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Fraenger, Wilhelm
Hochzeit zu Kana: ein Dokument semitischer Gnosis bei Hieronymus Bosch — Berlin, 1950

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https://doi.org/10.11588/diglit.29112#0036
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Linke augenfällig auf die Schulter dieses bösartigen TusAlers legend —
durA das zum dritten Maie auf gebotene »Erkennungszeichen«
auch diesen Winkel gegen Schadenzauber ab. — So funkt und knistert
es an allen Ecken in der Verspannung schwarz- und weiß-magischer
Wechselströme. Hier wird verhext, geweiht, verzaubert und gesegnet,
Zug um Zug, und diese Dämonien zweiten Grades lassen — weit mehr
als die Realpräsenz des Wunders — den Gästekreis so sonderbar er-
starren und verstummen.
Ein Pinscher in braun-weißem und ein halbgesAorener Pudel in
schwarz-weißem Fell tapsen und sAnobern links im Vordergrund
herum. BosA gab ihnen das kennzeichnend gesAe&te Fell lunarer
Tiere, denen der Hund als nächtlicher Begleiter der Artemis-Selene-
Hekate und als Mysterientier des Isis-Kultes (PlutarA: De Iside,
Kap. 21) zugehört. — Als Wachtposten der alle Finsternis durch-
dringenden und untrügliAen Weisheit lauscht die Eule, das Wahr-
zeiAen des Freien Geistes, auf einer Säule diAt beim Eingang des
GemaAs. DoA hinter ihrem Rücken hat ein zweiter Aufpasser siA
eingesAliAen. Von den SAlingpflanzen eines Gitters halb verhangen
und eine unbestimmbar weiße Rundform hinter sich, erblickt man
Stirn und Augen eines Menschen, der äußerst aufmerksam ins Zimmer
späht. Glauben die Hochzeitsgäste unter siA zu sein, so werden sie
von draußen her belauert: ein tückisAes Motiv, das man niAt greifen
kann, jedoA als FragezeiAen eindringliA genug, noA einmal alle
Hintergründigkeiten dieser hermetischen HoAzeit aufzustöbern.

Drittes Kapitel
DER QNOST1SCHE QEHALT
DER »HOCHZEIT ZU KANA«
Um dem häretisAen Kultus auf die Spur zu kommen, der seinen
ganzen Apparat zum HoAzeitsfest entfaltet, betraAten wir sein
Zentrum: den von vier Säulen eingerahmten erdbraunen Altar, der
in drei Stufen siA zur Himmelsglocke eines BaldaAins erhebt (Abb. 3).
Sein WahrzeiAen ist ein Idol, zu dessen Linken ein Sa&pfeifer in
gleiAer Linksbeugung des Rumpfes sitzt, wobei siA Musikant und
Götze irgend ähnliA sehen. So bietet dieser Vorbau des Altars ein
halb mysteriöses, halb groteskes Schauspiel.
 
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