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Kann andrerseits die chinesische Bevölkerung zu billigen Preisen
Kahlen als Brennmaterial beziehen, so wird die Umgebung der Bucht
und das Gebirgsland von Schantung nach einiger Zeit ein ganz anderes
Aussehen bekommen, weil man nicht mehr nötig hat, alles Holz schon
als Strauchwerk zur Feuerung zu verwenden. Dann werden die
Höhen ebenso bewalden, wie die von Hongkong und die zur Regenzeit
fallenden großen Wassermengen werden nicht mehr wie jetzt tiefe
Schluchten auswafchen, in denen sie dem Meere zustürzend die Aecker
verwüsten und dem Verkehr große Hindernisse bereiten, sondern als
friedliche Waldbäche der neuen Stadt Kiautschou treffliches Trinkwasser
liefern.
Ich würde übrigens unrecht thun, wenn ich nicht hervvrheben
wollte, daß schon jetzt auf den Vvrbergen des Lauschan eine regelrechte
Anpflanzung von Kiefern in ziemlich großen: Umfange besteht, die
einzige Aufforstung, die ich in China gesehen habe und die sich unter
deutschen: Schutz hoffentlich zum kräftigen Walde entwickeln soll. Wird
man doch auch für den Bergbau das Grubenholz bald nötig haben.
Es liegt nahe, die Frage aufzuwerfen, ob es nicht zweckmäßig
sein würde, die zwischen der Kian-Bucht und dem Golf von Petschili
bestehende, allerdings zur Zeit nicht schiffbare Wafserverbindung durch
Herstellung eines den Bedürfnissen unserer Zeit entsprechenden Kanals
zu ersetzen. Vorläufig darf man sich aber davon wohl keinen großen
Nutzen versprechen, wenn auch die Ausführung keine besonderen
technischen Schwierigkeiten bieten würde. Der Golf von Petschili hat
an dem nördlichen Ufer der Provinz Schantung so geringe Wasser-
tiefen, daß große Seedampfer die nördliche Mündung des Kanals nicht
würden erreichen können. Sollte Kiautschou sich zu einem bedeutenden
Handelsplatz entwickeln, so könnte es allerdings wünschenswert werden,
die Verteilung der eingeführten, nach dem Norden bestimmten Waren
durch kleine Dampfer oder Dschunken mit Hilfe eines den Umweg um
die Halbinsel vermeidenden Kanals zu bewirken. Auch liegt es viel-
leicht noch näher für die Zufuhr der Kohlen von Weih-sien nach der
Kiau-Bucht an einen Kanal zu denken, aber zunächst ist die Eisenbahn-
frage jedenfalls eine dringendere. Es ist mit Sicherheit zu hoffen, daß
die Ausführung dieser Bahn nach Norden nicht lange auf sich warten
lassen wird.
Es werden auch vermutlich schon bald an verschiedenen Punkten
des östlichen Ufers Hafenanlagen und Ansiedlungen entstehen. Die
großen Schiffe werden im tiefen eigentlichen Becken bleiben wollen
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