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nach welchem der bezopfte Mann am liebsten auswandert und wo er
äußerlich am glänzendsten auftritt. Nur in Hongkong und Schanghai
sehen wir ähnliches. Japaner sind in Singapur selten. Japanerinnen
desto zahlreicher. Diese kleinen Puppen bemühen sich überall im Osten,
Eingeborenen und Fremden das Leben zu erheitern. Heilte sind sie be-
sonders schön gekleidet und 'geschminkt; stärker aber als die seidenen
Gewänder glänzen die dunklen Augen und das rabenschwarze Haar.
Sie sitzen meist zu zweien in dem Wägelchen und sind ja auch für den
kräftigen Chinesen, der sie zieht, keine Lost.
Die europäischen Damen, ebenfalls im höchsten Staat, fahren in
Karossen und lenken womöglich selbst die mutigen Renner. Auf breiten
Spielplätzen tummeln sich trotz der Wärme Kinder und junge Leute.
Am meisten interessirt uns das Federballspiel der Chinesen, wobei der
Ball Mt dem nackten Fuß hoch durch tue Luft geworfen und ebenso
zurückgeschlagen wird. Gewiß eine gesunde Bewegung bei 30 Grad.
Wir sehen schon hier, was wir in China und Japan überall bestätigt
fanden, daß die Ostasiaten uns im Laufen sehr überlegen sind, und
zwar sowohl in der Schnelligkeit als in der Ausdauer.
Zum ersten Mal lernen wir einen sür die Tropen geeigneten
Gasthof kennen. An langen offenen Säulengängen liegen die Zimmer,
zu denen man auf einigen Stufen hinaufsteigt. Die Vorderwand fehlt.
Eine leichte Holzwand, die etwa 0,5 m vom Fußboden beginnt und
nur 1 m hoch ist, teilt das Zimmer in zwei Räume, von denen der
vordere mit Korbstühlen und Rauchtischen als Wohnzimmer, der Hintere
mit dem großen von Moskitonetzen umgebenen Himmelbett als Schlaf-
raum dient. Hinter diesem liegen noch Waschzimmer und Baderaum.
Aus dem Schlaf wird uicht viel. Zwar lassen mich die Moskitos
Ziemlich in Ruhe, auch habe ich mich bald an die großen Mdechsen
gewöhnt, die an den Wänden umherlaufend sich zurnfen, aber die Hitze
ist zu groß, und dagegen hilft mir auch das harte, schmale Kiffen nicht,
das zwischen die Kniee geschoben wird, damit man luftiger liegt.
Es dämmert eben, als lustiger Vogelsang mich hinauslvckt, und
ich sehe die Sonne aus dem Meer auftauchen. Eine Menge von
Schiffen liegt in Dunst gehüllt auf der Reede und wird allmählich von
den Strahlen beleuchtet. Sie habeu meistens Reis geladen und warten
hier auf ihren Bestimmungsort, oder bringen japanische Kohle, die ja
trotz ihres unangenehmen Qualms wegen ihrer Billigkeit die englische
Kohle immer mehr verdrängt und auf den Dampfern des Aangtfekiang
sogar tief ins Innere Chinas dringt, obgleich dort Kohlen genug vor-
 
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