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Fraenger, Wilhelm
Hochzeit zu Kana: ein Dokument semitischer Gnosis bei Hieronymus Bosch — Berlin, 1950

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https://doi.org/10.11588/diglit.29112#0101
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Fünftes Kapitel

AUFLÖSUNGEN
Dem Vorspiel der zwei Außenflügel des Altarwerks -Tz'czzt erzzt
zzz zfze^zzs Noe«, das uns für eine ganze Reihe schwer verständ-
licher Gemälde Boschs die maßgebenden Leitmotive dargeboten hatte,
lassen wir die Betrachtung der zwei Innenflügel und die Thematik des
verschollenen Mittelstücks als NaAspiel folgen, das uns abschließende
Erkenntnisse in AussiAt stellt (Abb. 24, 25).
Erzherzog Ernst hat diesen Altar kurz vor seinem Tod — er starb
in der NaAt vom 20. zum 21. Februar 1595 — am 28. Januar 1595
für seine Sammlungen erworben. Nach der VerbuAung seines Kammer-
herrn und Sekretärs BLtzre Hzztter wurden dafür 53,20 Gulden
an Jacques Gramaye bezahlt. Ein niederer Preis, für den wir daran
einen Maßstab haben, daß der gleiAe Sammler am 14. Dezember 1594
für eine »Kreuzigung« und »Vorhölle« des Meisters 106,40 Gulden,
also genau das Doppelte als KaufsAilling erstattet hatte*. Diese Preis-
minderung moAte durA den ungewöhnliA lustlosen, ja ausgespro-
Aen trübsinnigen Stoff verursaAt worden sein. AuA wurde der Altar
wohl deshalb niAt für voll genommen, weil niAt nur seine Außen-
tafeln, sondern auA die Innenflügel siA auf die MonoAromie von
Grau in Grau besAränkten. Ein singulärer Fall in der altnieder-
ländisAen Malerei und in BosAs eigenem SAaffen nur mit der aske-
tisAen Palette seines »Verlorenen Sohnes« zu vergleiAen. In dieser
koloristisAen Zurückhaltung ste&t ein Problem, dem wir zunäAst
durch eine NaAprüfung des Themas beizukommen suchen.
Der Titel -A'czzt erat t'tt Ae^zzs A'oe« stammt aus der Rede Jesu von
den »Greueln der Verwüstung« (Matth. 24, 27. Luc. 17, 26) und bildet
dort den Vordersatz eines apokalyptisAen Vergleiches, der durA den
Nachsatz *z't% erzt et azfvezztzzr /z/zz Aozzzzrzzs« erst sein spezihsAes Ge-
wiAt empfängt. Wie diese Rede Jesu siA ausdrü&lich auf den Pro-
pheten Daniel beruff (Matth. 24, 15), so führt sein Hoheitsname
»filius hominis« uns mitten in das Kraftfeld jener EsAatologie hinein,
die — als die eigenste Domäne BosAs — sich um die rätselvolle Mes-
sianität des »Ben-Adam«, des »Erstgeborenen der SAöpfung« oder
»MensAensohns« gruppiert":
Bei Daniel (7, 13) wird der »Menschgestaltige« in des Himmels
Wolken zum Flammenthron des HoAbetagten und den zehntausend
mal zehntausend Cherubim getragen, wo er die Wahrzeichen des
 
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