Überblick
Die dieser Arbeit zugrunde gelegte Frage, ob die Erdbeschrei-
bung entscheidenden Einfluß ausgeübt hat auf das Fortleben
der Götter in Literatur und Kunst des Mittelalters und der Renais-
sance, wird durch die in unseren Ausführungen dargelegten Tat-
sachen durchaus bejahend beantwortet. Fassen wir zusammen, so
ergibt sich vorerst für die homerische und vergilische Ekphrasis in
der Antike selbst eine begründende Stellung hinsichtlich der Reich-
haltigkeit der Motive und des formalen Aufbaus, während erst
die ovidische die eigentliche Götterdarstellung bringt.
Die Vorliebe Götter zu schildern stammt von Ovids Sonnen-
burg her und geht, während Properz und Claudian eher das
Tempel-Motiv weiterführen, dank Catulls Schilderung der Pur-
purdecke von Peleus und Thetis und den besonders auf ekphra-
stischem Gebiete die erste heidnisch-christliche Synthese schaffen-
den Sidonius auf das Mittelalter über. Kritiklos übernehmen sie
Martianus Capella und seine Nachfolger und begründen in ihren
weitläufigen Göttermoralisationen den Kanon auf Jahrhun-
derte hinaus. Man denke z. B. an die Grazien des Fulgentius
(Abb. 2)!
Was den Anteil der Kunst an diesem Götiererbe anbelangt,
so unterstützt schon die frühchristliche den literarischen Einfluß
durch häufige Übernahme einzelner Göttertypen entweder als
Symbole oder auch nur als Ornamente,- und im Mittelalter wer-
den genau ebenso dem Schönheitssinn zuliebe heidnische Kunst-
werke christlich umgedeutet. Im 12. und 13. Jahrhundert ver-
mochten sich die Planetengötter auf Grund ihrer ausführlichen
Beschreibungen in den damals beliebten Astrologiebüchern als
erste in das Christentum hinüber zu retten, allerdings nicht ohne
gründliche Anpassung an die zeitgenössische, beziehungsweise an
die kirchliche Denkungsart, Entweder wurden die Götter nun-
mehr nach der schon von Augustin und Origenes begründeten
patristischen Lehre als Dämonen aufgefaßt, wie es in der „Legenda
Die dieser Arbeit zugrunde gelegte Frage, ob die Erdbeschrei-
bung entscheidenden Einfluß ausgeübt hat auf das Fortleben
der Götter in Literatur und Kunst des Mittelalters und der Renais-
sance, wird durch die in unseren Ausführungen dargelegten Tat-
sachen durchaus bejahend beantwortet. Fassen wir zusammen, so
ergibt sich vorerst für die homerische und vergilische Ekphrasis in
der Antike selbst eine begründende Stellung hinsichtlich der Reich-
haltigkeit der Motive und des formalen Aufbaus, während erst
die ovidische die eigentliche Götterdarstellung bringt.
Die Vorliebe Götter zu schildern stammt von Ovids Sonnen-
burg her und geht, während Properz und Claudian eher das
Tempel-Motiv weiterführen, dank Catulls Schilderung der Pur-
purdecke von Peleus und Thetis und den besonders auf ekphra-
stischem Gebiete die erste heidnisch-christliche Synthese schaffen-
den Sidonius auf das Mittelalter über. Kritiklos übernehmen sie
Martianus Capella und seine Nachfolger und begründen in ihren
weitläufigen Göttermoralisationen den Kanon auf Jahrhun-
derte hinaus. Man denke z. B. an die Grazien des Fulgentius
(Abb. 2)!
Was den Anteil der Kunst an diesem Götiererbe anbelangt,
so unterstützt schon die frühchristliche den literarischen Einfluß
durch häufige Übernahme einzelner Göttertypen entweder als
Symbole oder auch nur als Ornamente,- und im Mittelalter wer-
den genau ebenso dem Schönheitssinn zuliebe heidnische Kunst-
werke christlich umgedeutet. Im 12. und 13. Jahrhundert ver-
mochten sich die Planetengötter auf Grund ihrer ausführlichen
Beschreibungen in den damals beliebten Astrologiebüchern als
erste in das Christentum hinüber zu retten, allerdings nicht ohne
gründliche Anpassung an die zeitgenössische, beziehungsweise an
die kirchliche Denkungsart, Entweder wurden die Götter nun-
mehr nach der schon von Augustin und Origenes begründeten
patristischen Lehre als Dämonen aufgefaßt, wie es in der „Legenda