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Y4

Der Große Kanal hat Jahrhunderte lang den Süden Chinas in
den Stand gesetzt, seine Produkte zu Wasser noch dem Norden zu
bringen, was bei nördlichem Monsun über See sehr beschwerlich und
nicht ohne Gefahr war. Er ist auch jetzt noch, wo die Schiffahrt so
bedeutend verbessert ist, nicht ganz ohne Bedeutung, kann aber im
nördlichen Teil, zwischen dem Hoangho und Tientsin, schwerlich mit
einer Eisenbahn ernstlich in Konkurrenz treten, da er im Sommer
durch die Überschwemmungen der Flüsse und im Winter durch Eis leidet.
Während das stäche Land und die Thäler der Provinz reich an-
gebaut sind, erscheinen die Berge selbst ganz kahl. Jahrtausende lang
haben die Bewohner den ursprünglichen Wald verwüstet und nicht nur
Sträucher, sondern selbst die sich glücklicherweise trotzdem erneuernden
Gräser und Kräuter ausgerissen, um alles zur Feuerung zu benutzen.
Nur in allernächster Nähe der Steinkohlenlager werden die fast zu
Tage liegenden Kohlen benutzt, aber in etwas größerer Entfernung ist
das wegen der mangelhaften Beförderungsmittel und Wege nicht mehr
möglich. Der Bedarf an Feuerung ist aber ein sehr großer, denn die
Bevölkerung ist eine sehr dichte. Sie wird auf 25 bis 30 Millionen
angegeben, so daß durchschnittlich etwa 166 bis 200 Menschen auf
ein Quadratkilometer kommen, gegen 252 im Königreich Sachsen und
97 im Deutschen Reich. Es soll eine starke Auswanderung nach der
Mandschurei stattfinden.
Die Bevölkerung lebt fast ausschließlich von Ackerbau und ist
verhältnismäßig wohlhabend. Der Handel in den Städten und Haupt-
märkten befindet sich aber größtenteils in Händen von Angehörigen
anderer Provinzen, namentlich Kantonesen. Die Hauptstadt der
«Provinz ist Tsinanfu am Hoangho, der bedeutendste Seehafen Tschifu
und nicht weit davon Töngtschou an der nordöstlichen Spitze der
Halbinsel. An der Straße zwischen diesen beiden Plätzen und Tsinanfu,
nahe der nördlichen Küste, liegt eine große Stadt Weihsien und
fast genau ihr gegenüber an der Südküste die weit kleinere Kiautschou.
Außerdem sind noch der im Osten gelegene jetzt von Japan besetzte
Kriegshafen Weihaiwei zu nennen und im Westen die Städte Jentschousu
und Tsining, wo die deutschen Missionsanstalten des Bischof Anzer
liegen. In der Nähe davon befindet sich der Geburtsort des Kongfutse.
Die Angaben über die Einwohnerzahl dieser Städte sind sehr
schwankend. Manche zählen 100 000 bis 200 000 Einwohner.
Der Ackerbau wird mit außerordentlicher Sorgsalt betrieben. Die
Ebenen werden in Feldern wie bei uns bebaut, die Abhänge der Ge-
 
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