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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 16.1908

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Römische Zeit
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Sontheimer, Ludwig: Winterlingen OA. Balingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43786#0095
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Buntsandsteine. Dabei lagen viele Ziegel, einige Scherben und Pferde-
knochen.
Es ergibt sich, nimmt man die früher unweit der Kirche entdeckten
alamannischen Gräber dazu, ein ziemlich klares und typisches
Bild des alten Waldm össingen: Für die Siedlung der Römer
war maßgebend die Wahl des strategisch einzig möglichen Platzes,
die Burghalde, zumal an ihrem Südfuß auch die doch wohl prähistorische
Straße von Epfendorf her vorbeiführte: letztere, von den Römern
übernommen, war die direkte Fortsetzung des letzten geradlinigen
Stücks der Vespasianischen Invasionsstraße, die nordwestlich des
Kastells auf einem bereits römischen Damm (s. Nägele, Kastell Wald-
mössingen S. 6) den Weihersumpf überschritt. Die naturgemäße Aus-
dehnung hatte die ans Kastell sich anschließende bürgerliche Siedlung,
die übrigens bei der rein militärischen Veranlassung zum römischen
Waldmössingen keine große Bedeutung und Ausdehnung gehabt haben
konnte, nur gegen Osten, Norden und Süden; westwärts aber lag das
große Sumpfgebiet des Heimbachs und dessen Quelle war dadurch
vom Kastell aus zu schwer zugänglich, als daß sie die Römer gelockt
hätte, und von einer Sicherung der römischen Verbindung nach Schram-
berg oder Villingen ist, wie mir NÄGELE sagt, gar nichts bekannt. Die
Alamannen alsdann setzten sich nach ihrer Gewohnheit neben die
Römerspuren in die nördlichen Ausläufer des Kirchbergs: so entstanden
die Anfänge des heutigen Waldmössingen, zum erstenmal urkundlich
genannt im Jahre 994. Abseits aber lag um die Heimbachquelle ein
vielleicht an heidnischen Quellenkult aus der Germanen- oder prä-
historischen Zeit anknüpfender christlicher Wallfahrtsort, mit der
Umgegend, vor allem auch mit dem aus dem Frühgermanischen ent-
wickelten Orte durch einfache Schotterwege mit gelegentlichen Prügel-
dämmen verbunden.
Der bei Sulgau angegrabene „römische,, Wartturm hat keine
Beweise römischen Ursprungs für sich. Dagegen sollen nach Angabe
NÄGELEs unweit des nördlichsten Punktes der Kinzigtalstraße zwischen
Kiener und Waldmössingen im „Götzenstrütle“ im Staffelbach (zwi-
schen P. 671,1 und662,3, Karte 1: 25000 Bl. 129) römische Dach-
ziegel gefunden werden.
Anderes s. u. „Rötenberg“ S. 72 f. Goessler.
Winterlingen OA. Balingen.
Von Dr. E. Sontheimer , Stuttgart. An der Römerstraße, die
von Undingen über Salmendingen führt, und in einem rechten Winkel
über Burladingen—Bitz—Winterlingen immer in südlicher Richtung
laufend bis Daiz bei Sigmaringen festgestellt ist (nachgewiesen von
Prof. NÄGELE, Westd. Zeitschr. 18 (1899) 110) fand sich neben dem
noch deutlich sichtbaren Straßenkörper zwischen Bitz und Winter-
lingen in einem Grundstück 80 m südlich der Straßenkreuzung nach
Benzingen, kaum 10 Schritte von der Römerstraße entfernt, im April
1908 eine römische Zisterne bei der Anlage von Drainagegräben.
Aus ihr stammt das Fundb. XV, S. 62 und Taf. VI, 2 veröffentlichte,
Glasarbeit nachahmende Tongefäß. — Nach den Berichten des Schult-
 
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