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Kreuzer, Der Altar im Dettinger Chörlein

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Engel, dort der Gottesbote der Verkündigung: die
Boten der Gerechtigkeit und der Erbarmung des
ewigen Königs. Dadurch, dass das Kind die Rose
in der Hand hält und außer Salomon auch David
dargestellt ist, ergibt sich die weitere Beziehung der
„Rose aus Davids (Jesses) Stamm" und des ewigen
"'Königs, dem Gott den Thron seines Vaters David
gegeben, wie der Erzengel ankündigte.

Obschon in diesen Kreis von typischen Bildern
nicht gehörend, sei hier des Bildes im vierten
Fenster des südlichen Seitenschiffes gedacht, wo
Maria auf dem Arm der hl. Anna die Taube des
Heiligen Geistes in der Hand hält.

In Worten erscheint die Typik auf Spruch-
bändern des St. Annenfensters in der ehemaligen
St. Annen-, jetzt St. Alexanderkapelle. Joachim hält
den Spruch: Et flos de radice eius ascendet, eine
Blume wird aus seiner Wurzel erblühen; „Salomos":
Egredietur virga de radice Jesse, ein Reis wird aus
der Wurzel Jesses hervorgehen; Kleophas: sedes
super domum David, dein Thron wird sein über das
Haus Davids.

Aus moderner Zeit sei das eine Glasgemälde
der sogenannten Grafenkapelle (ehemals Ölberg)
genannt, das (Entwurf vom Hofmaler Wilhelm Dürr)
den brennenden Dornbusch (II Mos. 3) als das Vor-

bild der auf dem Glasgemälde als Zukunftsbild am
Himmel dargestellten himmlischen Mutter mit dem
göttlichen Kinde darstellt, insofern er zwar brannte,
aber nicht verbrannte und in ihm Gottes Wort an
Gottes Volk zur Rettung aus der Gewalt der Ägypter
erging; „im unverbrennlichen Dornbusche, den Moses
gesehen, erkennen wir deine unverletzte preiswürdige
Jungfräulichkeit, o heilige Gottesgebärerin" betet am
Feste Maria Lichtmess die Kirche. Auch dieses Vor-
bild hat, wie erwähnt, Walther von der Vogelweide
in seinem „Leich" verwendet.

So sehen wir hier in Werken des Pinsels, der
Glasmalerei und des Meißels denselben Stoff be-
handelt, den im 12. Jahrhundert auch der Dichter
des „Melker Marienliedes"1 in poetischer Form zu-
sammengestellt hat in dem Liede:

Aaron in die Erde
Legte eine Gerte usw.

In Bildern marianischer Typik haben also in
Unser Lieben Frauen Münster die verschiedensten
Jahrhunderte zarte Huldigung bereitet der „Jung-
frau, Mutter, Tochter ihres Sohnes" (Dante, Parad.
XXXIII), der gnadenvollen Herrin des Hauses.

1 St. Beißel, Die Verehrung U. L. Frau in Deutschland
während des Mittelalters. Freiburg 1896 S. 60.

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Engelskopf vom Bogenschluss des Altars.

Slilia

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