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ich leider nichts gesehen, weil sie tieser im Innern thätig ist. Es wird
von ihr weiter unten ausführlicher die Rede sein. Im allgemeinen
sind die europäischen und amerikanischen Missionare bei den Kaufleuten
im fernen Osten wenig beliebt, weil nach ihrer Ansicht ungeschickte und
fanatische Bekehrungssucht mehrfach selbst die überaus duldsamen und
gleichgültigen Chinesen zu Aufständen gebracht hat, die dem Handel
empfindlichen Schaden zufügten. Es läßt sich das verhältnismäßig
geringe Interesse, das man in den Kreisen der Europäer für die Be-
strebungen der Missionare «leistens hat, daher wohl begreifen, aber um
so mehr freut es mich, doch auch Beweise ihrer wirklich der Allgemeinheit
dienenden und nützlichen Thätigkeit gesehen zu haben, wie sie z. B. bei
Schanghai in der von den Jesuiten gegründeten und geleiteten Nieder-
lassung Zikawei und in dem italienischen Findelhaus zu Hankau sich
finden.
Von den zur Zeit iu China thätigen 158 Jesuiten sollen 22 in
Zikawei der Wissenschaft ode,r der Kindererziehung leben. Von ganz
allgemeinemJnteresse und Nutzen ist das rühmlich bekannteObservatorium,
das als Mittelpunkt aller meteorologischen Beobachtungen in Ostasien
dient und durch seine Sturmwarnungen schon vielen Schiffen äußerst
nützlich war. Eine über 20 000 Bünde zählende, jedem zugängliche
Bibliothek, die wertvolle chinesische Manuskripte enthalten soll, wird
leider nur wenig benutzt. Sehr schölle zoologische Sammlungen sind
vorläufig in ungenügenden Räumen untergebracht, werden aber mit der
größten Bereitwilligkeit unentgeltlich gezeigt. In drei Klassen werden
etwa hundert chinesische Schüler wissenschaftlich soweit nnterrlchtet, daß
sie eine öffentliche Prüfung ablegen chnd dadurch die Berechtigung er-
halten, selbst zu unterrichten. Am nützlichsten aber machen sich die
Patres Wohl durch die Waisenanstalt, in der einige hundert Knaben
in fast allen denkbaren Handwerken ausgebildet und in der christlichen
Lehre erzogen werden.
Aehnlich wird von katholischen Schwestern in der Nähe für
Waisenmädchen gesorgt. Diese Anstalt habe ich jedoch selbst nicht be-
suchen können, doch lernte ich eine noch bedeutendere in dem Findel-
hause zu Hankau kennen. Dieses gehört dem italienischen Konvent an,
unter dessen Leitung nut Hilfe voll 70 Schwestern an verschiedenen
Plätzen gegen 1500 Mädchen vom zartesten Alter an verpflegt und
erzogen werden, bis sie, wie die Oberin sagte, „rsuck^ to bs niurriscl^
sind. In der Stadt Hankau, die mit Hanyan und Wutschang zu-
sammen auf eine Million Einwohner geschätzt wird, bringt man dem
 
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