XIII, 4
DIE GARTENKUNST.
73
mm.
T>tc durch <V< 'Ufert:
(anvaiierUsßfrqfscnfei'
Wettbewerb Rüdesheimer Platz, Wilmersdorf bei Berlin:
Blick auf den Platz durch den Abschlußbogen der Landauerstraße, nach dem Entwurf von F. Schumann, Dresden.
tadellos erhalten, ja sogar frischer aussehend als an
den unbewachsenen Stellen.
Sehr günstig wirkt der Efeu in regen- und sturm-
reicher Gegend und in rauhen Höhenlagen mit außer-
gewöhnlich starkem Duft- und Eisbehang, der auch den
besten Verputz in wenigen Jahren vernichtet und gegen
den sonst nur die Schieferbekleidung Schutz bietet. In
Weddewarden bei Bremerhaven liegt hart am Deich
eine Reihe von Bauernhäusern, an den den Sturm-
winden ausgesetzten westlichen Giebelseiten ganz von
Efeu bekleidet, ein Beweis, wie sehr das Volk den
Nutzen des Efeus schätzt; der Bauer pflegt meist nur
das zu tun, was ihm Vorteil bringt; des schönen Aus-
sehens halber pflanzt er den Efeu nicht. Die olden-
burgische Eisenbahndirektion ließ vor 30—40 Jahren
eine ganze Anzahl Bahnhofsgebäude mit Efeu dicht
beranken. Die Erfahrung hat gezeigt, wie Baurat
Rauchheld berichtet, daß selbst starker Schlagregen
kaum bis auf das Mauerwerk durchdringen kann und
daß die Mauern vollständig trocken sind.
Es werden sogar Beispiele dafür namhaft gemacht,
daß eine bis dahin feuchte Wand durch Pflanzen von
Efeu trocken wurde, so der spätgotische Backstein-
rohbau der katholischen Kirche in Meseritz, der
vor 12 Jahren mit Efeu bepflanzt wurde, die Schlag-
wetterseite eines Hauses in Dortmund, das Förster-
wohnhaus in Sallgast, ein Wohnhaus im Dorfe Schörn-
born u. a.
Ich schließe diese Beobachtungen über günstigen
Einfluß des Efeus mit dem Hinweis auf eine aus-
führliche Erörterung, die ich Baurat Herzig in Hildes-
heim über den üppigen und alten Efeuwuchs an dem
zweistöckigen Domkreuzgang in Hildesheim verdanke.
Nirgends hat Herzig je trotz eingehender Untersu-
chungen ein tieferes Eindringen der Haftwurzeln oder
gar ein Sprengen des Mauerwerks gefunden, selbst
nicht an den schrägen Abdachungen der Strebepfeiler.
Und das, obwohl das aus Hildesheimer Brüchen stam-
mende Sandsteinmaterial des Baues weich und nicht be-
sonders widerstandsfähig ist. Dazu hält der Ef eu di e Mauern
vollständig trocken. Infolge der guten Erfahrungen am
Kreuzgang ließ Baurat Herzig auch an der Westseite
des Domes, die besonders feucht war, Efeu pflanzen;
je mehr derEfeu sich ausbreitete, desto merk-
licher ließ auch hier die Feuchtigkeit nach.
In einigen Zuschriften wird allerdings auch der
Efeuverkleidung Schuld an der Feuchtigkeit der Mauer
gegeben. Doch fragt es sich, ob in solchen Fällen
wirklich der Efeu die Schuld ganz oder teilweise trägt
oder ob nicht vielmehr die Feuchtigkeit von dem um-
gebenden Boden herrührt oder auch von mangel-
haftem Luftzutritt infolge eingeschlossener Lage des
Baues oder der Mauer. Je freier die Lage eines Baues,
desto weniger ist Feuchtigkeit zu fürchten; schon aus
diesem Grunde kann bei Burgruinen auf windumrauschten
Höhen von einer durch Efeu herbeigeführten Durch-
feuchtung der Mauern nicht die Rede sein.
Zu den ganz wenigen Fällen, in welchen die Zu-
schriften von Feuchtigkeit durch Efeu sprechen, gehört
der südliche Querschiffflügel der ehemaligen Kloster-
kirche zu Bordesholm bei Kiel, wo der vom Wind ge-
triebene Regen durch die Efeubelaubung bis in die
DIE GARTENKUNST.
