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Fremersdorf, Fritz
Neue Beiträge zur Topographie des römischen Köln — Römisch-Germanische Forschungen, Band 18: Berlin, 1950

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https://doi.org/10.11588/diglit.42490#0045
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II. Straßen-Kolonnaden (Taf.2).

Das Aussehen des römischen Köln und seiner Straßen wurde wesentlich dadurch
bestimmt, daß an vielen Stellen die sog. Gehsteige zu Säulengängen (Kolonnaden) aus-
gebildet waren. Sie waren über das ganze Stadtgebiet zerstreut und nicht etwa nur dort
vorhanden, wo öffentliche Gebäude anzunehmen sind. Betrachten wir zunächst diese
Fundstellen.

1. Südwestlich der Apostelnkirche
(Fundber. 27.5).
Bei der Behandlung der Straßengräbchen (oben S. 3) wurde diese Stelle bereits
erwähnt. Es handelt sich um den nördlichen Anbau der römischen Fernstraße nach
Aachen, schon außerhalb des römischen Westtores. Dort wurde ein Teil des südlichen
Abschlusses eines Hauses ermittelt (vgl. M 9—Pf. 6 der Abb. 1). Südlich davon lagen
mehrere Pfeiler (2—4), von denen einer (3) einen Ablauf aufwies. Der Zwischenraum
zwischen Hauswand und Pfeilern muß als nach S offene Säulenhalle (Gehsteig) angesehen
werden.
2. Neubau des Richmodishauses am Neumarkt 8—10
(Fundber. 28.4).
Über die Straßengräbchen von dieser Stelle wurde S. 10 schon ausführlich berichtet.
Auffallend war aber auch die große Anzahl (26) von Mauerstümpfen beinahe qua-
dratischen Umrisses. Sie kamen bezeichnenderweise vor allem beiderseits der geschil-
derten Grübchen zum Vorschein. Ihre genaue Festlegung war wegen der bereits ge-
schilderten technischen Schwierigkeiten auf der Baustelle nahezu unmöglich. Diese
Pfeiler waren oft nur für Augenblicke zu sehen. Denn der mit Stahlzähnen bewaffnete
Löffelbagger wühlte mit dem ersten Hub den Untergrund auf, um dann beim zweiten
Hub den ganzen Pfeiler mit herauszureißen. Ihre Größen waren nicht einheitlich, sondern
schwankten. Es konnten folgende Maße festgestellt werden: 0,82:1,05 m; 0,90:0,98 m;
0,90:1,00 m; 1,10:1,10 m; 1,05:1,15 m; 1,10:1,15 m; 1,10:1,20 m; 1,15:1,20 m; 1,28:
1.40 m. Ebenso schwankte die Tiefenlage (unter OK Bürgersteig) zwischen 3,10, 3,20,
3,30, 3,40 (3x), 3,50 (2x), 3,65, 3,68, 3,70 (3x), 3,80 (2x), 3,84, 3,92, 4,00, 4,10, 4,30,
4.40 (2 X) und 4,86 m, wobei zu bemerken ist, daß dort das Fundament zu wiederholten
Malen auf loser Schüttung aufsaß. Schon diese recht unterschiedlichen Angaben weisen
darauf hin, daß diese Pfeiler nicht einheitlich sind, sondern zum wenigsten aus zwei ver-
schiedenen Bauperioden herrühren müssen. Aber ihre Orientierung stimmt ziemlich
genau mit derjenigen der beiden ,,Palisaden“-Gräbchen überein. Man wird deshalb nicht
fehlgehen in der Annahme, daß diese Pfeilerstümpfe zu Bogenreihen zu ergänzen sind,
die beiderseits der Straße eine offene Halle über dem Gehsteig bildeten. Das Bau-
material war in den meisten Fällen (nämlich 18 X) Grauwacke, aber siebenmal bestand
es aus Ziegeln, einmal war es Gußmauerwerk; der verwendete Mörtel war von grauer
Farbe und recht fest.

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