istar stehenden Hierodule verehelicht. »D<? %'rr Herr ????/i??g z?? redet? dwrrA
ARztfd rprarA er z?? ?Aw.' Gf Af A?'??, ????d ????????? f?'?? H??rf??^f?'A ????d H???'f??A?'???ff?,
de???? dar D???d /-???/? ro??? Herr?? der Harere? ??aeA. I/??d er g?'??g A?'?? ????d ??aA???
Go???er, d/'e TorAter DfAfwwr« (Hos. 1, 2/3). Damit verknüpft sich die pro-
phetische Symbolik, daß diese Tempeldirne als Gleichnis des abgöttischen, trotz-
dem jedoch von seinem Gott Jaweh geliebten und zur Erlösung prädestinierten
Volkes Israel zu gelten hat. — Vgl. Alfred Jeremias : Das alte Testa-
ment im Eicht des alten Orient, Leipzig 1930 **, S. 715.
4. Zur Nebelkrähe als Wahrzeichen des Hochmeisters vgl. »Das Tau-
sendjährige Reich« S. 131 ff. Es handelt sich um das gleiche Katharer-
Symbol, wie bei der Elster, womit IF'rd/r-t??? tu?? Err Ae??A??fA seinen
»Parzifal« eröffnet. Die Elsternfarbe ist für ihn der Inbegriff des »ztwvelr«
(= Zweifels), der jedoch nicht im heutigen Sinn als Glaubens- und Ge-
wissensschwanken, sondern in ursprünglichem Wortverstand als »Ztt??f-/??R«,
will sagen: grundgegebene Polarität der kosmischen, moralischen und meta-
physischen Gewalten zu verstehen ist. — Der Dichter unterscheidet nach
der Elsternfarbe einen weißen, schwarzen und weiß-schwarzen Menschen. Der

A20
 
Annotationen