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IV. Spuren gewerblicher Betriebe.
A. Reste römischer Töpfereien1) (Taf. 3).
1. Grabungen am Rudolfplatz (Fundber. 27.3)2).
Zu Anfang des Jahres 1927 erfolgten am Hahnentor umfängliche Straßenbauarbeiten.
Das Museum nutzte die Sperrung der Straßen aus, um durch Anlage einer Reihe von
Suchgräben womöglich Näheres über die in der dortigen Gegend anzunehmenden römi-
schen Töpfereibetriebe zu ermitteln (Taf. 3, o 1). Drei große Suchschnitte ergaben:
Suchschnitt 1. Länge 6 m, Breite 1 m, Tiefe bis 3,30 m. In ihm stand der gewachsene
Sandboden 3,10 m unter der Straßenoberkante an, über ihm lag eine etwa 0,30 m hohe
Schicht von rotgebranntem Lehm, auf dem sich eine starke Anhäufung römischer
Scherben zeigte, in der Hauptsache von weißer Keramik herrührend. Sie war im nörd-
lichen Teil des Grabens 0,40 m hoch und verringerte sich nach S bis auf 0,15 m.
Aber darüber lag eine kompakte Scherbenschicht, die vorwiegend aus Bruchstücken
von Firnisgefäßen bestand und 1,20—1,45 m mächtig war. 1,50 m unter der Straßen-
oberkante schloß sie ziemlich waagerecht ab. Der Graben hat die Ausdehnung der
Scherbenhalde nicht erreicht, im N wurde sie durch eine mittelalterliche Störung
unterbrochen.
An Keramik konnte aus ihm gehoben werden:
Weißtonige Ein- und Zweihenkelkrüge des 2. Jahrh., Räucherkelche, Reibschalen, Bruchstück eines sog.
Lichthäuschens, rauhwandige Kochtöpfe und Deckel. Glattwandiges Geschirr orangerot gefirnißt, ebensolche
Ware mit Körnchen- und Schuppenbelag, mit Pflanzenornamenten und Kerbbandverzierung. Auch Stücke
mit Resten figürlicher Verzierung und Gesichtsdarstellungen kamen vor. Ferner sind zu nennen: tellerartige
Gefäße in Art unserer Blumenuntersätze, orangerot gefirnißte Teller mit schrägem Rand, Firmalampe mit
FORT IS-Stempel, Gefäße mit Goldglimmerbelag, Nigra- und Sigillata-Gefäßbruchstücke, vielleicht Ge-
brauchsgeschirr der Töpfer, unter letzterem ein gestempelter Terra sigillata-Boden OF COEL. Besonders
wichtig ist ein Firmalämpchen aus weißem Pfeifenton in Gestalt eines rechten männlichen Fußes mit bekrö-
nendem Satyrkopf (Inv.Nr. 27.1061), der Phallusamulette am Ohr trägt (Taf. 9,5). Unterer Teil einer
Terrakotte mit Postament (Mars?), Bruchstücke weißtoniger Theatermasken, eine Reihe von Fehlbränden
und weißer Ton als Rohmaterial.
Der zweite Suchschnitt war 12 m lang, 2—5 m breit und bis 4,40 m tief. Im mittleren
Drittel begann die römische Scherbenschicht in einer Tiefe von nur 0,80—1,00 m unter
der Straßenoberkante, ja stellenweise reichte sie sogar bis unmittelbar unter die moderne
Straßendecke. Auch dieser Scherbenberg ging über die Grabungsgrenzen allseitig hin-
aus, mit Ausnahme der Nordseite, wo tiefe mittelalterliche Schichten die römischen
unterbrochen hatten. Der gewachsene Boden lag im N etwa 3 m unter der Straße, er
fiel aber nach S hin ein. Im südlichsten Teil fehlte der Lehm völlig, erst in 4,40 m Tiefe
war gewachsener Sand zu sehen. In diesem Schnitt wurde auch eine Reihe von Mauern
gefunden, die aber nicht weiter verfolgt werden konnten.

x) Vgl. dazu das Bonn. Jahrb. 147, 1942, 237 Gesagte.
2) Vgl. dazu Stadt-Anzeiger Köln vom 8. 4. 1927; Nachrichtenbl. f. Deutsche Vorzeit 1927, 56; Forsch, u.
Fortschr. 3, 1927, 233.

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