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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 8.1900

DOI Artikel:
Kapff, Ernst: Neue Funde vom "Altenburger Feld" bei Cannstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.32238#0082
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vielleicht angehängt war. Eine farbige Beinperie. 3 Ohrringe von
Bronze, mit 3 cm Dnrchmesser (von innen gemessen). 1 Bruchstück
eines soichen. 7 Fibuiae von Bronze. 3 Fibulae von Bronze, ais
Bruchstücke erhaiten. Ferner kieinere Bronzefragmente.
Crrab 2. Ein ganzes Skelett, dessen Schädel aber nicht in der
natürlichen Lage, sondern gestellt war, also horizontal schaute, mit
der Richtung nach Nordosten, während das übrige Skelett mehr eine
nordsüdliche Lage hatte.
Beigaben: Ein Racher Bernsteinring von stark 3 cm Durch-
messer (von aussen gemessen). 2 Eisenscheiben von etwa derselben
Grösse. Bruchstück einer Bronzefibel.
Grab 3. Skelett, mit Angesicht nach Norden, Schädel ge-
trennt vom Wirbel, Unterkiefer 10 cm vom Oberkiefer disloziert.
Auch sonst unregelmässige Lage der Gebeine.
Beigaben: Zwischen den Füssen ein dunkelgraues, Raschen-
förmiges Thongefäss, mit glänzendem (Graphit?)-Ueberzug, Reifelung
am Hals und zwischen Hals und Bauchung. (Zerdrückt.) Zwischen
dem Gefäss und Rumpf lag Holzkohle. An 2 Fingern je ein einfacher
Bronzering ohne jedes Ornament. Um die Halswirbel Reste eines
vergangenen Bronzekettchens. 3 Bronzehbeln auf der Brust, davon
eine mit Eiseneinlage versehen, in der sich mutmasslich Email oder
dergleichen befunden hatte. 1 Eisen-Fibula.
Grab 4. Eine Menge Feldsteine, unter diesen einige Knochen,
aber kein ganzes Skelett.
Beigaben: 0.
Der Eindruck, den die 4 Gräber machten, die alle, was schon
die tiefe Lage von Haus aus wahrscheinlich erscheinen lässt, bei der
Oelfnung sich unberührt vorfanden, ist das, dass Skelettteile von einer
Wahlstatt zusammengelesen und nachträglich beerdigt wurden. Dass
es sich um kein eigentliches Totenfeld handelt, war bei der gründ-
lichen Abgrabung des Terrains zweifeilos zu erkennen. Auf der
Brandstätte, an der gar keine Spuren menschlicher Siedelung sich
vorfinden, könnten die gesammelten Gebeine in der Mehrzahl ver-
brannt worden sein. Das Thongefäss als Beigabe könnte dagegen
sprechen, obwohl sich auch hiefür eine Erklärung wohl finden hesse,
ebenso die 2 Bronzehngerringe, die, wenn sie einem Manne gehörten,
am kleinen Finger müssen getragen worden sein, falls man nicht
besonders schlanke Hände annehmen will.
Was die Zeit anlangt, der die Fundstücke angehören mögen,
so Hegt es nahe, besonders mit Rücksichf auf die Fibeln mit zurück-
geschlagenem Bügel, an die La Tene-Periode zu denken. Professor
ScHUMACHER in Karlsruhe, dem ich einen Teil der Funde zusandte
— das Thongefäss war nicht darunter —, schrieb mir: „Ihre hoch-
interessanten Funde gehören zu den ersten gut bezeugten Früh-
La Tene-FIachgräber unseres Gebiets." Während in der Schweiz,
Frankreich u. a. 0. Flachgräber dieser Zeit schon längst gefunden
sind, und auf unserem Gebiet einzelne Gräberfunde längst in diesem
Verdacht standen, wären diese Cannstatter Gräber nach seiner Ansicht
 
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