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ch will nun zunächst versuchen, das Leben an Bord
eines Kriegsschiffs kurz zu schildern. , Als wir iw
Februar au Bord S. M. S. Kaiser, des Flaggschiffs
unserer Kreuzerdivision, kamen, strahlte die Frühlings-
sonne über den schonen Hafen vonHongkong und siel in
all die geöffneten Luken der Messeräume und Offizier-
kammern. Deutsche aus der Stadt wurden von den Offizieren im Schiff
umhergeführt, und einmal über das andere hörten wir den Ausruf der
Damen: „O, wie reizend ist es bei Ihnen an Bord, das Seemanns-
leben muß doch herrlich sein." Und die Gläser mit deutschem Schaum-
wein wurden auf die glückliche Fahrt des Schiffes geleert. In Hong-
kong wird freilich sonst von jedermann nur französischer Sekt getrunken,
aber an Bord schmeckt auch der deutsche. Also Lebewohl! Der Kom-
mandant und alle Offiziere stehen auf denk Deck, mit Musik geht's
hiuaus. Die Kapelle S. M. S. Kaiser ist als die beste in ganz
Ostasien berühmt; unter Abspielung der betreffenden Nationalhymnen
geht's vorbei an allen frenkden Kriegsschiffen, und das „Rule Britannia"
will garnicht aufhören, denn allein 16 englische Kriegsschiffe liegen
hier unter dem Kommando des Vize-Admirals Buller beisammen.
Der liebenswürdige und kluge alte Herr, den ich vor einigen Jahren
als Stationschef in Malta traf, lebt jetzt als Geschwaderchef mit
seiner Gemahlin im Winter im Hongkong-Hotel und im Sommer auf
der ihm zur Verfügung stehenden Dampfyacht. Auch die russischen
höhern Marineoffiziere nehmen vielfach ihre Frauen mit nach Ost-
asien, wie wir später in Nagasaki sahen. So ist es auch für ältere
Herren draußen schon auszuhalten, denn die Selbständigkeit eines
solchen Geschwaderchefs im Auslande ist naturgemäß eine ganz andere,
 
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