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Schuster, Die Archivräume in den Hahnentürmen des Münsters

zierlich und gehört der Zeit der Spätgotik an. Das
der Nordostseite ist einfacher und älter, stammt aber
wohl kaum aus der Erbauungszeit der Türme. Altes
Mobiliar ist im Münsterarchiv nicht mehr erhalten.
In der Südwestwand führt eine Türe zu einer
Wendeltreppe, die nach dem dritten Geschoss führte,

jetzt aber am An-
fang und am Ende
zugemauert ist. Der
Raum des dritten
Stocks besitzt gegen-
wärtig keinen Ein-
gang und ist nur
dadurch erreichbar,
dass man sein Dach
abdeckt und mit
einer Leiter hinab-
steigt. Der Boden
besteht aus Sand-
steinplatten. Für
eingedrungenes Re-
genwasser ist eine
Abzugsöffnung vor-
handen, die in einen
Wasserspeier neben
dem Fenster der
Musikalienbiblio-
thek ausmündet.
Vom dritten zum
vierten Stock führt
eine Wendeltreppe,
deren oberes Ende
ebenfalls vermauert
ist. Ob sie, wie auf der südlichen Seite, auf das
Gewölbe des Querschiffs führte, lässt sich nicht
feststellen, da infolge einer modernen Erneuerung
des Mauerwerks an der Ostwand des Querschiffs
über dem Gewölbe nicht mehr zu erkennen ist, ob
sich hier eine vermauerte Türe befand. Vom Ge-
wölbe des nördlichen Querschiffs führt, wie auf der
Südseite, eine Treppe in einem pfeilerartigen Vor-
bau auf die Kuppel. Es ist immerhin wahrschein-
lich, dass man auf das nördliche Querschiffgewölbe
nur von Süden her über die Kuppel gelangen konnte.
Im vierten Stock öffnet sich ein jetzt vermauerter
kurzer Gang gegen Süden, der vermutlich auf das
Dach und die Gewölbe des romanischen Chors
führte.

Türe ins Münsterarchiv.
Äußere Ansicht.

Die drei obersten Stockwerke des nördlichen
Hahnenturms besassen früher Balkendecken wie die
des südlichen, doch sind nur noch die Löcher zur
Aufnahme der Balken vorhanden. Quer durch das
vierte Stockwerk geht jetzt wie im Südturm ein
Ziegeldach. Die Niederschläge werden auch hier
durch einen kastenförmigen Wasserspeier, der durch
das Fenster an der Nordostwand führt, nach außen
geleitet.

Zu welchen Zwecken ursprünglich die jetzigen
Archivräume dienten, lässt sich aus ihrer baulichen

Gewölbeschlussstein im Städtischen Archiv.

Anlage nicht sicher feststellen, doch ist die Ver-
schiedenartigkeit in der Grundrissbildung und der
Anlage der Treppen nur zu erklären aus der verschie-
denen Verwendung der Räume. Der südliche Raum
ist absichtlich möglichst groß und hell gehalten und
dient nicht als Durchgang für die weiter nach oben
führenden Treppen. Es ist sehr wohl möglich, dass
er schon ursprünglich als Schatzkammer angelegt
war, als welche er bis in die neuere Zeit diente,
während der nördliche vielleicht als Sakristei erbaut
wurde. Für diese Bestimmung spricht die gerade,
bequeme Treppe und die Anlage der Wandnischen.
Die Räume darüber konnten um so eher zur Auf-
bewahrung von Kirchengeräten benutzt werden, als
sie, wenigstens dem Anscheine nach, nur vom zweiten
Stock aus zugänglich waren. Das Chordach, das vom
vierten Stock aus erreichbar war, hatte keine Ver-
bindung mit den übrigen Teilen der Kirche.


 
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