73
mm.
T>tc durch <V< 'Ufert:
(anvaiierUsßfrqfscnfei'
Wettbewerb Rüdesheimer Platz, Wilmersdorf bei Berlin:
Blick auf den Platz durch den Abschlußbogen der Landauerstraße, nach dem Entwurf von F. Schumann, Dresden.
tadellos erhalten, ja sogar frischer aussehend als an
den unbewachsenen Stellen.
Sehr günstig wirkt der Efeu in regen- und sturm-
reicher Gegend und in rauhen Höhenlagen mit außer-
gewöhnlich starkem Duft- und Eisbehang, der auch den
besten Verputz in wenigen Jahren vernichtet und gegen
den sonst nur die Schieferbekleidung Schutz bietet. In
Weddewarden bei Bremerhaven liegt hart am Deich
eine Reihe von Bauernhäusern, an den den Sturm-
winden ausgesetzten westlichen Giebelseiten ganz von
Efeu bekleidet, ein Beweis, wie sehr das Volk den
Nutzen des Efeus schätzt; der Bauer pflegt meist nur
das zu tun, was ihm Vorteil bringt; des schönen Aus-
sehens halber pflanzt er den Efeu nicht. Die olden-
burgische Eisenbahndirektion ließ vor 30—40 Jahren
eine ganze Anzahl Bahnhofsgebäude mit Efeu dicht
beranken. Die Erfahrung hat gezeigt, wie Baurat
Rauchheld berichtet, daß selbst starker Schlagregen
kaum bis auf das Mauerwerk durchdringen kann und
daß die Mauern vollständig trocken sind.
Es werden sogar Beispiele dafür namhaft gemacht,
daß eine bis dahin feuchte Wand durch Pflanzen von
Efeu trocken wurde, so der spätgotische Backstein-
rohbau der katholischen Kirche in Meseritz, der
vor 12 Jahren mit Efeu bepflanzt wurde, die Schlag-
wetterseite eines Hauses in Dortmund, das Förster-
wohnhaus in Sallgast, ein Wohnhaus im Dorfe Schörn-
born u. a.
Ich schließe diese Beobachtungen über günstigen
Einfluß des Efeus mit dem Hinweis auf eine aus-
führliche Erörterung, die ich Baurat Herzig in Hildes-
heim über den üppigen und alten Efeuwuchs an dem
zweistöckigen Domkreuzgang in Hildesheim verdanke.
Nirgends hat Herzig je trotz eingehender Untersu-
chungen ein tieferes Eindringen der Haftwurzeln oder
gar ein Sprengen des Mauerwerks gefunden, selbst
nicht an den schrägen Abdachungen der Strebepfeiler.
Und das, obwohl das aus Hildesheimer Brüchen stam-
mende Sandsteinmaterial des Baues weich und nicht be-
sonders widerstandsfähig ist. Dazu hält der Ef eu di e Mauern
vollständig trocken. Infolge der guten Erfahrungen am
Kreuzgang ließ Baurat Herzig auch an der Westseite
des Domes, die besonders feucht war, Efeu pflanzen;
je mehr derEfeu sich ausbreitete, desto merk-
licher ließ auch hier die Feuchtigkeit nach.
In einigen Zuschriften wird allerdings auch der
Efeuverkleidung Schuld an der Feuchtigkeit der Mauer
gegeben. Doch fragt es sich, ob in solchen Fällen
wirklich der Efeu die Schuld ganz oder teilweise trägt
oder ob nicht vielmehr die Feuchtigkeit von dem um-
gebenden Boden herrührt oder auch von mangel-
haftem Luftzutritt infolge eingeschlossener Lage des
Baues oder der Mauer. Je freier die Lage eines Baues,
desto weniger ist Feuchtigkeit zu fürchten; schon aus
diesem Grunde kann bei Burgruinen auf windumrauschten
Höhen von einer durch Efeu herbeigeführten Durch-
feuchtung der Mauern nicht die Rede sein.
Zu den ganz wenigen Fällen, in welchen die Zu-
schriften von Feuchtigkeit durch Efeu sprechen, gehört
der südliche Querschiffflügel der ehemaligen Kloster-
kirche zu Bordesholm bei Kiel, wo der vom Wind ge-
triebene Regen durch die Efeubelaubung bis in die