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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

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Panzer, Friedrich: Der romanische Bildfries am südlichen Choreingang des Freiburger Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0012
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Panzer, Der romanische Bilderfries am südlichen Choreingang

9. Relief an der Demetriuskathedrale
in Wladimir.

die Krone mit den Pendilien auf dem
Haupt, lässt sich in einer Art Tri-
umphwagen von den Greifen empor-
führen. Die streng symmetrische An-
ordnung des Ganzen, die Haltung der
nach rückwärts und oben aufsteigen-
den Greifen wie des Königs mit sei-
nen beiden Stangen und den hasen-
artigen Tieren, die daran stecken,
stimmt so genau zu unserem Frei-
burger Kapital, dass hier unbedingt
ein Zusammenhang vorliegen muss.
Natürlich braucht die Freiburger Dar-
stellung deshalb nicht gerade nach
der Venediger gearbeitet zu sein;
denn die Szene ward von der byzan-
tinischen Kunst öfter gebildet. So

10. Mittelstück eines Diadems in der
Sammlung Khanenko.

fand H. Brockhaus eine ältere Darstellung auf einer sicher ist jedenfalls die Deutung der Greifenfahrt. Die

Platte in dem Athoskloster Dochiariu und hat dar- ganze Anordnung, der Wagen, das Kostüm des Königs

über in seinem Buche über die Kunst in den Athos- sind abermals der Venediger Darstellung sehr ähn-

klöstern berichtet23. Er hatte auf meine Bitte die lieh; nur trägt Alexander bloß eine Stange, indem

außerordentliche Liebenswürdigkeit, mir eine Photo- der Künstler ihm in die andere Hand als unerläss-

graphie des Re-
liefs mitzuteilen,
die ich in Fig. 6
vorführen darf.
Bei roherer Aus-
führung zeigen
Anlage und Ein-
zelheiten der lei-
der durch den
überhöhten Bo-
den teilweise ver-
deckten Platte die
größte Ähnlich-
keit mit dem Re-
lief von S. Marco.
Nahe verwandt ist
auch die Darstel-
lung auf den be-
kannten Elfen-
beintafeln in
Darmstadt (Fig. 7
und 8), die jüngst
von Graeven aus-
führlich bespro-
chen wurden".
Sie gehen sicher
auf byzantinische
Vorbilder zurück,

11. Kapital aus dem Chorumgang des Münsters zu Basel.

liches, hier frei-
lich ein wenig de-
plaziertes Herr-
schaftssymbol den

Reichsapfel ge-
geben hat25. Auf
byzantinische

Quellen gehen
ohne Zweifel auch

die russischen
Darstellungen zu-
rück. Eine solche
findet sich — wie-
derum mit ganz
gleicher Anord-
nung — als Relief
an der Kathedrale
von S. Demetrius

in Wladimir'26
(Fig. 9), aber auch,
worauf Herr Hof-
rat M. Rosenberg
in Karlsruhe mich

freundlich ver-
wies, in Email

ausgeführt auf
dem Mittelstück

eines goldenen,

wenn sie auch vielleicht nicht in Byzanz selbst, son- perlengeschmückten Diadems der Sammlung Kha-

dern nach Graevens Vermutung in Unteritalien oder nenko (Fig. 10) 27.

Sizilien entstanden sein mögen. Es scheint, dass beide In Deutschland haben diese byzantinischen Dar-

Tafeln Darstellungen aus der Alexandersage bieten; Stellungen außer dem Freiburger Kapital noch einen



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