Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fremersdorf, Fritz
Neue Beiträge zur Topographie des römischen Köln — Römisch-Germanische Forschungen, Band 18: Berlin, 1950

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42490#0014
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Darstellender Teil.

Vier verschiedene Anlagen der frühesten römischen Zeit müssen auf Kölner Boden
auseinandergehalten werden. Aus Tacitus’ Annalen 1, 31—45 erfahren wir, daß sich
beim Tode des Kaisers Augustus im Jahre 14 n. Chr. hier ein befestigtes Lager für die
beiden Legionen I und XX befand. Nahe dabei muß das Oppidum Ubiorum gelegen
haben, die Stadtanlage, die Agrippa den Ubiern nach ihrem Übergang vom rechten
auf das linke Rheinufer hatte hauen lassen. Und in dessen Nähe muß sich die Ara
Ubiorum befunden haben, der Ubier-Altar, der nicht nur als Kultmittelpunkt des
ganzen ubischen Stammes, sondern zugleich der ganzen Provinz ,,Großgermanien“
gedacht war, die man damals durch Eroberung des ganzen Landes zwischen Rhein
und Elbe zu gewinnen dachte. Schließlich hören wir im Jahre 50 n. Chr. von der
Gründung einer Kolonie durch Agrippina d. J. Über die Lage dieser vier verschiedenen
Anlagen ist zwar schon sehr viel geschrieben worden, aber greifbare Spuren des Lagers,
der Ara und des Oppidum Ubiorum waren bisher nicht nachweisbar. So schrieb auch
Klinkenberg im Jahre 19061): ,,Überreste des Oppidum Ubiorum und des Legions-
lagers lassen sich nicht mit Sicherheit feststellen.“ Das kam vor allem daher, daß man
früher in Köln nur solche Gegenstände sammelte, die man in die Vitrinen der Schau-
sammlung stellen konnte. Ein Magazin gab es damals noch gar nicht. Aber seit dem
Jahre 1923 war ich bestrebt, nicht nur nach Möglichkeit alle Erdbewegungen auf dem
ganzen weiten Stadtgebiet systematisch zu überwachen, sondern vor allem Material
aus den tiefsten Schichten unmittelbar über dem gewachsenen Boden selbst zu ent-
nehmen. So kam im Laufe der Jahre eine stattliche Zahl von Bruchstücken von Ge-
fäßen in sog. arretinischer Sigillata zusammen, die sich über die ganze Kölner Alt-
stadt verteilen. Sie gehören der augusteischen Zeit an, können also mit der Kolonie-
stadt des Jahres 50 n. Chr. nichts zu tun haben. Aber es blieb zunächst die Frage unge-
klärt, ob es sich dabei um Überbleibsel des Zweilegionenlagers oder aber des Oppidum
Ubiorum handelte, bis eine Reihe neuer, genau beobachteter Funde vom Jahre 1927 an
zu eindeutigen Feststellungen führte.
I. Das Straßennetz der augusteischen Zeit (Taf. 1).
1. Auf der SW-Seite der ApoSteinkirche (Fundber. 27.5)2).
Weil die im Keller unter der Sakristei von St. Aposteln eingebaute Heizanlage sich
als unzulänglich erwiesen hatte, wurde im Sommer 1927 ein Umbau vorgenommen
und der vorhandene LIeizraum vertieft. Dieser liegt unmittelbar neben der südlichen
Seitenschiffwand. Bei diesen Arbeiten fanden sich hochinteressante Siedlungsreste

x) Das römische Köln 163.
2) Die Überwachung dieser und der meisten der nachfolgenden Fundstellen besorgte der Ausgrabungstechniker
P. A. Tholen. Er hat 20 Jahre lang mit großer Liebe und unendlichem Fleiß an der Erforschung des römischen Köln
mitgearbeitet.

2
 
Annotationen