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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

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Vorgeschichtliche Metallzeit
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Ringwälle
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Goessler, Peter: 2. Die prähistorischen Befestigungen auf dem Lemberg bei Feuerbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0045
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39

also muß die untere Schicht eine Zeitlang offen gelegen haben, ehe
die obere, den eigentlichen Wallaufbau in der seither geschilderten
Konstruktion bildende, darüber gelegt wurde. Alle Scherben, Tier-
knochen, darunter besonders Schaf und Rind, und Muscheln fanden sich
unter der Aufschüttung. Die untere Fundschicht nun besteht zu unterst
aus den Spuren von zahlreichen, vom Feuer verkohlten Balken, darüber
kommen5o—6ocm hoch verbrannte Sandsteine, leicht angebrannte, meist
aufgespaltene Tierknochen, Stücke von Rehmhüttenbewurf und Asche
mit Scherben. Sie ist dann abgedeckt mit dem natürlichen Rehm.
Zu oberst waren keinerlei Brandspuren. Das Holzbalkenlager ist
ganz regelmäßig: in der Rängsrichtung des Walls (N nach S) ließen
sich in mehr oder weniger deutlicher Erhaltung eine Reihe von min-
destens 18 Balken, je 30 cm dick und mit 0,30 cm lichter Distanz gelegt,
auf die Breite von etwa 10—11 m feststellen (auf Abb. 3 durch
Steine bezeichnet); der Rängsbalken No. 9, 5 m vom Ostanfang (bei
der Fiche), war mit dem nächsten durch einen Querbalken (4,80 bis
5,60 m) verbunden. Bei 5,30—5,90 östlich vom 1. Balken der Ost-
seite war ein großes Pfostenloch (382,41 N. N.), bei 3,20—4,40 aber
ein großes Schuttloch (382,17 N. N.) (beide s. Abb. 3); das N. N. der
Balkenlage war 383,15, also etwa 20 cm über dem natürlichen Durch-
schnittsniveau. Wie schon der auffallend starke Scherbenbefund in
dieser Tiefe, indes oben fast keine erschienen, und der eingeschwemmte
Rehm besagte, handelt es sich hier um keinen Wall, sondern um die
Reste von Wohnungen; die liegenden Balken gehören teils
zum Rost, auf den sie gesetzt waren, teils zu dem aufgehenden Fach-
werk. Über die Außenwand aber belehrte ein ca. 3 m nördlich davon
im Wall gemachter Einschnitt: dieser ergab zwei gut gefugte Trocken-
mauerstücke von 1,40 m Ränge (N—S) und 21/? m Breite (OW);
die 7—8 untersten Ragen mit ca. 0,40 m Höhe waren noch gut hori-
zontal gelagert erhalten. Darüber war die gewöhnliche Wallschüttung
gelegt. Bäume hinderten, die Verbindung zwischen dieser Mauer und
den Balken und Röchern herzustellen. Es genügte auch die Feststellung
zweier zusammenstoßender Wohnungen, deren eine mehr ein Fachwerk-
bau war, indes die andere Wände, vielleicht auch nur den Sockel aus
Trockenmauerung besaß. Beide wurden durch Feuer zerstört, und erst
dann wurde darüber der Wall angelegt samt dem Graben, letzterer unter
Ausnützung einer natürlichen Mulde. Daß die Mauer in der Mitte nicht
zum Wall gehört, geht schon aus der Erwägung hervor, daß man eine
so gut gefugte Mauer doch nicht in die Mitte, sondern an die Stirne
des Walls setzt als Schutz nach außen und zugleich zur Versteifung
der Aufschüttung. Daß andererseits das Balkenwerk nicht zu der
Wallkonstruktion gehört, beweisen schon die Tatsachen, daß nirgends
sonst ein solcher „murus alternis trabibus ac saxis“ bemerkt wurde, daß
ferner die Balken nur in der einen, unteren, Rage erschienen, und end-
lich daß jede Spur von regelmäßigen vertikalen Balken, die ein solches
System ergänzen müßten, fehlte.
Der Graben war etwa 9 m breit; er steigt jenseits an zur Kontre-
eskarpe (384,00 N. N.). Seine Sohle war abgerundet und breit und
 
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