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fehlen. Für die Ausführung einer Eisenbahn ist es auch besonders
günstig, daß die sonst in China eine so erhebliche Rolle spielende
Gräberfrage gar nicht ins Gewicht fällt. Während in den meisten
Küstenstrecken, die ich gesehen habe, die zahlreichen Gräber so zerstreut
in den Feldern liegen, daß es bei Auslegung einer Bahnlinie ganz
unmöglich ist, sie zu vermeiden, und dadurch erhebliche Schwierigkeiten
und Kosten entstehen, weil alle Verwandte des toten Chinesen Ansprüche
erheben, so liegen die Gräber hier fast immer in geschloffenen Fried-
höfen, die ohne Mühe umgangen werden können.
Ist aber die Aufschließung Schantungs und der westlich und
nordwestlich von Schantung gelegenen reichen Provinzen durch eine von
der Kian-Bucht ausgehende, in deutschen Händen befindliche Eisenbahn
ohne zu große Kosten möglich, so hat schon Herr v. Richthofen in
überzeugendster Weise nachgewiesen, daß das für unfern Handel und
unsere Industrie von größter Bedeutung sein wird. Von allen Kauf-
leuten, Technikern und sonstigen Kennern des Landes ist mir das im
'Süden wie im Norden Chinas ebenso ausgesprochen. Da mir auch
kein Umstand bekannt geworden ist, der gegen diese Ansichten spräche,
so habe ich keine Veranlassung, an ihrer Richtigkeit zu zweifeln. Wenn
jedoch besonders die Ausführung einer direkten Eisenbahn von Kiautschou
über Tientsin nach Peking für sehr wünschenswert gehalten wird,
um die jetzt für mehrere Wintermonate durch Eis regelmäßig unter-
brochene Dampferverbindnng zwischen Tientsin und Schanghai zu er-
setzen, so glaube ich, daß die Rentabilität dieser Linie doch wegen der
technischen Schwierigkeiten bei der Ueberbrückung der vielen Flußläufe,
namentlich desHoangho, vorläufig schwer nachzuweisen sein würde und
halte die Linie über Tsinanfu, an dem südlichen Ufer des Hoangho,
hinauf bis zur Bahn Hankau—Peking für weit wichtiger. Ich glaube
aber, daß schon allein die Aufschließung der in Schantung vorhandenen
Kohlenlager und die Schaffung geregelter Kohlenausfuhr dem Hafen
Kiautschou eine große Bedeutung sichern werden. Die Kohle von
Weih-sien wurde jetzt in der Stadt Kian, also nur 70 km von der
Lagerstelle, mit 80 Mark die Tonne bezahlt und natürlich nur pfund-
weise gehandelt. Daß die Schantung-Kohle für Jndustriezwecke vor-
züglich ist, ergiebt sich aus den oben angegebenen Analysen. Bewährt
sie sich für die Schiffsfeuernngen ebenfalls, woran kaum zu zweifeln
ist, so kann damit an der ganzen asiatischen Küste und selbstverständlich
auch auf den Dampfern des Jangtse, die Konkurrenz mit der jetzt
dort fast ausschließlich benutzten japanischen Kohle ausgenommen werden.
 
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