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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 16.1962

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Filtzinger, Philipp: Kastell Emerkingen (Kr. Ehingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.68416#0091

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Kastell Emerkingen

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römischer Zeit kam. Noch im gleichen Jahr haben P. Go eß ler und
G. B e r s u mit einer größeren Grabung in Rißtissen begonnen (1912—1914)
und hier ein claudisches und ein vespasianisches Lager nachgewiesen. Der
Ausbruch des Krieges verhinderte jedoch die Fortführung der Arbeiten.
Erst 1959/60 hat G. Mildenberger weitere Untersuchungen im Kastell
vorgenommen.6
Bald nach der Entdeckung von Kastell Rißtissen beobachtete G. Burk-
hardt bei Emerkingen einen Bauern, der auf seinem Acker in der Flur
„Schindergrube“ damit beschäftigt war, Mauerreste, auf die er beim
Pflügen gestoßen war, aus dem Boden zu entfernen. Eine sogleich durch-
geführte Grabung ergab das Fundament eines rechteckigen Steingebäudes
von 26,7 X 32,5 m, das aus einem Hof und fünf an der Westseite aufge-
reihten Räumen bestand. Eine genaue Untersuchung des mittleren Raumes
— vom Ausgräber mit A bezeichnet — ließ zwei Bauperioden erkennen.
Leider konnte die Grabung wegen Einspruch des Grundstückeigentümers
nicht fortgesetzt werden.
Schon damals gelangte G. Burkhardt durch einen Vergleich dieses
Gebäudegrundrisses mit dem des Mittelgebäudes von Kastell Wiesbaden
zu der Ansicht, das Prätorium (heute Principia genannt7) des Kastells Emer-
kingen gefunden zu haben, zumal er etwa 50 m nördlich des Gebäudes in
zwei Schnitten eine nach Norden abfallende rote Sandschicht feststellte, die
er als innere Böschung eines Kastellgrabens deutete. Nach seinen Angaben
beginnen die Keramikfunde seiner Grabung in vespasianischer Zeit und
reichen bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. Er konnte allerdings schon auf Emer-
kinger Sigillaten im Museum Ehingen hinweisen, die R. Knorr in clau-
dische und vespasianische Zeit datierte. Außerdem hatte Oberpräzeptor
Dom aus Rottweil im Jahre 1911 auf den „Goldäckern“ (westlich der Flur
„Schindergrube“) Terra sigillata aufgelesen, deren große Ähnlichkeit mit
den Funden von Rißtissen L. Sontheimer damals erkannte.8
Im Jahre 1928 fand Generalleutnant G. Michahelles an der Iller-
mündung bei Unterkirchberg ein weiteres frührömisches Kastell, das zur
gleichen Zeit wie Kastell Rißtissen besetzt war.9
6 Rißtissen: OAB Ehingen2 (1893), 294 ff. — Fundber. Schwaben 18, 1910, 63; 19, 1911,
73, Nr. 4; 20, 1912, 44 ff. — Siehe u. a. W. Nestle, Funde antiker Münzen, 82 f., Nr. 204
(vgl. Anm. 5). — Fundber. Schwaben 1, 1893, 43, Nr. 204; 15, 1907, 68, Nr. 204. — Fest-
schr. d. Kgl. Altertümersammlung Stuttgart 1912, 46 ff. (P. Goeßler) u. 56 ff. (R. Knorr).
— Fundber. Schwaben 20, 1912, 54, Nr. 204. — Fundber. Schwaben NF 3, 1926, 121 f.;
NF 5, 1930, 84; NF 7, 1932, 55. — Fundber. Schwaben 21, 1913, 66 ff.; 22/24, 1914/16, 26,
Nr. 2. — Weiterhin ist Rißtissen behandelt bei G. Ulbert, Die römischen Donau-
kastelle Aislingen und Burghöfe. Limesforschungen 1 (1959), vor allem 22 f. — Im
Zusammenhang mit einem Schulhausneubau im Kastellgelände untersuchte Prof.
G. Mildenberger für das Staatl. Amt f. Denkmalpflege Tübingen im Herbst 1959 eine
Fläche von über 1300 qm. Ergänzende Untersuchungen hierzu erfolgten im Frühjahr
1960 unter Leitung von cand. phil. B. Hänsel. Vgl. die Vorberichte hierüber in Ger-
mania 39, 1961, 69 ff. und in diesem Band 106 ff.
7 Trierer Zeitschr. 18, 1949, 243 ff. (W. Schleiermacher).
8 Emerkingen: OAB Ehingen2 (1893), 293 (K. Miller). — Fundber. Schwaben 17, 1909, 31;
18, 1910, 27 ff.; 20, 1912, 36 f.; 21, 1913, 45 ff. (sämtliche G. Burkhardt); 21, 1913, 50 ff.
(L. Sontheimer); 21, 1913, 112 ff. (R. Knorr); NF 8, 1935, 100. — R i W 3 (1932), 300.
9 Unterkirchberg: OAB Laupheim (1856), 92 f. — Fundber. Schwaben 8, 1900, 15. —
R i W 2 (1930), 207f. — Aus dem Ulmer Winkel 8, 1914, 29f.; 9, 1914, 33f. (P. Reinecke);
4, 1921, 13 ff.; 1, 1928, lf.; 1, 1929, 1 ff. (G. Michahelles). — Germania 13, 1929, 1 ff.
(W. Veeck). — Fundber. Schwaben NF 2, 1924, 40, Nr. 219; NF 4, 1928, 110, Nr. 219;
NF 5, 1930, 95, Nr. 219. — Vgl. Germania 15, 1931, 237 f., 242 f. (P. Reinecke). Aber: Aus
dem Ulmer Winkel 9, 1914, 33. — Vgl. Fundber. Schwaben NF 8, 1935, 116. — Ger-
mania 13, 1929, 7 ff. (R. Knorr).
 
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