Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

DOI Artikel:
Panzer, Friedrich: Der romanische Bildfries am südlichen Choreingang des Freiburger Münsters
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0014
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

Panzer, Der romanische Bilderfries am südlichen Choreingang

kgl. bayerischen Nationalmuseum in München be- des 15. Jahrhunderts gleichen Vorwurfs sich im Be-
wahrt wird. Auch hier sitzt Alexander in einer Art sitze der Familie Pamphili-Doria in Rom befinden,
Stuhl, vor den die Greifen gespannt sind; darunter und schon ein Inventar der Kathedrale von Anagni
liest man: Allexander fuer in die höchen Tat zwue aus dem 14. Jahrhundert beschreibt eine Dalmatika
span breit die ganz erd sechen. mit derselben Darstellung3". Auf sie geht wohl auch
Vielfach hat auch das Kunstgewerbe sich mit un- noch das bekannte, der Fahne des hl. Cyriakus in

serem Vorwurfe beschäftigt. Ein
russisches Emailbild wurde oben
schon erwähnt. In englischem
Privatbesitz befindet sich ein
Email angeblich deutschen Ur-
sprungs (Fig. 12), das sich von
dem bisher beobachteten Ty-
pus in selbständiger Auffassung
völlig entfernt, da es die Szene
ohne symmetrische Anordnung
im Profil gesehen zeigt34. Ob
dagegen bei der Königsfigur,
die auf einem merkwürdigen
Tragaltärchen des 12. Jahrhun-
derts, das im Schatze des Frei-
burger Münsters sich befindet,
an allen vier Ecken in Gold
gestanzt unter einem Paar ver-
schlungener basiliskenartiger
Tiere sich zeigt (Fig. 13) wirk-
lich, wie vermutet wurde3"',
Alexanders Greifenfahrt vor-
geschwebt hat, muss recht zwei-
felhaft erscheinen. Mit Sicher-
heit ist dagegen unsere Szene
mehrfach auf Stoffen nach-
weisbar. Die interessanteste
Darstellung bietet wohl ein erst
vor einigen Jahren aus sei-
nerVerborgenheit aufgetauchtes
Kissen in Soest (Fig. 16) 'i(i. Aus
dem 12. Jahrhundert stammend,
diente es ursprünglich in der
Reliquienbüste des hl. Patro-
klus dem Kopfe des Heiligen
als Unterlage. Die Figuren sind
mit Seide auf Köperleinen ge-
stickt. Der König sitzt auf
einem der Miniatur bei Enikel
ähnlichen Stuhle, hält aber
die Lockspeise an sehr kurzen

Stängelchen in den Händen, wie auf unsern Skulp
turen. Merkwürdig ist, dass die Vögel, die Ale

CT>

Die nimm Cjfäi oa; iftt an. otitod)
mmt cojxt ridhft; (wefett

14. Miniatur aus der Münchener Handschrift von
Enikels Weltchronik (Cgm. 5, Bl. 108 b).

Würzburg aufgenähte Stück zu-
rück, das unsere Fig. 17 (nach
von Hefner-Alteneck, Trachten,
Kunstwerke und Gerätschaften
des Mittelalters, 2. Aufl., 1.,
T. 29) abbildet. Ist hier wirk-
lich Alexander gemeint (die bei
von Hefner-Alteneck unlesbare
Inschrift am Rande müsste dar-
über wohl eigentlich Auskunft
geben), so wäre das ursprüng-
liche Motiv freilich unverstän-
dig abgekürzt und verändert,
da der Wagen verschwunden ist
und die Stangen mit der Lock-
speise sich in Lilienszepter ver-
wandelt haben. Die Deutung
auf Alexander wird allerdings
dadurch gestützt, dass solch
missverständliche Abänderung
des Vorwurfs auch sonst vor-
zukommen scheint. Wenigstens
finde ich bei H. W. Schulz,
Denkmäler der Kunst des Mit-
telalters in Unteritalien (l.Bd.,
Dresden 1860, S.265) eine Szene
auf dem Mosaikboden der Ka-
thedrale von Otranto, der zwi-
schen 1163 und 1166 hergestellt
ist, folgendermaßen beschrie-
ben: „Zwischen mannigfaltigen
Tier- und Pflanzenverschlin-
gungen sitzt eine sehr große
Figur, bedeutungsvoll derHerr-
scher dieser wunderbaren Welt,
,Alexander rex', in langem by-
zantinischem Gewände, wie es
die normannischen Könige auf
den Mosaiken in Monreale und
dem Niello zu S. Niccolo in
Bari tragen. Sein Gewand ist
mit roten und weißen Kreisen verziert; seine Krone,
oben dreieckige Spitzen tragend, mit schwarzem,

xander emporheben, hier nicht wie überall sonst als weißem, gelbem und rotem Streifen, in der Mitte rot

Greifen gebildet, auch nicht symmetrisch angeordnet mit weißen Kreisen, die Stiefel rot und weiß gestreift,

erscheinen. Das Museum in Krefeld wie das Ber- In der Hand hält er einen Stab, der oben mit einer

liner Kunstgewerbemuseum besitzen ähnliche Dar- Blume verziert ist. Der Thron hat an den Seiten zwei

Stellungen auf Textilien '■". In Italien soll eine Stickerei Greifen mit großen Klauen und Schnäbeln. Ein

h

kS

oderr,

>
 
Annotationen