Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
81

worden ist. Dieselben wurden zur Zeit unserer Anwesenheit erwartet;
es waren sehr schöne Wohnungen sür sie hergerichtet. Mit Ehren-
pforten und freundlichen Gesichtern werden sie jedoch nicht empfangen
worden sein, denn die Abneigung gegen Frankreich ist unter allen
Klassen der Bevölkerung, wie uns mehrfach gesagt wurde, in Futschou
sehr groß, weil noch recht viele Menschen sich lebhaft des Bildes er-
innern, als eines Mittags in wenigen Minuten 3 chinesische Schiffe
durch französische Kanonen zum Sinken gebracht und über 1000 Menschen
getötet waren. Die Chinesen hatten die französische Drohung nicht
sür so ernst genommen und den Zeitpunkt zur Erfüllung cher Forde-
rungen ihres Gegners ruhig verstreichen lassen. Ein rasches rücksichts-
loses Vorgehen des Feindes ist den Chinesen durchaus zuwider.
Wiederholt haben sie sich ja bitter darüber beklagt, daß die Japaner
ihre stark befestigten Stellungen umgingen und ihnen von hinten
unerwartet in der: Rücken fielen.
Auf der Werft in Futschou sind drei Hellinge, ein Dock und eine
Schleppe von etwa 2000 Tonnen Tragfähigkeit vorhanden, und in den
recht gut eingerichteten Werkstätten können etwa 3000 Arbeiter be-
schäftigt werden. Es waren nur 1000 in Thätigkeit. Von den Dreh-
bänken war ein großer Teil auf der Werft angefertigt. Ich würde
dem äußerst freundlichen Oberwerft-Direktor Hsü-Djenin unrecht thun,
wem: ich nicht anerkennte, daß die herrschende Ordnung und Sauber-
keit unsere Erwartungen weit übertroffen hat. Daß das Trockendock
nicht zu gebrauchen ist, fällt ihn: nicht zur Last und wundert mich
nicht, denn gute Trockendocks bauen ist nicht ganz leicht. Etwas
anderes aber schien mir wunderbar. Das waren Beton-Cylinder von
der Form unserer Anschlagsäulen^ nicht sganz so hoch, die rings um
das Dock ausgestellt waren. Der chinesische Schiffbau-Direktor, ein
gescheiter und dem Fortschritt geneigter Herr, erklärte verlegen, daß
diese etwas veralteten Einrichtungen zum Schutz ^der die Werft ver-
teidigenden Krieger bestimmt seien. Nach chen Erfahrungen, die man
mit den Franzosen gemacht hat, sollte man in Futschou über die Art
und Weise neuerer Kriegführung schon etwas besser unterrichtet sein.
Von den Trockendocks jin Hongkong war schon die Rede Der
vorzügliche finanzielle Erfolg derselben reizt natürlich Zur Herstellung
neuer Konkurrenzanlagen, namentlich in Schanghai, wo viele große
Dampfer längeren Aufenthalt haben als in Hongkong und diesen zur
Dockung gut verwenden "könnten. Es waren deshalb in und bei
Schanghai mehrere größere Trockendocks fieils geplant, wie das von
 
Annotationen