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Jacopo Sannazaro, Arcadia

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und Lykurgs Familiengrab in den pseudoplutarchischen Redner-
biographien nicht mehr begegnet ist1). Altehrwürdige Quellen
wie Herodots und Diodors Pyramidenschilderungen (cf, S, 12)
konnten Sannazaro auf den Gedanken des Pyramidengrabes ge-
bracht haben, den irgendwie persönliche Erinnerungen lebendig
gestaltet haben mochten, z. B, Erinnerungen an das erst 1499 zer-
störte Sepulchrum Scipionum in Rom oder an die Cestiuspyra-
mide, mit der es Ähnlichkeit hatte, oder an das Grab seiner Mutter,
da ja Massilia eine Reminiszenz an seine Mutter Massella zu sein
scheint. Die andere kurze Ekphrasis führt in eine Bergeshöhle, bei
deren Eingang die Syrinx des Pan an einer schattenspendenden
Pinie hängt. In diesem Heiligtum des Hirtengottes steht auf stei-
nernem Altar die Statue des Pan in Holz geschnitten (Pr. X,
S, 195f,). Auf einen langen Stock gestützt steht der ziegenbeinige
Hirtengott, zwei aufwärts gerichtete Hörner auf dem Kopf, mit
einem Gesicht rot wie reife Erdbeeren, mit borstigen Beinen und
Füßen und einem weißgefleckten Fell als Mantel. Wahrlich ein
robustes Kunstwerk, dem man seinen ländlichen Charakter nicht
absprechen kann! Holzstatuen gab es zwar von alters her, und
Cicero erwähnt beispielsweise in der 4, verrinischen Rede ein ur-
altes hölzernes Fortuna-Standbild,- aber eine buntbemalte Holz-
figur wie dieser Pan ist ein Unikum in der Ekphrasis und darf
Sannazaros außerordentlicher Anpassungsfähigkeit an das Ein-
fache der Hirtenart zugeschrieben werden 2),
Demselben Sinn für das ländlich Einfache entsprungen, doch
unvergleichlich wertvoller ist Sannazaros ausführliche Schilderung
eines Holzbechers (Pr, IV, S, 64ff.), den der Ziegenhirte Elpino
bei Anlaß eines Wettgesanges seinem Partner als Siegespreis ver-
spricht für den Fall, daß die Hirtinnen diesem den Sieg zusprechen
sollten, Motivierung und Durchführung dieser Becherwiedergabe
gehen auf Theokrits 1, Idylle und deren Nachahmung durch Vergil
zurück. Nachdem wir uns über Theokrits und Vergils Becher-
beschreibung im Zusammenhang mit der Antike Rechenschaft ge-
geben haben (cf, S, 4f,), bleibt uns an dieser Stelle die erfreuliche
Feststellung zu machen, daß Sannazaro in Art und Ausführlich-
keit dem syrakusanischen Bukoliker bedeutend näher gekommen
ist als Vergil es seinerzeit vermocht hatte. Was Theokrit in der
 
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