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Furtwängler, Adolf
Beschreibung der geschnittenen Steine im Antiquarium — Berlin, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.3974#0011
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Vorwort und Geschichte der Sammlung.

XI

gewerblicher Hinsicht durch die Fassung bedeutende Renaissance-Cameen dem Kunstgewerbe-
Museum überwiesen.

Der schwierigste Theil meiner Arbeit war, das auch nach Abzug der erwähnten Stücke
ungeheure Material neu anzuordnen, indem ich dieselben Prinzipien auf dies Gebiet übertrug,
die ich bei der Anordnung der Vasensammlung durchgeführt hatte. Auch bei den Gemmen fehlte
mir so gut wie jegliche Vorarbeit und ich musste Alles erst allmälig durch eigene Erfahrung lernen.
Sehr förderlich war es mir dabei, dass die Generalverwaltung der Kgl. Museen meine Studien
dadurch unterstützte, dass sie mir den Besuch der bedeutendsten auswärtigen Sammlungen ermöglichte.

Die Anordnung ist im Ganzen die historische. Innerhalb der Epochen sind Gruppen
nach Stil, Technik oder Material gebildet. Die Begründung meiner Gruppirungen wird sich
dem, der ihr nachzugehen sucht, leicht von selbst ergeben; sie wird indess in einer demnächst
von mir erscheinenden zusammenfassenden Arbeit über die Gemmen enthalten sein. Hier
bemerke ich nur, dass die Gruppirung in manchen Fällen allein vor den Originalen, nicht
nach den Abdrücken oder Abbildungen richtig zu beurtheilen ist. Oft wird ein Blick auf die
Originale genügen, um die Gründe der Zusammenordnung gewisser Stücke zu verstehen, die
sonst nicht sogleich einleuchten. Natürlich hatte ich oft zwischen verschiedenen Arten der
Anordnung zu wählen und ich will keineswegs behaupten, dass ich immer auch die beste Art
getroffen habe. Bei den späteren konvexen Gemmen z. B. sind Pasten und Steine untermischt
angeordnet; vielleicht wäre es besser gewesen, auch hier wie bei den flachen Gemmen beide
zu trennen. Die dort mit den Pasten vereinigten konvexen Steine sind zum grösseren Theile
wesentlich jünger als die Mehrzahl der Pasten derselben Abtheilung. Hier wäre noch schärfere
Trennung am Platze gewesen. Andererseits durfte ich aber in der Scheidung nicht zu weit
gehen. Ich habe bei der schliesslichen Ausarbeitung viele kleinere Gruppen wieder zu grösseren
verschmolzen, weil sie sich nicht scharf genug lostrennen Hessen.

Das ausführliche sachliche Register sorgt dafür, dass auch der gegenständliche Gesichts-
punkt, der in den älteren Cataiogen der allein herrschende ist, zu seinem Rechte kommt. Ob-
wol jetzt die Darstellungen z. B. des Zeus, des Apollon u. s. f. unter die verschiedensten
Rubriken zerstreut sind, ist es doch mit Hilfe des Registers leicht, sich über alle vorhandenen
Darstellungen jener Gottheiten zu unterrichten.

Auch die Identificirung aller in der älteren Litteratur erwähnten Gemmen der Samm-
lung mit den neuen Nummern ist leicht durch die zu Anfang des Registers gegebenen ver-
gleichenden Nummerntabellen.

Die Beschreibungen habe ich wie bei den Vasen bei möglichster Kürze möglichst
inhaltreich zu gestalten gesucht, dagegen auf die stilistische Abrundung durch entbehrliche Worte
verzichtet. Es ist dies der für den Stil von Cataiogen nach meiner Ansicht einzig richtige Grundsatz.

Die Beschreibung wird wesentlich unterstützt durch die Abbildungen, die auf 71
Tafeln alle einigermassen wichtigeren Stücke, bei den antiken Gemmen so ziemlich alle in der
Sammlung vorkommenden Bildertypen enthalten. Es sind 5515 Stück auf den Tafeln abgebildet.
Die Abbildungen sind alle in der Grösse der Originale gemacht, weshalb in der Beschreibung
auf Grössenangabe verzichtet werden konnte. Von den Intaglien sind die Gypsabdrücke, von
den Cameen die Originale selbst abgebildet. Die auf Taf. 71 ausser dem Onyxgefäss zur
Füllung des Raumes vereinigten Nummern sind Nachträge zu den früheren Tafeln.

Die modernen Fassungen sind als gleichgültig in der Regel nicht erwähnt; nur wenn
sie eine Besonderheit boten, sind sie hervorgehoben. Die alten Bestände sind alle gefasst, die
neueren Erwerbungen nur dann, wenn sie mit Fassung angekauft wurden. Die antiken Fassungen
und alle bemerkenswerthen Formen der Gemmen sind jeweils im Texte abgebildet. Auch eine
Anzahl von durchsichtigen Glascameen und plastischen Arbeiten in Edelstein, sind durch Zeich-
nungen im Text vergegenwärtigt, da sie nicht photographirt werden konnten.

Eine meiner Neuordnung entsprechende neue öffentliche Aufstellung der Gemmen,
die ich beabsichtigt hatte, konnte ich nicht mehr ausführen, da ich, nachdem der Druck des
Cataloges. eben begonnen hatte, nach München übersiedelte. Prof. Dr. Winnefeld, der sich,
wie schon oben bemerkt, der Correctur des Cataloges in dankenswerthester Weise angenommen
führte auch die Neuaufstellung einer Auswahl der Gemmen auf Grund meines Cataloges aus.

München, im März 1896. A. Furtwäno-ler.

hat,
 
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